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Gottsched (1774), Docen (1808 und 1823) und Lachmann (1833)
machten die ersten Versuche, die Kehr, genauer zu datieren. Im Laufe
der Jahre, die seitdem verflossen sind, sind über die Datierung des Wer-
kes und die Art seiner Entstehung viele Ansichten geäußert worden.
Die Aufgabe dieser Arbeit soll sein, diese Ansichten vollständig und
übersichtlich kritisch darzustellen und zu versuchen, aus dem, was
bisher geschrieben worden ist, diejenigen Gesichtspunkte herauszu-
heben, die geeignet wären, den Fragen nach der Zeit und Art dieser
wichtigen Dichtung eine befriedigende, moderneren Ansichten ent-
sprechende Lösung zu bringen.

Die Kehr, ist die einzige der größeren frnhd. Dichtungen, die mit
einiger Sicherheit zeitlich bestimmt werden kann. In den letzten Zeiten,
in denen die scheinbar so sicher gestellte literarische Chronologie dieser
Epoche wieder in Verwirrung geraten ist, ist die Kehr, trotz der Autori-
tätsansprüche der Monumentaausgabe Edward Schröders verschiedent-
lich datiert worden. Vielleicht gelingt es erneuter Betrachtung, unsere
chronologischen Anschauungen übersichtlicher zu gestalten und damit
die ganze Frage der literarischen Stellung der Kehr, zu fördern.

Die Arbeit soll vor allem demjenigen von Nutzen sein, der sich
mit einem eingehenderen Studium der Kehr, abgeben will. Dafür
ist eine kritische Übersicht der wissenschaftlichen Literatur über die
Kehr, notwendig. Diese ist bis jetzt nur von Edward Schröder in
der 1885 geschriebenen Einleitung zu seiner Ausgabe und von Marta
Maria Helff in ihren „Studien zur Kaiserchronik“ (1930) behandelt
worden (Anm. 1). Für die Zeit vor 1892 weist auch Helff auf Schröder
hin. Neues Material, neue Forschungen haben aber seit 1885 das Bild
dieser früheren Zeit geändert. Der Perspektive halber war es deshalb
wünschenswert, zum Anfang der Forschung zurückzukehren und ein
Gesamtbild vom heutigen Standpunkt zu geben (Anm. 2). In der ersten
Periode der Forschung, bis etwa zum Auftreten Maßmanns (1824) hat
man hauptsächlich Auszüge aus verschiedenen Handschriften ver-
öffentlicht. Ich habe es demnach für richtig gehalten, diese für die
Frühzeit der Forschung charakteristischen Veröffentlichungen möglichst
vollzählig zu geben. Für die übrige Zeit habe ich sie nicht erwähnt. Sie
sind bei Maßmann und Schröder zu finden (Anm. ß). Die Periode seit
18 5 o ist hauptsächlich vom Standpunkt der Datierung und Entstehungs-
geschichte der Chronik betrachtet worden. Vielleicht wird man finden,
daß das Problem eine etwas andere Beleuchtung erhält, wenn ein Ger-
manist nichtdeutscher Abstammung die Frage behandelt.

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