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Demmin, August
Handbuch der bildenden & gewerblichen Künste: geschichtliche, archäologische, biographische, chronologische, monogrammatische und technische Encyclopaedie der Baukunst, Bilderkunde, Bildhauerei, Buchbinderei, Buchdruckerei, Buchmalerei ... (Band 1): Encyclopädie der Schriften-, Bilder und Wappenkunde, Trachten, Geräthkunst, Gefässkunde, der bürgerlichen und kirchlichen Baukunst, Kriegsbaukunst und Schiffsbaukunst: mit über 1000 Abbildungen — Leipzig, [1877]

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.23810#0391
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Dampfschifffahrt. Panzerschiffe.

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Fitch mit der Idee eines Ruderdampfers, mit je sechs Rudern an
jeder Seite, hervorgetreten und hatte 1787 eine gelungene Fahrt
auf dem Delawarstrom ausgeführt. Gleichzeitig hatte Rumsey
in New-York die Dampfpumpe als Treibmittel vorgeschlagen, und
1793 war ein solches Schiff auf der Themse probirt worden. Sy-
nington hatte 1789 in Schottland einen missglückten, 1802 aber
einen sehr gelungenen Versuch mit einem Raddampfer gemacht.
Aber allen diesen Versuchen blühten keine weiteren Folgen. Selbst
der grosse Geist des Kaisers Napoleon ahnte nicht, dass dieses
Rad, welches er eine Spielerei nannte, wie damals in die Wellen der
Seine, so binnen Kurzem in die Wogen der Zeit eingreifen würde,
um dieselben und mit ihnen das ganze Getriebe des Handels und
Krieges, soweit es auf dem Wasser sich bewegt, total umzuwälzen.
Fulton ging nach Amerika, und schon im August 1807 peitschten
die Schaufelräder des „Clermont", eines Schiffes von 40 Meter
Länge und 3200 Centnern Tragfähigkeit, die Wogen des Hudson
mit der Kraft von 18 Pferden. 1814 wurde die erste Dampffregatte
gebaut. — In England erschien das erste wirkliche Dampfschiff
1811 in Dienst auf dem Clyde, 1816 in Frankreich; aber nachdem
schon die ,,Savannah" von New-York nach Liverpool gedampft war,
nachdem seit 1818 der Rhein Dampfer auf regelmässigen Fahrten
trug, wurden in Frankreich erst 1820 Dampfschiffe in Dienst ge-
stellt. Seitdem sind immer Fortschritte gemacht worden, und jetzt
unterscheidet man besonders drei Arten der Verwendung der Dampf-
kraft zum Treiben der Schiffe. Das Schaufelrad (frz.: roue a pattes)
wich neuerdings fast ganz der archimedischen Schiffsschraube (frz.:
helice-propulse^ir, engl.: archimedian screw), welche 1727 von Duquet
vorgeschlagen, auch 1768 von Paueton in seinem „Leben des Archi-
medes" als Theil des ,,Pterophor" besprochen wurde. Ch. Dallery
nahm 1803 ein Patent, aber erst der Schwede Erikson kam 1836 zu
genügenden Resultaten. Der Reactionsdampfer beruht auf einem
System, welches schon 1661 einem gewissen Togood patentirt und
von Rumsey 1793 versucht wurde. Jedoch erst Ruthven in Edin-
burg hat 1851 mit solchem Schiff wirklich Fahrten ausgeführt. Das
Princip geht einfach dahin, dass mittels eines Pumpwerks das Schiff
vorn Wasser einsaugt und hinten wieder auslässt. Schon 1866 wurde
ein Fahrzeug von 778 Tonnen Ladefähigkeit und 160 Pferdekräften
nach diesem System gebaut.

Die Panzerschiffe anlangend, so wurde schon erwähnt, dass den
Römern bereits Belegung mit Metallplatten bekannt war und dass
dieselben im 16. Jahrhundert von Neuem angewendet wurde, zur
selben Zeit, wo man auch schon röhrenförmige, fast ganz unter der
Meeresfläche schwimmende, Schiffe kannte. Diese beiden Elemente
haben zu Erzeugung der schwimmenden Batterieen, Monitors etc.
und der unterseeischen Schiffe in Röhren- und Cigarrenform geführt,
unter denen die von Winans und von Payerne sich am besten be-
währten, sowie zu der Vervollkommnung der Torpedos (frz.: tor-
ftilles), jener fischartigen Höllenmaschinen, welche der erwähnte
Fulton 1805 bereits erfand, und welche jetzt in den Seekriegen
 
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