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äeplemlier 1914 Zechsundfünfzigster Jahrgang

Nr. 9

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lsterausgegeben von
D.lheol. David Euch
erscheint monatlich in einem Heftzu 82 bis 48
Zeiten und enthält viele rexkillustrationen, 1-2
farbige lrunfibeilagen und bisweilen Noten.
Preis für das Vierteljahr 2 stlark. Lu beziehen
durch alle Postämter und Buchhandlungen.



Der Expressionismus auf der Kunstausstellung 1914.
hat Jahre gegeben, wo man im Kreise derer, die sich für Kirchenkunst inter-
essierten, mit Spannung die Kunstausstellungen erwartet hat. Vas ist nun wohl
vorüber. Mit der Abkehr von der Kirche hat auch die Kunst sich in parallele
gehalten. Vas ist keine Anklage gegen die Kunst, sondern nur ein verstehen für ihre Art.
Religiöse und kirchliche Kunst ist Zache innerster Freiheit. Der Inhalt eines
Bildes in der jeweiligen Kunstausstellung ist mehr denn je von dem Subjektivismus
des seiner Persönlichkeit wohl bewußten Künstlers abhängig. Deshalb tragen
auch die modernen Kunstausstellungen dieses unfertige, skizzenhafte Mesen, das die
imponierende Geschlossenheit der früheren Künstlergeneration vermissen läßt und
den Laien eher von der Kunst ablenkt als zu ihr hinführt.
Man hat einem großen Teil der jungen Künstlerschaft gegenüber das Gefühl,
daß ihnen der Zusammenhang mit der deutschen Geisteskultur stark gebricht.
Mo das Herkommen mag? Einmal drängt sich allerlei Volk in die „freie" Kunst
hinein, Boheme-Volk, das zur Kunst nicht viel mehr mitbringt, als eben den
Millen zur Kunst und das so naiv ist, zu glauben, daß ein paar geniale Pinsel-
striche dem „Laien" imponieren. Diese Art von Kunstproduzenten sind ein Übel
für die Kunst als Zunft von edlem Stand. Es wäre an der Zeit, wenn die
Künstlerschaft selbst diese Elemente mit deutlichem Kuck abschütteln würde. Zwischen
den Experimenten eines kulturlosen, zügellosen Menschen und dem Tasten eines
der inneren Gesichte vollen jungen Talents ist doch ein so deutlicher Unterschied,
daß man unschwer beide Elemente unterscheiden kann.
Eine solche Zcheidung der Geister und Meister ist um so mehr im Interesse
der Kunst und Künstler, als ja weithin das Gefühl geht, daß man für die Dar-
stellung der Erscheinungen neue Darstellungsmittel suchen müsse und finden könne.
Aus diesem Glauben heraus haben sich auch jene Sonderlinge auf den Meg
gemacht, der Melt eine neue Meise zu singen nach dem Motto: Expressiv nis-

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