mindestens am Ncckar zwischen den beiden Brücken sich erholen. Zu-
vcrlässig war er in der Freundschaft. Wer einmal sein Vertrauen
besaß, konnte sest darauf bauen; eine Liebenswiirdigkeit, die bis zur
Charakterlosigkeit schwach und nachgiebig ist, war seinem Wesen nicht
gemäß. Seinem strengen Jdealismus widersirebte die Pslege einer
bloßen Dutzendsreundschast, er war absr gern heiter und froher Laune
in Geselligkeit, in der die alte Lust akademischen Sangs erbrauste.
Überall drang er aus eine ideale Ansicht der Verhältnisse und ivußte
sie vor Erniedrigung zu bewahren. Wo diese Saite angeschlagcn
wurde, war seine Seele leicht zu rühren. Bis zuletzt beschäsligte
ihn die Zukunst seines Heidelberg. Die Stadt wird dem gesinnungs-
starken Rechtsbodenmanuc und Freund städtischer Freiheil treues Au-
denken bewahren.
Noch kurz vor Jahresschluß wurde seiner gelehrten Arbeit und
seiner Familie dcr Universitätsprofessor Tr. Otto Schötensack
entriffen, er starb am 23. Tezember in Tspedaletti, wohin er in
Wintcrmonaten gern seine Zusiucht nahm, um Lindernng für hart-
näckige asthmatische Leiden zu suchen. Sohn eines preußischen Gym-
nasialprofeffors, siudierte er zunächst Chemie, gab indest'en srühe den
praktischen Betrieb auf, wcil sich cin störenoes Halsleiden bei ihm
entwickelte. Er besuchte noch einmal die Universität, um Anthropo-
logie, Ethnographie und verwandte Fächer zu studieren und sörderte seine
Studien durch Teilnahme an Ausgrabungen in verschiedenen Teilen
Teutschlands, wodurch seine Bcschästigung zugleich praktische Ziele
gewann. Er war von unernnidlichem Eifer und sammelte auf Reisen,
die ihn auch nach Jtalien und Nordasrika sührten, mit nachhaltigem
Eifer Stücke zur Kenntnis des vor- und frühgeschichtlichen Menschen.
Spät erst entschloß er sich, in Heidelberg, wo er ein anmutiges Hcim
besaß, sich zu habilitieren und Vorlesungen zu halten; er verknüpste
damit seine Studien, sür die er auch auf Reisen ausgedehnte Kennt-
nisie erworben hatte, enger mit dem wissenschastlichen Leben der
Universität. Der Ersolg seiner Forschungen erhielt einen glänzenden
Abschluß, als es ihm gelang, in einem Unterkiefer, der aus dem
Löß bei Mauer zu Tage kam, den Rest eines altdiluvialen Menschen
festzustellen, dem er den Namen homo Heidelbergensis gab. Er hat
vcrlässig war er in der Freundschaft. Wer einmal sein Vertrauen
besaß, konnte sest darauf bauen; eine Liebenswiirdigkeit, die bis zur
Charakterlosigkeit schwach und nachgiebig ist, war seinem Wesen nicht
gemäß. Seinem strengen Jdealismus widersirebte die Pslege einer
bloßen Dutzendsreundschast, er war absr gern heiter und froher Laune
in Geselligkeit, in der die alte Lust akademischen Sangs erbrauste.
Überall drang er aus eine ideale Ansicht der Verhältnisse und ivußte
sie vor Erniedrigung zu bewahren. Wo diese Saite angeschlagcn
wurde, war seine Seele leicht zu rühren. Bis zuletzt beschäsligte
ihn die Zukunst seines Heidelberg. Die Stadt wird dem gesinnungs-
starken Rechtsbodenmanuc und Freund städtischer Freiheil treues Au-
denken bewahren.
Noch kurz vor Jahresschluß wurde seiner gelehrten Arbeit und
seiner Familie dcr Universitätsprofessor Tr. Otto Schötensack
entriffen, er starb am 23. Tezember in Tspedaletti, wohin er in
Wintcrmonaten gern seine Zusiucht nahm, um Lindernng für hart-
näckige asthmatische Leiden zu suchen. Sohn eines preußischen Gym-
nasialprofeffors, siudierte er zunächst Chemie, gab indest'en srühe den
praktischen Betrieb auf, wcil sich cin störenoes Halsleiden bei ihm
entwickelte. Er besuchte noch einmal die Universität, um Anthropo-
logie, Ethnographie und verwandte Fächer zu studieren und sörderte seine
Studien durch Teilnahme an Ausgrabungen in verschiedenen Teilen
Teutschlands, wodurch seine Bcschästigung zugleich praktische Ziele
gewann. Er war von unernnidlichem Eifer und sammelte auf Reisen,
die ihn auch nach Jtalien und Nordasrika sührten, mit nachhaltigem
Eifer Stücke zur Kenntnis des vor- und frühgeschichtlichen Menschen.
Spät erst entschloß er sich, in Heidelberg, wo er ein anmutiges Hcim
besaß, sich zu habilitieren und Vorlesungen zu halten; er verknüpste
damit seine Studien, sür die er auch auf Reisen ausgedehnte Kennt-
nisie erworben hatte, enger mit dem wissenschastlichen Leben der
Universität. Der Ersolg seiner Forschungen erhielt einen glänzenden
Abschluß, als es ihm gelang, in einem Unterkiefer, der aus dem
Löß bei Mauer zu Tage kam, den Rest eines altdiluvialen Menschen
festzustellen, dem er den Namen homo Heidelbergensis gab. Er hat