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Gebirg und Ebene.

erscheint er wie ein Tempelgiebel, dessen beide Seiten bis zum Gipfel-
punkte gleichmässig ansteigen. Er hebt sich steil aus der Ebene, während
sich nach dem euböischen Sunde eine Gruppe von Vorhöhen anschliesst,
welche den nordöstlichen Theil der Landschaft zu einem rauhen Berg-
lande (Diakria) machen.

Der Hymettos (1027 m) ist ein langgestreckter Höhenrücken ohne
hervorragende Gipfelpunkte. Gegen Süden, als Anydros (774 m) sich
senkend, läuft er mit dem flachen Cap Zoster in das Meer von Aegina
aus, nach Westen hin niedrige Hügelwellen in die Ebene vorschiebend.
Dem Hymettos parallel erstreckt sich als Westgrenze der Aigaleos oder
Korydalos, keine trennende Felswand, sondern ein milder, erdreicher
Hügelrücken, der nicht über 467 m ansteigt.

Von diesen Höhen an drei Seiten eingerahmt, gab die Ebene ihren
Bewohnern den wohlthuenden Eindruck eines von Natur wohl geordneten,
behaglichen und sicher umhegten Landbesitzes. Denn von Norden führen
nur zwei Pässe, die Schlucht von Phyle und der hohe Sattel bei Dekeleia,
von Böotien herüber, während die übrigen Berge nur Gliederungen eine r
Landschaft sind. Um den Fuss des Brilessos führen zwei Wege, der
beschwerlichere zwischen Parnes und Brilessos über Kephisia, der andere,
offenere an der Seeseite nach der Ebene von Marathon hinüber. Ebenso
führen um den Hymettosfuss zwei Wege nach der jetzt Mesogia ge-
nannten Landschaft, welche sich mit dem laurischen Gebirge gegen Süd-
ost an das Meer vorschiebt. Der Aigaleos endlich ist von allen am
wenigsten eine trennende Scheidewand; denn nicht nur am nördlichen
Ende ist zwischen ihm und den Vorhöhen des Parnes eine zum Verkehr
bequeme Einsattelung, sondern auch in der Mitte des Höhenzuges (was
auf keiner der anderen Seiten vorkommt), ist ein tiefer Einschnitt, durch
welchen ein breiter Weg, der Dafnipass, von Athen nach Eleusis hinüber-
führt. Es sind die beiden Zwillingsebenen, die am nächsten unter
einander verbundenen und am gleichartigsten gestalteten Landestheile
von Attica; denn beide Ebenen sind an den drei Landseiten. geschlossen,
und nach Süden gegen das Meer geöffnet.

Die athenische Ebene ist aber die entschieden bevorzugte. Denn
erstens ist sie die ansehnlich grössere und deshalb zur Entfaltung eines
geschichtlichen Lebens ungleich geeignetere. Ferner ist das Meer bei
Eleusis durch das quer vorliegende Salamis geschlossen, und dadurch eine
vom freien Seeverkehr abgesperrte Bucht, während Athen das offene
Meer vor sich hat, und zugleich die günstigste Küstenbildung besitzt.

Drittens hat sie den Vorzug einer reicheren Bewässerung; denn sie
hat zwei Flüsse, welche, von entgegengesetzten Seiten der oberen Ebene
 
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