Amerika. Asien.
kannt, als dass man ein Urtheil über Perus erste Kunst fällen
könnte; die Bauten des Inkareiches selbst ähneln auffälligst denen
der Pelasger und Etrusker.
Die Geschichte des alten Amerika ist noch in Dunkel ge-
hüllt. Um eine chronologische Folge aufzustellen, sieht man sich ge-
zwungen, sie einfach einzutheilen in das Heroische Zeitalter, welches
uns nur wenig Denkmale hinterliess, in die Perioden des Tol-
tekenreiches, von Yukatan und Guatemala und in das Zeitalter der
Azteken und Mexikaner von Anahuak, welches letztere etwa dem
Christlichen Mittelalter entspricht, dessen Königthum man bis etwa
um 1300 zurückverfolgen kann, wo es nach der Eroberung des'
Landes durch die Nahoas errichtet ward, um mit Montezuma IL,
dem unglücklichen Opfer des Ferdinand Cortez, zu enden.
Auch Perus Geschichte zeigt denselben Mangel an Denkmalen
und Urkunden für die frühere Zeit und wir kennen nur das vom
12. bis zum 16. Jahrhundert blühende Reich der Inkas, deren letzter
Atahualpa, ebenfalls von den Spaniern hingewürgt ward. Die eigent-
lich historischen Nachrichten betreffen blos die Zeit des Verfalls,
wie denn die historisch bestimmbaren Denkmale unbedeutender er-
scheinen als die aus der vorhistorischen Zeit; in der That, je älter
die Bildwerke und Gefässe, um so schöner sind sie, um so mehr
nähern sich ihre Formen denen der classischen Kunst, während die
jüngsten zugleich die mindest künstlerischen sind. So lässt sich
denn annehmen, dass die Cultur Amerikas viele Jahrhunderte, ja
vielleicht Jahrtausende vor der Ankunft der Europäer auf ihrem
Gipfel war und zu der Zeit, der die Monumente von Palenque
und Mitla angehören, auf einer Höhe stand, wo sie beinahe mit
der vermuthlich jüngeren griechischen Kunst einen Wettstreit hätte
eingehen können. Gleichwohl war die Münze in Amerika un-
bekannt und Goldstaub in Federposen verschiedener Grösse ein-
geschlossen diente als Zahlungsmittel. Die beiden Bronzestücke,
eine Art gehenkelter oder gestielter Halbmonde, im Nationalmünz-
cabinet zu Paris, und im Brittischen Museum zu London, scheinen
nur Werkzeuge, nicht Münzen zu sein. (Die Abbildung" findet
sich im Abschnitt über Münzen.) Sie tragen keinerlei Gepräge;
auch wäre es nicht wohl begreiflich, dass bei so ausgedehnten
Ausgrabungen nur zwei Münzen gefunden worden sein sollten, sowie
dass Cortez und seine Begleiter in ihren sonst sehr vollständigen Be-
richten über Münzen ganz geschwiegen haben sollten, wenn deren
■ vorhanden gewesen wären.
Die Ostindier schrauben die Gründung gesellschaftlicher Zu-
stände in ein ebenso fabelhaftes Alterthum hinauf als die Chinesen.
Mässige, auf einigermaassen glaubwürdige Nachrichten begründete,
Berechnungen erlauben jedoch nicht, den Anfang" der ersten Dy-
nastie der Tschandra-Könige früher als 3200 v. Chr. anzunehmen.
Auch dies ist noch ungewiss: da die völlig authentische Geschichte
des ostindischen Festlandes erst mit der Eroberung des Landes
durch die Gaznaviden 997 n. Chr. beginnt, da ferner die ältesten
Monumente nicht vor 250 n. Chr. zu setzen sind, die von Alexander
kannt, als dass man ein Urtheil über Perus erste Kunst fällen
könnte; die Bauten des Inkareiches selbst ähneln auffälligst denen
der Pelasger und Etrusker.
Die Geschichte des alten Amerika ist noch in Dunkel ge-
hüllt. Um eine chronologische Folge aufzustellen, sieht man sich ge-
zwungen, sie einfach einzutheilen in das Heroische Zeitalter, welches
uns nur wenig Denkmale hinterliess, in die Perioden des Tol-
tekenreiches, von Yukatan und Guatemala und in das Zeitalter der
Azteken und Mexikaner von Anahuak, welches letztere etwa dem
Christlichen Mittelalter entspricht, dessen Königthum man bis etwa
um 1300 zurückverfolgen kann, wo es nach der Eroberung des'
Landes durch die Nahoas errichtet ward, um mit Montezuma IL,
dem unglücklichen Opfer des Ferdinand Cortez, zu enden.
Auch Perus Geschichte zeigt denselben Mangel an Denkmalen
und Urkunden für die frühere Zeit und wir kennen nur das vom
12. bis zum 16. Jahrhundert blühende Reich der Inkas, deren letzter
Atahualpa, ebenfalls von den Spaniern hingewürgt ward. Die eigent-
lich historischen Nachrichten betreffen blos die Zeit des Verfalls,
wie denn die historisch bestimmbaren Denkmale unbedeutender er-
scheinen als die aus der vorhistorischen Zeit; in der That, je älter
die Bildwerke und Gefässe, um so schöner sind sie, um so mehr
nähern sich ihre Formen denen der classischen Kunst, während die
jüngsten zugleich die mindest künstlerischen sind. So lässt sich
denn annehmen, dass die Cultur Amerikas viele Jahrhunderte, ja
vielleicht Jahrtausende vor der Ankunft der Europäer auf ihrem
Gipfel war und zu der Zeit, der die Monumente von Palenque
und Mitla angehören, auf einer Höhe stand, wo sie beinahe mit
der vermuthlich jüngeren griechischen Kunst einen Wettstreit hätte
eingehen können. Gleichwohl war die Münze in Amerika un-
bekannt und Goldstaub in Federposen verschiedener Grösse ein-
geschlossen diente als Zahlungsmittel. Die beiden Bronzestücke,
eine Art gehenkelter oder gestielter Halbmonde, im Nationalmünz-
cabinet zu Paris, und im Brittischen Museum zu London, scheinen
nur Werkzeuge, nicht Münzen zu sein. (Die Abbildung" findet
sich im Abschnitt über Münzen.) Sie tragen keinerlei Gepräge;
auch wäre es nicht wohl begreiflich, dass bei so ausgedehnten
Ausgrabungen nur zwei Münzen gefunden worden sein sollten, sowie
dass Cortez und seine Begleiter in ihren sonst sehr vollständigen Be-
richten über Münzen ganz geschwiegen haben sollten, wenn deren
■ vorhanden gewesen wären.
Die Ostindier schrauben die Gründung gesellschaftlicher Zu-
stände in ein ebenso fabelhaftes Alterthum hinauf als die Chinesen.
Mässige, auf einigermaassen glaubwürdige Nachrichten begründete,
Berechnungen erlauben jedoch nicht, den Anfang" der ersten Dy-
nastie der Tschandra-Könige früher als 3200 v. Chr. anzunehmen.
Auch dies ist noch ungewiss: da die völlig authentische Geschichte
des ostindischen Festlandes erst mit der Eroberung des Landes
durch die Gaznaviden 997 n. Chr. beginnt, da ferner die ältesten
Monumente nicht vor 250 n. Chr. zu setzen sind, die von Alexander