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Debler, Werner [Hrsg.]; Aderbauer, Herbert [Bearb.]
300 Jahre Dreifaltigkeitskapelle in Schwäbisch Gmünd: 1693 - 1993; Geschichte und Geschichten — Schwäbisch Gmünd, 1993

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https://doi.org/10.11588/diglit.42984#0116
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Wirbelsturm
und feuchte Mauern zwingen zu Renovierungen
Werner Debler

ie Stadt Schwäbisch Gmünd ist um ein Schmuckstück rei-
cher: Nach einjähriger Renovierung kann die fast 300jäh-
rige Kapelle am 14. Juni 1987 von Münsterpfarrer Wenger
wieder ihrer Bestimmung übergeben werden. Obwohl
junge und ältere Mitglieder der Familien Debler in ca. 900
Arbeitsstunden kräftig Hand anlegten, waren noch 100 000
DM notwendig, um die Handwerkerkosten zu bezahlen. In-
nerhalb von zwei Jahren konnte Werner Debler, der Initia-
tor und Koordinator dieses Projekts, zusammen mit ande-
ren Debler-Familien fast 60 000 DM an Spenden Zu-
sammentragen. Eine beachtliche Zuwendung von seiten des Denkmalamts in Höhe von
47 000 DM sicherte die Finanzierung, die bereits abgeschlossen ist. Der Gmünder Archi-
tekt Hermann Hänle plante und betreute die Renovierung vorbildlich und uneigennützig.
Die Kirchweihe am diesjährigen Dreifaltigkeitssonntag, dem Patrozinium der Kapelle, ist
nun Höhepunkt und Abschluß eines Vorhabens, das nicht nur alte Bausubstanz vor dem
Verfall gerettet, sondern auch verwandte und miteinander bekannte Familien enger zu-
sammengeführt hat. Diese gemeinsame Aufgabe hat neue Kräfte geweckt und Bindungen
geschaffen, die das Familienbewußtsein deutlich verstärkt und die Liebe und die Verant-
wortung für ein Stück unserer Heimat vertieft und erweitert haben. “l
Mit diesen Worten würdigte die lokale Presse die letzte erfolgreiche Renovierung der
Kapelle am Vorabend der feierlichen Einweihungsfeier. Die Dreifaltigkeitskapelle, auf ei-
ner kleinen treppenartigen Verebnung am Fuße des steil von der Liashochfläche abfallen-
den Gewanns „Schapplachhalde“ unmittelbar über dem Flußbett des Waldstetter Bachs
gelegen, steht zwar auf hochwassersicherem Terrain, doch hat das Hangwasser dem Bau-
werk im Laufe der drei Jahrhunderte immer wieder stark zugesetzt.
Die geologischen Verhältnisse können dies leicht erklären, denn im Hangbereich ober-
halb der Kapelle steht - zwischen dem oberen harten Stubensandstein, in den sich der
Waldstetter Bach tief eingesägt hat, und der Steilkante des Schwarzen Jura im oberen Teil
des Tales - der Knollenmergel an. Er hat insbesondere die Eigenschaft, daß er in Regenzei-
ten viel Wasser aufnehmen kann, das dann später wieder weiter unten auf wasserundurch-
lässigen Lehmschichten in Quellhorizonten austritt. Durch die stetige Wasseraufnahme
kann der Knollenmergel allmählich so plastisch werden, daß bisweilen ganze Erdschollen
zu Tale fließen. In Knollenmergelgebieten weisen deshalb die Talhänge oft kissenartige
Bodenwellen auf, welche die Bäume dort im Laufe der Zeit in eine Schräglage zwingen
(„Baumknie“).2 Diese geomorphologischen Erscheinungen finden wir auch im Debler-
schen Stiftsgut. So treten im Hangbereich oberhalb der Kapelle auch heute noch besonders
viele Quellen zutage. Sie bescheren uns im Sommer saftige Wiesen, im Winter freuten sich
früher die Kinder, weil ihnen die gefrorenen Wasserläufe hangabwärts als „lange Schlei-
fen“ dienten.3


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