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— 62 —

III.

Der Silberaltar in der Jagellonenkapelle.

(Hans Dürers Predella und Gemälde an der äusseren
Altarfront)

Man hat diese Kapelle den aufgehenden Stern am Himmel
der Renaissance genant; sie ist in der Tat das erste und
herrlichste Beispiel des neuen Stiles in Polen und zwar
nicht allein ob ihres grossartigen Aufbaues und ihrer präch-
tigen dekorativen Ausstattung, sondern auch vor allem
darum, weil sie in ihrem Silberaltare einen kostbaren Schatz
der deutschen Renaissance-Malerei und -Bildnerei birgt. Der
Silberaltar, der sich gegenüber den Jagellonen-Grabmälern
befindet, ist von Nürnberger Künstlern im Jahre 1538 er-
richtet worden und zwar auf das Geheiss Sigismunds I.,
nach einem Siege über die Tataren1). Den zeichnerischen
Entwurf des ganzen Altars wollte man auf Hans Dürer
zurückführen, jedenfalls teilt er sich in die Ausarbeitung
mit drei andern Nürnbergern. Die ornamentalen Umrah-
mungen und die silberne Predella hat der hervorragende
Nürnberger Bildhauer Peter Flötner verfertigt, die Patronen
aus Messing dagegen goss der berühmte Kunstgiesser Pan-
kraz Labenwolf, und Melchior Bayr, einer der hervorragend-
sten und meist beschäftigten Goldschmiede der Nürnberger
Hochrenaissance, trieb die einzelnen Szenen des silbernen
Flügelaltars in Silberblech. Das einstige silberne Tympanon
haben die Schweden im Jahre 1657 bei der Plünderung
der Schatzkammer geraubt; es wurde aber später durch
ein hölzernes und vergoldetes ersetzt. Die äussere Front-
seite des Altars mit ihren 14 Szenen aus der Leidensge-

1) Lepszy L.: Przemyst artystyczny i handel. (Rocznik krakowski „Kraköw" S. 272).
 
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