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Debler, Werner [Hrsg.]; Aderbauer, Herbert [Bearb.]
300 Jahre Dreifaltigkeitskapelle in Schwäbisch Gmünd: 1693 - 1993; Geschichte und Geschichten — Schwäbisch Gmünd, 1993

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https://doi.org/10.11588/diglit.42984#0064
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Die Heilige Dreifaltigkeit als Patrozinium
Herbert Aderbauer M.A. Ein einig wesen und tres person.
Wie ghets zu? Ist unaussprechlich.
Martin Luther

inmal im Jahr spielt die kleine Kapelle, der sich diese Fest-
schrift widmet, für viele Gmünder eine besondere Rolle.
An diesem Tag führte eine Prozession vom Münster zu ihr
hinaus, und noch heute finden sich alljährlich viele Gläu-
bige ein. Anlaß ist das Patrozinium der Kapelle, die Heilige
Dreifaltigkeit, deren Fest am ersten Sonntag nach Pfingsten
feierlich begangen wird.
Mit der heiligen Trinität ist die Gmünder Kapelle einem
Glaubensgeheimnis geweiht, das als Patrozinium christli-
cher Kirchen stets eine gewichtige Rolle spielte. Dabei wa-
ren seine religiös-theologische Bedeutung als Patrozinium und, davon abhängig, die Mo-
tive für seine Wahl im Lauf der Jahrhunderte doch manchem Wandel unterworfen.
Die Dreifaltigkeit Gottes ist das erste und geheimnisvollste Dogma des christlichen
Glaubens. Ausgangspunkt sind die letzten Worte des Matthäus-Evangeliums (Mt 28,
19-20): „Darum geht zu allen Völkern, und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft
sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie, alles
zu befolgen, was ich euch geboten habe. Seid gewiß: Ich bin bei euch alle Tage bis zum
Ende der Welt.“
Das Geheimnis der Dreipersönlichkeit Gottes ist das zentrale Geheimnis des christlichen
Glaubens, insofern es „das Letzte von Gott selbst in sich aussagt“.1 Doch ist die Trinität
nicht nur Gegenstand der Betrachtung gelehrter Theologen. Sie fand ebenso Eingang in die
Frömmigkeit des Volkes.
Der Bildenden Kunst kommt eine wichtige Rolle bei der Veranschaulichung und Ver-
mittlung des geheimnisreichen Dogmas zu. Die Dreifaltigkeit ist eines der großen Themen
der christlichen Kunstgeschichte. Die nahezu unlösbare Schwierigkeit, das Dogma im Bild
zu veranschaulichen, hat im Laufe der Jahrhunderte zu einer Fülle von allegorischen und
symbolischen Darstellungen der Heiligen Dreifaltigkeit geführt.2
Von ihrer Verehrung zeugen jedoch nicht nur die Darstellungen in der Bildenden Kunst.
Bruderschaften schlossen sich unter ihrem Namen zu frommer Andacht zusammen; unzäh-
lige Altäre sind ihr geweiht. Im Kirchenjahr feiern die Gläubigen das Dreifaltigkeitsfest.
Nicht zuletzt künden auch die Kirchen und Kapellen von ihrer Verehrung, die das Glau-
bensgeheimnis als ihr Patrozinium haben, die also der Heiligen Dreifaltigkeit geweiht sind
und ihren Namen tragen.
Die Entstehung und Entfaltung des Patrozinienwesens
Jede Kirche ist zunächst und zuallererst Gott geweiht. Für die Vergabe von besonderen
Namen für einzelne Gotteshäuser hat wohl der Wunsch nach Unterscheidung mehrerer


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