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Debler, Werner [Hrsg.]; Aderbauer, Herbert [Bearb.]
300 Jahre Dreifaltigkeitskapelle in Schwäbisch Gmünd: 1693 - 1993; Geschichte und Geschichten — Schwäbisch Gmünd, 1993

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https://doi.org/10.11588/diglit.42984#0124
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Kapelle trennt, wurde neu gestrichen und von Malermeister Schmidt zum Teil mit Blatt-
gold verziert, so daß dieses Kunstwerk nun noch besser zur Wirkung kommt.
Auch Altar, Altarbilder, Skulpturen und Kirchenbänke wurden in monatelanger Arbeit
von erfahrenen Fachleuten restauriert. Die Oberflächenreinigung erfolgte zunächst trocken,
danach wurde eine Feuchtreinigung mit unterschiedlichen Lösemittelgemischen durchge-
führt. Lose Malschichten zum Untergrund wurden gesichert und verklebt. In morsche
Holzbereiche wurde Kunstharzlösung eingebracht, und die Trägerbereiche, welche zum
Zeitpunkt der Letztfassung bereits fehlten oder während dieser Maßnahme nicht plastisch
ergänzt worden waren, wurden in ihrem Zustand konserviert und übernommen, wobei die
Fassung des 19. Jahrhunderts als „Leitschicht“ diente. Schließlich wurden Fehlstellen in
der Malschicht geschlossen, farbig angeglichen und mit Schlußfimis, der als Schutzschicht
dient, überzogen. Alle Arbeiten konnten sich also auf Eingriffe zur Substanzerhaltung und
Wiederherstellung eines akzeptablen optischen Zustands beschränken, wobei Gebrauchs-
spuren weitgehend erhalten bleiben konnten.
Lothringer Kreuze
Nach der Ausbesserung des Daches wurden die beiden Lothringer Kreuze, die das barocke
Kirchlein krönen und wahrscheinlich so alt wie die Kapelle selbst sind - die alten Nieten
bezeugen dies - , kostenlos mit feinstem Blattgold überzogen und später wieder auf dem
First der Kapelle montiert.
Die Außenanlage wurde so gestaltet, daß der ehemals dichte Bewuchs die Kapelle zu-
künftig nicht mehr erdrücken kann. Um das Kirchlein herum wurden alte Pflastersteine
verlegt - sie sollen nach Auskunft des Lieferanten von einem Marktplatz einer alten öster-
reichischen Stadt stammen. Zur Erinnerung an die Renovierung wurden eine Linde und ein
Buchsbäumchen gepflanzt; eine smaragdgrüne Tujahecke schließt das Terrain um die Ka-
pelle und um das Sühnekreuz harmonisch ab.
Funde bei Grabungsarbeiten
Bei den Grabungsarbeiten für die Drainage stießen wir auf den alten eingeschotterten Weg,
der früher unmittelbar westlich der Kapelle an der Pfeilhalde vorbei nach Waldstetten
führte. Heute noch erkennt man schemenhaft die ehemalige Trasse dieses alten Weges. Bis
vor wenigen Jahrzehnten hielt Bauer Martin bei der Pfeilhalde noch einige Ochsenge-
spanne, um die Fuhrwerke aus der tiefergelegenen Furt des Waldstetter Baches wieder auf
den hochwassersicheren Weg zu ziehen.
An der Nordwestecke der Kapelle, etwa 30 cm unter dem heutigen Niveau, fand Theo-
dor Zanek 1986 einen Teil eines wahrscheinlich mittelalterlichen Tonspielzeugs, das einen
Pferde- oder Hundekopf darstellt. Vergleichbare Stücke, die aus dem 13./14. Jahrhundert
stammen, wurden auch auf dem oberen Marktplatz in Gmünd gefunden. Es handelt sich
dabei um eine feinkörnige Töpferware, die aus gelb-rötlichem Material hergestellt wurde
und die vielleicht aus der Erbauungszeit der Kapelle stammt. Außerdem fand Zanek einen
gedrechselten Beinknopf und zwei farbige Glasperlen, die möglicherweise einst zu einem
barocken Rosenkranz gehörten.
Außer diesen „wertvolleren“ Funden fand man beim Graben noch Teile von zerbroche-
nem, farbig glasiertem Keramikgeschirr und unzählige zerbrochene Dachziegel, die ver-
mutlich einmal dorthin gekippt worden waren.

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