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IHai 1914 Zechsundfünfzigster Jahrgang 14r. 5

tmstliches Kunstchlall
sürMlhe.slhuIeuncilüsus
lherausgegeben von
D.lheol. David l^och
erscheint monatlich in einem kjeft zu Z2 bis 48
D unb enthält viele Qftillustrationen, 1-2
farbige Kunstbeilagen und bisweilen Noten.
H kür das Vierteljahr 2 sstark. Lu beziehen
durch alle Postämter unb buchhanölungen.
Vrgsn des Sundes der freunde für Volkskunst



prolegomena zu einer Lehre von der religiösen
Volkskunst.
von David Noch.
I.
nter den modernen Ästhetikern mag Nonrad Lange in seinem Werke „Das
Wesen der Runst" (Grundzüge einer illusionistischen Runstlehre. 2. Ruff.
Berlin, Grotesche Verlagsbuchhandlung, 1907) die meisten fruchtbaren
Gedanken und Anregungen geben, wenn wir auch nicht zu denselben Resultaten
gelangen, so finden wir doch bei Lange ein so praktisches Verständnis für die
theoretisch sehr komplizierten Fragen, daß sein System die besten Grundlagen für
eine Theorie religiöser Volkskunst gibt, wir folgen daher seiner Gedanken-
ordnung und stellen dabei Zustimmung und Rbweichung heraus. Mit Recht lehnt
Ronrad Lange bei der Bestimmung der Rufgabe der Ästhetik die Forderung der
älteren Ästhetik ab, die der Runst eine bestimmte Rrt des Verhaltens, einen be-
stimmten Inhalt oder eine bestimmte Form als normativ geltend vorschreiben
wollte, wir werden uns, wenn wir auch zu andern Resultaten kommen, doch
der Forderung der modernen Ästhetik auf der theologischen Seite anschließen
müssen, die Lange so formuliert: „Für sie handelt es sich nur darum, aus den
zahllosen verschiedenen Erscheinungsformen der Runst das herauszuschälen, was
immer wiederkehrt, was also dauernd, allgemein menschlich, allgemein gültig ist."
Mit andern Worten: wert hat für uns nur die Runst, die das all-
gemein Menschliche gestaltet hat und weiter gestaltet. Über den
wert des allgemein Menschlichen kann man ja streiten und man kann mit
Schleiermacher eben die Grenzen der Runst — der Religion gegenüber darin sehen,
daß die Vorstellung und Beherrschung des allgemein Menschlichen in der Runst
geistig und stofflich individuell begrenzt ist in der Runst, ins „Universelle" erhoben
aber in der Religion.

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