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Demmin, August
Handbuch der bildenden & gewerblichen Künste: geschichtliche, archäologische, biographische, chronologische, monogrammatische und technische Encyclopaedie der Baukunst, Bilderkunde, Bildhauerei, Buchbinderei, Buchdruckerei, Buchmalerei ... (Band 1): Encyclopädie der Schriften-, Bilder und Wappenkunde, Trachten, Geräthkunst, Gefässkunde, der bürgerlichen und kirchlichen Baukunst, Kriegsbaukunst und Schiffsbaukunst: mit über 1000 Abbildungen — Leipzig, [1877]

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.23810#0257
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ALLGEMEINES.

Bürgerliche und kirchliche Baukunst.

Die Baukunst [griech.: aozirexrovixT)831), lat.: architecturd\, d. h.
die Kunst, Gebäude zweckmässig, regelrecht und schön zu ent-
werfen und zu errichten, hat man, wie die Kunst überhaupt, viel-
fach einzutheilen versucht. Manche trennten sie in bürgerliche Bau-
kunst, Kriegsbaukunst und Schiffsbaukunst; Andere fügten dazu
noch Bergbau, Wasserbau, Strassenbau, Brückenbau etc. Wieder
Andere unterschieden: Hochbau, alle über der Erde emporstehen-
den Bauten umfassend; Flachbau, die Strassen, Eisenbahnen, die
Wasserstrassen, also Flussbau undCanalbau, Gartenanlagen etc. ein-
schliessend, und Tiefbau, den Bergbau etc. umfassend, und schlössen,
anscheinend mit Recht, den Schiffbau davon aus, weil das Schiff
sich bewege. Die Eintheilung, welcher dieses Werk folgt, ist aus
der Inhaltsübersicht auf vorstehender Seite genügend zu ersehen.

Die Werke der Baukunst bilden eine steinerne Urkunde der
Weltgeschichte aller Völker und Zeiten, von der ersten Morgen-
röthe der Bildung ab bis zu unseren Tagen — eine Urkunde,
welche dem Verderben, der Fälschung etc. minder ausgesetzt ist,
als die dem Papier oder Pergament anvertrauten es sind, beson-
ders es waren, bevor Guttenberg das Mittel fand, durch Verviel-
fältigung sowohl die Fälschung zu erschweren, als die Erhaltung
zu erleichtern. — Wie die Pyramiden und Felsentempel Aegyptens,
die Riesenpaläste Assyriens etc. die Anklagen gegen die priester-
liche Geistesknechtung und weltliche Tyrannei verewigen, verkün-
den die Hallen griechischer Tempel den Ruhm eines freien, künst-
lerisch fühlenden Volkes, welches mehr auf Strasse und Markt, als im
Hause lebte, und desshalb mehr auf Zier der Aussenseite als auf den
Schmuck des Inneren Gewicht legte. — Die römischen Trümmern
aber erzählen uns von einer Nation von Kriegern und Geschäfts-
leuten, in deren durch die Befestigung beengten Städten der
Raummangel zum Geschossbau auf Gewölben zwang. — Die Gothik,
die germanische Kunst, erscheint als Verkörperung des im Christen-
thum webenden Geistes, der Glaubensstärke, und bezeugt das
Nebeneinanderstehen edlen Selbstbewusstseins unabhängiger Bürger-

82) von aoyiTty.Tog, der Oberkünstler, also Werkmeister.
 
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