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Bauer, Axel; Collitz, Hermann [Hrsg.]
Sammlung der griechischen Dialekt-Inschriften (Band 2): Epirus, Akarnanien, Altolien, Aenianen, Phthiotis, Lokris, Phokis, Dodona, Achaia und seine Colonien, Delphi — Göttingen, 1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.21835#0742
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732

Delphi.

[25611

dort aufgezeichneten Stücke bringe man in Delphi für die Phratrie der
Labyaden auf: diese Stücke sollen als Gebühren schulden die Mitglieder
der Patrie, bz. Phratrie, die für Fremde, für Gemeinwesen und Einzel-
personen, opfern oder das Orakel befragen. — 33 Aus der Herübernahme
des ganzen Passus aus der alten Felseninschrift erklärt sich wohl auch
die Sehreibung Βεμιρρ[ή]νια mit ε st. η, was in τήμιρ[η\ναιαν ja steht;
sonst ist η und ω stets korrekt geschrieben. — Buzyga, sonst als Tochter
des Λύκος bezeichnet, ist hier die des Πάνοτος—Πανοπενς. Ihr hatte man
Fünferlei geweiht. Was τα ήμιρρήνια sind (Bildung wie ήμί-ονος), wissen
wir nicht; dann eine Ziege und eine Ferse, der Heroine also weibliche
Tiere. Aus ήμιρρήνιον ist ein Wort ά ήμιρ\ρ)ηναία (sc. ϋνοία) abgeleitet:
es bezieht sich also 3 auf 1, deshalb wohl auch 4 auf 2. Das δερματικόν,
der Erlös vom Verkaufe der Felle der ήμιρρήνια und der einst dem Heilig-
tume des Lykos überlassenen Felle war in Phanateus der Cultkasse der
Buzyga zugeflossen. In Delphi, wo man den Cult pietätvoll zu erhalten
suchte, wurde die regelmässige Aufbringung vom προύνων und προμαν-
τενόμενος verlangt. Über eine δωδεκαΐς s. 2652, 9. Aulfällig ist τήμι° st.
ϋημι0. Zu δάρματα vgl. πενταμαριτενων D 16 wegen -αρ-. — 37 τα τώι
Λνκείωι δ.° vgl. mit ά ώνά ά τώ ΰεώ 1804, 4; andere Beisp. in der Anm.
daselbst. — 38 Η. τάν άγαΐαν μόσχομ ,,la belle genisse"; Dragoumis ταν
άγατάν μόσχομ, aber das 4. Zeichen ist sicher nur Iota; Keil: ,,es muss
wohl ein individualisierender Götter- oder sonstiger Cultname in ταναγαιαν
stecken; der Artikel zeigt, dass ein ganz bestimmtes Opfer bezeichnet
wird". Ich meine, beim 5. Posten ist vom 2. her εκ τάς δυωδεκαΐδος zu
ergänzen, und so hat der Artikel seine Beziehung. Unter den 12 Tieren
der δωδεκαΐς waren mehrere Ziegen — daher Z. 35 χίμαιραν ohne Artikel
—, aber nur eine, eben ά άγαΐα μόσχος. Was beim grossen Opfer der
βονς ήγεμών ist, der den Zug der Opfertiere gleichsam anführt, ist. so
vermute ich, bei der δοιδεκαΐς, die einer Göttin dargebracht wird, ά άγαΐα
μόσχος; ich leite also άγαΐος von der W. in αγω ab: sie führt den Zug
der Opfertiere an. Die δωδεκαΐς heisst ja 2652, 9 βονπρωρος; aus
unedierten Inschriften des Schatzhauses der Athener citiert Homolle (S. 59)
τήν δο)δεκάδα την ττρωτόβοιαν. ■— 43 Die Zeilen 31—42 sorgen mit ihren
Bestimmungen für die Fortdauer eines Opfers der alten Heimat in dem
neuen Wohnsitze; mit Z. 43 werden weitere Gebühren aufgezählt, die
man den Labyaden zu geben hat, (und zwar in derselben Satzform,
παρεχεν ist zu ϋνσίαι zu wiederholen), bestimmt zu Opfern in den ersten
2 Monaten des Jahres, nämlich τα άκροΰίνια. Homolle schreibt ταν άκρό-
ϋ-ινα {Keil άκρο-&Ινα), Dragoumis τα Βακρό&ινσ. mit der Bemerkung: ,.j'ai
parfaitement distingue le signe d'aspiration B". Zum unorganischen An-
laut vgl. Βέντε Β 44 und das lokr. Βάγειν (GDI. 1479, 1, 3). — 48 II.
ανμτιρτμακεν, als Iterativform zu ονμζιράσσειν fassend, aber η wäre doch
ionisch; Keil richtig als Iterativ zu πίμπρημι (vgl. epid. επέποητο GDI.
3340, 123: knidisch πεπρημένος ι — vgl. attisch ϋνήισκω und delph. ενδ[(ι)]-
δ[(ν)]σκόμενος GDI. 1899, 13. Das Gesetz verordnet also, dass bei der
Opferung (Verbrennung) der Erstlinge der Feldfrüchte sämtliche Labyaden
 
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