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Debler, Werner [Hrsg.]; Aderbauer, Herbert [Bearb.]
300 Jahre Dreifaltigkeitskapelle in Schwäbisch Gmünd: 1693 - 1993; Geschichte und Geschichten — Schwäbisch Gmünd, 1993

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https://doi.org/10.11588/diglit.42984#0010
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Vorwort

ie Dreifaltigkeits-Feldkapelle außerhalb der Stadt unweit
der Pfeilhalden, ohne Thurm und Glocke und ohne Stühle,
auch ohne Altar zum Celebriren, ungefähr 20 Personen fas-
send. Sie wurde im Jahr 1693 von der Familie Franz erbaut
und ist 1866 an die Balthas-Debler’sche-Stiftungspflege
durch Kauf übergegangen, von welcher sie auch unterhal-
ten wird. Es findet darin außer dem Rosenkranz, welcher
am Dreifaltigkeitssonntag von den Familienmitgliedern
privatim ohne geistliche Leitung gebetet wird, ein Gottes-
dienst nicht statt“. - Solcherweise wurde die Drei-
faltigkeitskapelle im Jahre 1876 in der Pfründbeschreibung der katholischen Stadt- und
Gamisonspfarrei in der Oberamtsstadt Gmünd charakterisiert.
Die Dreifaltigkeitskapelle ist bis heute ein kleines Kirchlein geblieben, deren Reize still
nach innen gekehrt sind. Über die Stadt Schwäbisch Gmünd hinaus dürfte sie kaum be-
kannt sein. Das liegt nicht nur daran, daß sie als private Feldkapelle ohne schriftliche
Beurkundung gestiftet und von einem unbekannten Baumeister errichtet wurde. Auch der
schlichte Baustil, die bescheidenen Dimensionen und die eher karge Innenausstattung hiel-
ten und halten den Bekanntheitsgrad dieses Kleinods in Grenzen.
Betrachtet man die Kapelle jedoch unter dem Aspekt des Stiftungsmotivs als „steinge-
wordenes Denkmal des Glaubens“ oder als „liebgewonnenes Stück Heimat“, dann kann
niemand den Wert dieser Kapelle für diejenigen Menschen ermessen, die im Laufe ihres
Lebens eine lebendige innere Beziehung zu diesem barocken Bauwerk entwickelt und
gefunden haben. Heimatgefühle und Heimatliebe sind eben tiefreichende Wurzeln, die nur
schwer auszureißen sind.
Schon als kleiner Junge besuchte ich am Dreifaltigkeitssonntag mit meinen Eltern und
Geschwistern die Andacht, die immer im Freien vor der Kapelle stattfand. Als Ministrant
stand ich staunend vor dem großen Altarbild, das die jahrhundertealte Gründungslegende
der schmucken Kapelle erzählt und das die Gegenwart gleichnishaft stets mitbedenkt. Und
wenn wir im Frühjahr das ausgeschnittene Geäst der Obstbäume aus unserem „Gütle“ in
die Bergstraße karrten, dann zogen wir zu dritt den mit Zweigen überladenen Leiterwagen
in scharfer Biegung direkt an unserer Dreifaltigkeitskapelle vorbei.
Seitdem sind einige Jahrzehnte vergangen. Das seit 1985 neu gestaltete Dreifaltigkeits-
fest und die gründliche Renovierung 1986/87 - von vielen engagierten und uneigennützig
handelnden jungen und älteren Mitgliedern der Großfamilie Debler ins Werk gesetzt, ohne
den Charakter der schlichten Feldkapelle verändert zu haben - haben die Dreifaltigkeits-
kapelle wieder stärker ins Bewußtsein der Gmünder Bevölkerung gerückt. Gemeinschaftli-
ches Tun beeindruckt und verbindet eben mehr als tausend Worte.


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