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— ioö —

V.

Die inneren Flaclireliefs des Silberaltars.

(Pankraz Labenwolf, Melchior Baier.)

Es erscheint vielleicht merkwürdig, dass bei der Errichtung
des obigen Silberaltars die Kräfte mehrerer Meister in An-
spruch genommen wurden. Wenn wir jedoch näher zusehen,
so können wir uns aus der Geschichte überzeugen, dass
gerade in dieser Zeitperiode das Zusammenarbeiten mehrerer
Künstler an einem und demselben Werke nichts ausser-
gewöhnliches war. Auch über die Art dieser Beteiligung
können wir Klarheit erhalten. Wie lange hat man sich doch
bemüht, aus den Kunstwerken des Nürnberger Goldschmieds
Wenzel Jamnitzer einen einheitlichen Stil herauszulesen —
und jetzt, wo man etwa über ein Dutzend vorzüglicher
Werke seiner Werkstatt beisammen hat, sieht man, dass
ein einheitlicher Stil in denselben gar nicht existiert; mit
anderen Worten — einige Arbeiten sind sehr sorgfältig und
fein durchgeführt, während andere wieder den Stempel einer
groben Arbeit an sich tragen, so dass wir ohne den Na-
menszug W. Jamnitzers gar nicht auf die Idee kämen, ein-
zelne Werke seiner Künstlerhand zuzuschreiben. Die Gold-
schmiede-Werke jener Zeit sind zum grössten Teil Kompi-
lationen aus allerlei Erfindungen fremder Meister. Die
Formen der Gefässe wurden durch Zeichnungen und Orna-
mentstiche gegeben, die keineswegs immer von den Gold-
schmieden selbst herrührten, vielmehr gab es zum Giessen,
Ziselieren oder Aetzen von Ornamenten Vorlagen genug,
die meist in mechanischer Weise kopiert wurden. Es ist
anzunehmen, dass die damaligen Nürnberger Goldschmiede
im regsten Geschäftsverkehr mit erfindenden Künstlern
 
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