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IX.

Totenscharr.

Den Dodesrcigen dcs Jahres IO12 eroffnclc ein grciser Gc-
lehrtcr, der am 25. Tezcmber seinen 80. Geburtstag gesciert hatte
und damals bei einer überschauenden Betrachtnng seines inhaltvollen
Lebens uuter herzlicher Deilnahme mannigfach geehrt wordcn mar,
der ordentliche Honorarprofeffor der hiesigen Universität, Hofrat
Dr. Salomon Lefmann. Nach kurzem Leiden, das mit einer
Lungenentzündung begann, erlosch fein Leben am 14. Januar. Seine
originelle Persönlichkeit wie der eigenarlige Gang sciner Entwicke-
lung machien ihn intereffant und schon seine Erscheinung, der scharf-
geichnittene Kopf mit dem schneeweißen wallenden Haar, er selbst, der so
unermüdlich den Weg znm Katheder und zur Bibliothek die Anlagen
hinaufschritt, zog die Augen auf sich: und nicht in die skille Gelchtten-
siube halte dieser Erforscher altindischer Weisheit sich gebannt, er ver-
kehrte regelmäßig am gewohnten Stammtisch der Bahnhofccke, wo er
über alte und neue Zeiten, über Nahes und Fernes in frischer Teil-
uahme sich unterhielt. Lesmann war geboren 1831 in Telgte in
Westfalen und etwas von der unverwüstlichcn Krast heimatlicher
Eichen war ihm für dcn Lebensweg mitgegeben. Nach dem Wiüen
dcs Vaters wurde er Volksschullehrer, abcr wissenschastliche Arbeit
hatte es ihm so angetan, daß cr auch in dieser Stellung, manche
Hemmungen zäh überwindend, das Abiturientencxamen machte und
dah er es durchsetzte, 1860—64 in Münster, Heidelberg und Berlin
zu studieren. Neben der ernsten tiesgründlichen Arbeit hatte er Mut
und Sinn, in rechtem Burschengeisre die siudentische Freiheit zu ge-
nießen. Es war damals die Zeit, wo unter der Nachwirkung der
Romantik die Sprachforscher in den ilberlieferungen des Sanskrit
 
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