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Ende März 1865 alr Stadtpfarrer investiert. Am I.Oktober 1903
trat der edle GreiS in den Ruhestand, den er nur wemg mehr al«
zwei Jahre in stiller Zurückgezogenheit genießen sollte. Geistig frisch
blieb er bis zum letzten Atemzug. Starke Gesnndheit hatte ihn bi»
in sein hoher Alter begleitet und zu den vielen und großen An-
forderungen seines Amtes fähig gemacht. Von jungen Jahren hatte
er vielseitige Bildung ins Leben mitgebracht; sie zu erweitern und
zu vertiefen, wurde er nicht müde. Lebendige Anschauung suchte er
zum Bücherstudium aus Reise», die chn bis nach Rom nnd Palästina
führlen. Sein theologisches Wissen war umsassend, aber ganz ihm
eigen war die originelle Ausdrucksweise, dic seine Predigten so an-
zieheud machte. Auch seine Ansprachen im Gottesdienste für die
Soldaten waren Muster populärer Kanzelberedsamkeit. Eine durchaus
würdige PersSnlichkeit, „ein rechter Priester mit gläubigem Sinn und
demütigem Herzen", äußerlich schlicht und einsach, innerlich religiös
sest iiberzeugt, keine Kampfesnatur, sondern dem Frieden geneigt und
konzilianl in der Form, aber in den Kampfzeilen fest und sicher aus
dem Posten, der ihm angewiesen mar. Das silberne und goldene
Priesterjubilänm, das 25- und 40 jährige Psarrjubiläum, das er seiern
durfte, gaben seinen zahlreichen Verehrern Anlaß zu schönen Kund-
gebungen. Er trug die badische und deutsche Kriegsdenkmünze sür
Nichtkombattanlen, der Großherzog verlieh ihin das Ritterkreuz I. Kl.
der ZLHringer Löwenordens mit Eichenlaub und Schwerlern, der
Erzbischvs ernannte ihn zum Geistlichen Ral. Als ein besonderes
Glück seine» LebenS empjand er, daß ihm vergönnt war, drei neue
Kirchcn sür die katholische Gemeinde auszurichten, die Bonisatiuskirche
in der Weststadt, die St. Ravhaelskirche in Neuenheim und daS
Bergkirchlein in Schlierbach. Eine großs auserlescne Trauerversamm-
lung gab ihm das letzte Geleite, darunter die Spitzen der ftaatlichen,
ftädtischen »nd militärischen Behörden. Eine ganzeReihe von Stistungen
sür religiöse Zwecke sicherl sein Andenken und seine Wirksamkeit auch
nach seinem Scheiden.
Zwei Tage später <am 12. Januar) raffte ein Schlaganfall
Georg Jellinek dahin, der unter den hochgefeierten StaatSrechtS-
lehrern, die an der Universilät von Pusendorf bis Bluntschli ge-
Ende März 1865 alr Stadtpfarrer investiert. Am I.Oktober 1903
trat der edle GreiS in den Ruhestand, den er nur wemg mehr al«
zwei Jahre in stiller Zurückgezogenheit genießen sollte. Geistig frisch
blieb er bis zum letzten Atemzug. Starke Gesnndheit hatte ihn bi»
in sein hoher Alter begleitet und zu den vielen und großen An-
forderungen seines Amtes fähig gemacht. Von jungen Jahren hatte
er vielseitige Bildung ins Leben mitgebracht; sie zu erweitern und
zu vertiefen, wurde er nicht müde. Lebendige Anschauung suchte er
zum Bücherstudium aus Reise», die chn bis nach Rom nnd Palästina
führlen. Sein theologisches Wissen war umsassend, aber ganz ihm
eigen war die originelle Ausdrucksweise, dic seine Predigten so an-
zieheud machte. Auch seine Ansprachen im Gottesdienste für die
Soldaten waren Muster populärer Kanzelberedsamkeit. Eine durchaus
würdige PersSnlichkeit, „ein rechter Priester mit gläubigem Sinn und
demütigem Herzen", äußerlich schlicht und einsach, innerlich religiös
sest iiberzeugt, keine Kampfesnatur, sondern dem Frieden geneigt und
konzilianl in der Form, aber in den Kampfzeilen fest und sicher aus
dem Posten, der ihm angewiesen mar. Das silberne und goldene
Priesterjubilänm, das 25- und 40 jährige Psarrjubiläum, das er seiern
durfte, gaben seinen zahlreichen Verehrern Anlaß zu schönen Kund-
gebungen. Er trug die badische und deutsche Kriegsdenkmünze sür
Nichtkombattanlen, der Großherzog verlieh ihin das Ritterkreuz I. Kl.
der ZLHringer Löwenordens mit Eichenlaub und Schwerlern, der
Erzbischvs ernannte ihn zum Geistlichen Ral. Als ein besonderes
Glück seine» LebenS empjand er, daß ihm vergönnt war, drei neue
Kirchcn sür die katholische Gemeinde auszurichten, die Bonisatiuskirche
in der Weststadt, die St. Ravhaelskirche in Neuenheim und daS
Bergkirchlein in Schlierbach. Eine großs auserlescne Trauerversamm-
lung gab ihm das letzte Geleite, darunter die Spitzen der ftaatlichen,
ftädtischen »nd militärischen Behörden. Eine ganzeReihe von Stistungen
sür religiöse Zwecke sicherl sein Andenken und seine Wirksamkeit auch
nach seinem Scheiden.
Zwei Tage später <am 12. Januar) raffte ein Schlaganfall
Georg Jellinek dahin, der unter den hochgefeierten StaatSrechtS-
lehrern, die an der Universilät von Pusendorf bis Bluntschli ge-