Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Curtius, Ernst [Hrsg.]
Die Ausgrabungen zu Olympia (Band 4): Übersicht der Arbeiten und Funde vom Winter und Frühjahr 1878-1879 — Berlin, 1880

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.767#0032
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext


durch die genauere Fixirung dos Stadion die Lage des
Hippodrom bekannt geworden. Das nördlich vom Stadion
liegende Terrain ist viel zu bewegt (von Bodenwellen durch-
zogen), um darin einen grossen ebenen Platz zum Wcttfahren
einzurichten. Die Rossbahn kann nur südlich oder südöstlich
von der Rennbahn gelegen haben und es müssen etwaige
Reste derselben, am ehesten die Fundamente der Ablaufs-
schranken mit der Halle des Agnaptos in dieser Gegend,
nicht allzufern von dem Oktogonban gesucht werden.

Die Auffindung der Echohalle und die Festlegung der
Altis-Südmauer veranlassten sodann die genauere Erforschung
der Südost-Ecke und (Ührteri von dort ans schrittweise zur
allmäilgen Aufdeckung einer ganzen Kette von Bauanlagen
im Süden der Albs.*)

Südlich von der Echc-halle (rat zunächst ein spat römisch er
Bau hervor, der bei genauer Untersuchung als die nach-
trägliche Überbäuung eines .älteren hellenischen Baues sich
herausstellte. Bis auf gewisse Grenzen hin gelang es auch,
die ursprüngliche Planbildung desselben zu gewinnen. Es
war eine gleichfalls nordsüdlich liegende, aber nach drei Seiten
(Nord, West und Süd) geöffnete Stoa, vor deren Hintergrund
vier geschlossene Gemächer sich befanden. Ob diese Halle
der vom Pausanias erwähnte Bau gewesen ist, der nach
seinem Stifter das Leonidaion hicss und in spaterer Zeil
römischen Grossen als Absteigequartier diente, kann noch
nicht als sicher erwiesen bezeichnet werden. Den wich-
tigsten Gegengrund bildet die den Angaben des Pausanias
widersprechende Lage innerhalb der Allis.

Zweifelhaft ist auch jetzt noch die Lage des grossen Pom-
pen- oder Festthorcs, welches höchstwahrscheinlich an der
Südseite gelogen hat Es ist aber sehr auffallend, warum
bisher keine sicher dafür anzusprechenden Reste aus guter
griechischer Zeit hier aufgetaucht sind. Die im östlichen Theilc
der Altis-Südmauer entdeckten Fundamente lassen allerdings
kaum eine andere Deutung zu, als dass sie für eine Tlior-
anlagc, die im Schema eines dreipfortigen römischen Triumph-
bogen entworfen war, gestaltet worden sind. Es ist auch wol
möglich, dass dieser Thorhau bestimmt war. ein älteres Pöm-
penlhor zu ersetzen; ob aber diese Bauabsicht verwirklicht
worden isl und Über den gelegten Fundamenten die sog.
Pompikc sich erhoben hat, bleibt um so zweifelhafter, als
bisher unter zahllosen Bauirümmern keine Baudetails gefun-
den worden sind, welche lur einem Thorbau spälrömischen
Stiles sicher in Anspruch zu nehmen wären.

in nächster Nähe dieser Thorfundamente wurde sodann
eine merkwürdige Gcbäudegruppe aufgedeckt, welche vor-
läufig den Namen Bttleuterion empfangen hat. Auch hier
ist die Lage ausserhalb der Altis ebenso befremdlich wie
die Innenlage des sogenannten Leonidaion. Die Anlage selbst
besteht aus zwei nahezu identischen Gebäuden dorischen
Stiles; jedes derselben ist zweischiffig, im Weste» halbrund
geschlossen, nach Osten geöffnet. Zwischen ihnen befindet
sich ein quadratischer Raum, der möglicherweise nicht
überdeckt war, sondern als ein mauerumhegter Bezirk mit
dem Basenreste .eines Standbildes in der Mille aufzufassen
isi. Alle drei Räume sind vor ihrer Ostfront durch eine
Stoa verbunden, welche vlerflüglig sieh fortsetzend, einen
parallel trapezförmigen Hof umschliesst. Im Ostfiügel steht
einer der beslkonsiruirleu Brunnen Olympia's, sowie ein mit
A bezeichneter Altar. Der Hof ist ein späterer Zusatz zu
der. wie die sireng gezeichneten dorischen Details sicher
bekunden, viel alleren, dem V. Jahrhundert v. Chr. an-
gehören Hauptbaugruppo.

Noch etwas südlicher liegt eine stattliche, zweischiffige
Säulenhalle (Südhalle), mit geschlossener Hinterwand,
aussen ionisch, innen korinthisch gestallet; offenbar ein
später Bau aber lehrreich einerseits durch die der Echo-
halle verwandte PlanbUdung und andererseits durch ihre
Lage im änssersicn Süden. Da diese Halle bei Pausanias
nicht erwähnt wird, kann sie möglicherweise erst nach
seiner Zeil erbaut worden sein.

Im Herzen der Altis wurde erst am Schlüsse der
Kampagne zwischen dem Hcraion und dem Zeus-Tempel
das lange gesuchte [-leiligthum des Pelops, das Pclopion
gefunden. Seine Lage und Struktur entspricht den An-
gaben des Pausanias, insofern ein maucrumhegter Bezirk,
dessen Eingangstlior im Westen liegt, konstatirt werden
konnte. Die genauere Durchforschung dieses zu den älte-
sten und wichtigsten HeiKgthümern gehörigen Platzes, musstc
der vorgeschrittenen Zeit halber vertagt werden.

Einen besonders grossen Aufwand an Zeil und Mühe
erforderte .das in der äusserten Nordwestecke der Altis
Hegende Prytaueion, bevor es gelang die wenigen erhalte-
nen Reste der ursprünglichen Bauanlage aus einem wahren
Wusle nachträglich erfolgter Um rinderungen und darüber
gezogener Neubauten herauszuschälen. Bezüglich der Plan-
bildung und Struktur wird leider hier vieles in Frage blei-
ben, in topographischer Beziehung ist die Sicherung dieses
Punktes von besonderer Wichtigkeil.

Zuletzt wurden noch ausserhalb der Altis, im West-

ii;l:i;

Er-
 
Annotationen