Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
gpril 1914

Zechsundfünfzigster Jahrgang

Nr. 4


0 erscheint monatlich in einem lieft;u Z2 bis 48
2 Seiten unö enthält viele rextillustrationen, 1-2

farbige Kunstbeilagen und bisweilen Noten.

iherausgegeben von
D.theol. David Koch

Oulu) Utik uuv OullllluUUlUU^bU. .. "7" , s>MM
Vrgsn des Sundes der freunde sm Volkskunst

Rosen und Rosmarin.

Mit vier Abbildungen von Rudolf Schäfer.

^^on Rudolf Zchäfer ein neues Werk zu sehen, ist eine Freude. Beim Be-
F trachten der neuen Bilder habe ich freilich wieder schmerzlich vermißt,
daß Schäfer sich meinen Gedanken bisher immer entzogen hat. Ls gäbe
für einen Künstler aus diesem Holz noch anderes als Rosen und Rosmarin. Uber
das scheint in der Tragik zwischen Runstkritiker, der die Dinge sieht, und Künstler,
der von den Ewigkeitswerten träumt, zu liegen, daß man nicht zusammenkommt
im letzten hohen Denken und Wollen.
Was Rudolf Schäfer uns in seinem kleinen Buch gegeben hat, ist eine Aus-
wahl deutscher Volkslieder (Verlag G. Schloeßmann, Leipzig, geb. 5 Rtk.). —
Lin Buch voll Liebe und Güte, voll verträumter Dinge — ein versuch, höchstes
unter die zeichnende Feder zu nehmen. Daß bei einzelnen Motiven Steinhaufen,
Burnand und Schäfer selbst als Gevatterleute funktionieren, das darf uns nicht
einnehmen gegen den Künstler. Man kann nur sagen: Wenn ein großer Lag
an diesen stark schaffenden, scheinbar halb rastenden Künstler von Gottes Gnaden
heran kommt, dann kann noch etwas ganz Großes werden. Ich möchte —
scherzhaft gesagt - die Leute um mich sammeln, die übrige Rentengelder haben,
so ein Prachtexemplar von Künstler und Zukunft ohne Sorgen der Notdurft und
Nahrung zu entlassen in die äußerste Einsamkeit, wo das innere Licht allein
Meister wäre.
Ls ist das mit einem elegischen Ton gesagt, weil die christliche Kunst - die
protestantische christliche Kunst - ist wie eine verlassene Waise. Unsere Zustände
sind vielfach Hemmungen für produktive, neuschöpferische, protestantische Kirchen-
kunst - so sehr einzelne Glieder in unseren Konsistorialverfassungen künstlerisch
veranlagt und anregend sind. Was hätte wohl die katholische Kirche gemacht aus
diesem Massenklang von Tönen: Uhde, Gebhardt, Steinhaufen, Thoma, Burnand,

lO5
 
Annotationen