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I

Die Renaissance in der Sigismnnduskapelle der
Kathedrale am Wawel.

Unter ungemein günstigen Vorbedingungen, durchweht
von dem unmittelbaren Lebensgefühl des künstlerischen
Gedankens, wurde das erste polnische Monumental - Werk
der Renaissance, die Jagellonen-Kapelle in der Kathedrale
zu Krakau geschaffen. August Essenwein nennt sie in sei-
nem Werke über ,, die mittelalterlichen Kunstdenkmale der
Stadt Krakau" ,,die schönste Perle der Renaissance diesseits
der Alpen", und Paul Popiel behauptet, dass die Kapelle
ein Kleinod sei, das selbst Italien seinesgleichen nicht be-
sitze.1)

Wie 1512 in vollendeter italienischer Formenschönheit
auf deutschem Boden die Fuggerkapelle in Augsburg ent-
standen ist, so 1520 in Krakau die Sigismunduskapelle, die
als italienisches,2) als erstes3) auf polnischen Boden ver-
pflanztes Meisterwerk der Renaissance betrachtet werden
muss. Der vom König verständnisvoll begünstigte Auf-
schwung der Architektur hob auch die allgemeine Bildung
des Kunstgeschmackes im Lande. Die Beziehungen Sigis-
munds I. zu den Nachbarstaaten waren ungemein vielgestal-
tig. An seinem Hofe weilten Gesandte aus Frankreich,
Deutschland, Ungarn, Türkei, Spanien und Russland und
in ihrem Gefolge befanden sich nicht selten anregende Gei-
ter. Der König Hess auf Wunsch seiner Gemahlin Musik-
virtuosen aus dem Auslande kommen, wie z. B. den Tym-
panisten Jodocus und Flautotravertisten Melchior aus Nürn-
berg u. a. 4). Er erwarb kostbare Brillanten und prunkvolle

1) Popiel P.: CzynnoSci artystyczne na dworze Zygmuntal (Spraw. kom. III. Kraköw 1879, S.65).

2) Lauterbacli A.: Die Renaissance in Krakau, München 1911. S. 52,

3) B^kowski Kl.: Dzieje Krakowa. Kraköw 1898 S. 306,

4) B^kowski, a. a. o. S, 152,
 
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