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Mannes gedenken, deffen Verlust das dentsche Volk, man darf sagen,
die ganze Welt auf das Tiesste bcwegt hat.
Die Nachricht von dem Ableben des Fürsten Bismarck, die
sich am Morgen des 31. Juli — es mar ein Sonntag — verbreitete,
ergriff auch die Bürger unserer Stadt mit patriotischem Schmerz.
Auf dem Rathause, der Universität und auf verschiedenen anderen
öffentlichen Gebäuden murden alsbald Trauerflaggen aufgezogen;
viele Privathäuser solgten diesem Beispiel. Laute Lustbarkeiten unter-
blieben ganz oder murden aus die nächsten Tage verschoben; von
12 bis 1 Uhr ertönte feierliches Trauergeläute. VormittagS trat
der Stadtrat zu einer außerordentlichen Sitzung zusammen und faßte
die Beschlttffe, welche der Augenblick verlangte. Er sprach zunächst
dem nunmehrigen Fürsten Herbert BiSmarck das Beileid der Stadt aus:
„Wollen Em. Durchlaucht dcn Ausdruck des tiessten Schmerzes
entgegennehmen, der beim Hinschciden des größten Staatümannes
des Jahrhunderks, des Schmiedes der deutschen Einheit, des unsterb-
lichen Ehrenbürgers Heidelbergs, die Bevölkerung unserer Stadt em-
pfindet. Scin Andenken werden mir allezeit hochhalten, und sein
Name mird mit der Geschichte der nationalen Wiedergeburt Deutsch-
lands sters auss innigste verknüpst sein."
Dann zog der Siadtrat, begleitet vom AmtSvorstand, dem Pro-
rektor, Mitgliedern des Stadtverordnetenvorstandes und des Bttrger-
ausschuffes, denen sich andere Bürger anschloffen, hinaus zum Denk-
mal, wo sich bald eine dichte Trauerversammlung um die Angekom-
meneu scharte. Einc Abteilimg des städlischen Orchesters trug das
Lied „Jesus meiue Zuversicht" vor; hierauf ergriff der Oberbürger-
meister Dr. Wilckens das Wort zu folgender Ansprache:
„Seit gestern Abend weilt der gewaltige Mann, deffen Mar-
morbildnis auf uns hcruiederschaut, nicht mehr unter den Leben-
digen. Er hat dcr Natur den Tribut gezollt, den ihr jcder vcn uus
eimnal bringen muß. Sein Geist aber mird sortleben, solange es
Teutsche giebt. Noch in späten Tagen wird der unvergleichliche
Staatsmann hochgepriesen werden, der das Vaterland einig und
groß gemacht hat. Nnter dem frischen Eindruck der heute früh aus
Friedrichsruh eingetroffenen Trauerbotschaft widmen wir dem Heim-
Mannes gedenken, deffen Verlust das dentsche Volk, man darf sagen,
die ganze Welt auf das Tiesste bcwegt hat.
Die Nachricht von dem Ableben des Fürsten Bismarck, die
sich am Morgen des 31. Juli — es mar ein Sonntag — verbreitete,
ergriff auch die Bürger unserer Stadt mit patriotischem Schmerz.
Auf dem Rathause, der Universität und auf verschiedenen anderen
öffentlichen Gebäuden murden alsbald Trauerflaggen aufgezogen;
viele Privathäuser solgten diesem Beispiel. Laute Lustbarkeiten unter-
blieben ganz oder murden aus die nächsten Tage verschoben; von
12 bis 1 Uhr ertönte feierliches Trauergeläute. VormittagS trat
der Stadtrat zu einer außerordentlichen Sitzung zusammen und faßte
die Beschlttffe, welche der Augenblick verlangte. Er sprach zunächst
dem nunmehrigen Fürsten Herbert BiSmarck das Beileid der Stadt aus:
„Wollen Em. Durchlaucht dcn Ausdruck des tiessten Schmerzes
entgegennehmen, der beim Hinschciden des größten Staatümannes
des Jahrhunderks, des Schmiedes der deutschen Einheit, des unsterb-
lichen Ehrenbürgers Heidelbergs, die Bevölkerung unserer Stadt em-
pfindet. Scin Andenken werden mir allezeit hochhalten, und sein
Name mird mit der Geschichte der nationalen Wiedergeburt Deutsch-
lands sters auss innigste verknüpst sein."
Dann zog der Siadtrat, begleitet vom AmtSvorstand, dem Pro-
rektor, Mitgliedern des Stadtverordnetenvorstandes und des Bttrger-
ausschuffes, denen sich andere Bürger anschloffen, hinaus zum Denk-
mal, wo sich bald eine dichte Trauerversammlung um die Angekom-
meneu scharte. Einc Abteilimg des städlischen Orchesters trug das
Lied „Jesus meiue Zuversicht" vor; hierauf ergriff der Oberbürger-
meister Dr. Wilckens das Wort zu folgender Ansprache:
„Seit gestern Abend weilt der gewaltige Mann, deffen Mar-
morbildnis auf uns hcruiederschaut, nicht mehr unter den Leben-
digen. Er hat dcr Natur den Tribut gezollt, den ihr jcder vcn uus
eimnal bringen muß. Sein Geist aber mird sortleben, solange es
Teutsche giebt. Noch in späten Tagen wird der unvergleichliche
Staatsmann hochgepriesen werden, der das Vaterland einig und
groß gemacht hat. Nnter dem frischen Eindruck der heute früh aus
Friedrichsruh eingetroffenen Trauerbotschaft widmen wir dem Heim-