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Die stereoskopische Photographie.

Gegenstände, die über 200 m entfernt sind, vermag man mit zwei
Augen nicht mehr anders als mit einem Auge zu sehen. Sie verflachen
sich und ihre scheinbare körperliche Tiefe entspringt nur der Erfah-
rung, daß wir es mit räumlichen Gebilden zu tun haben, oder ist eine
Wirkung der Luftperspektive. Objekte, die ihrer großen Entfernung
wegen keine Plastik mehr erkennen lassen, nennt man mit Bezug auf
das zweiäugige, stereoskopische Sehen Fernpunkte.
Auf photographischem Wege kann man leicht zwei Aufnahmen
herstellen, die dem natürlichen Abstand der beiden Augen entsprechen.
Wenn man diese beiden Bilder im gleichen Abstand nebeneinander
befestigt und in einem stereoskopischen Schaukasten betrachtet, so
vereinigen sie sich auf der Netzhaut unseres Auges zu einem einzigen
und körperlich wirkenden Bilde. Die auf solche Weise entstandenen
Photographien machen wegen ihrer Plastik den Eindruck großer Natür-
lichkeit und erwecken die Erinnerung an Gesehenes in viel stärkerem
Maße als gewöhnliche Aufnahmen.
Für Stereo-Aufnahmen braucht man eine Kamera, die an
der Stirnwand zwei Objektive von genau gleicher Brennweite trägt
und innen der Länge nach durch eine Scheidewand in zwei Hälften
geteilt ist. Die Objektive werden in gleicher Höhe nebeneinander be-
festigt und sind gewöhnlich mit einem gemeinschaftlichen Verschluß
verbunden, der auch Momentaufnahmen gestattet. Der horizontale Ab-
stand der Objektive, von Mitte zu Mitte gemessen, muß genau der
Augenweite entsprechen, wenn Bilder von natürlicher Plastik und
Perspektive zustande kommen sollen. Sie ist bei den Menschen etwas
verschieden und beträgt bei Erwachsenen durchschnittlich 65 mm. Diesen
Abstand der Objektivachsen kann man als normalen bezeichnen.
Durch eine weitere Auseinanderstellung der Objektive läßt sich die
Plastik steigern; es wird damit aber auch eine übertriebene, nicht mehr
natürliche Tiefenwirkung, d. h. Verzerrung hervorgerufen, weil alle
Gegenstände etwas näher gerückt und dabei verkleinert erscheinen.
Geringe Übertreibungen stören den Eindruck des Bildes nicht; hin-
gegen führt ein übertrieben großer Abstand zu ganz unnatürlicher Plastik.
Als zulässiger Maxima1abstand der Objektive kann 75 mm, als
gebräuchlicher Mittelwert 70 mm bezeichnet werden. Der Benützer
einer Stereokamera sollte seinen Augenabstand bei einem Optiker be-
stimmen lassen und die Bedingungen, welche an richtige Stereoauf-
nahmen gestellt werden, zugrunde legen.
In Fig. 175 ist ein moderner Stereo-Handapparat mit
Objektivverschluß abgebildet, der auch für Stativaufnahmen verwendet
werden kann.
Als am besten geeignetes und praktischestes P 1attenformat
für Stereo-Apparate kann die Größe 9 X 14 cm angesehen werden, weil
 
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