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Hilfsprediger tätig gewesen war, 1831 nach Kamen und vertrat
dort sechs Jahre hindurch den altersschwachen Pastor in der sichem
Hoffnung, nach dessen Tode in seine Stelle einzurücken. Das
Leben verlief dort unter einer schwerfälligen, fast allein mate-
riellen Interessen hingegebenen Vevölkerung ohne alle geistige An-
regung, und eine innere Stagnation trat ein, deren Folgen nie
ganz überwunden wurden. Mit getäufchter Hoffnung kehrte er
1837 mutlos und gebrochen in die Heimat zurück, und hier war es,
wo ihn sein Iugendfreund Koch entdeckte und in sein Haus zog.
Das bescheidene, verständige und fromme Mädchen, welches in so
aufopfernder Weise seinen schweren Dienst versah, erweckte bald
seine Neigung. Sie aber fand an dem um zwölf Iahre älteren
und durch ein langes Junggesellenleben etwas verwahrlosten
Kandidaten kein sonderliches Wohlgefallen, und erst als Papa
eines Tages durch die Llüche ging, seine Pfeife am Herdfeuer
ansteckte und in die Worte ausbrach: „Mir muß aber auch alles
fehlschlagen!" da fühlte sie sich von tiefem Mitleid erfaßt, ohne
dah es fürs erste zu einer Aussprache gekommen wäre. Aber die
kluge Frau Lloch sah voraus, was kommen würde, und nahm
meiner Mutter das Versprechen ab, bei ihrem Sohne wenigstens
so lange auszuhalten.bisDeussen sie als Pfarrersfrau in sein Haus
einführen könne. Sie starb im Februar 1838, und einige Monate
darauf erfolgte die Verlobung. Nun ging mein Vater zur Aus-
hilfe näch Feldkirch bei Neuwied,- aber so beliebt er auch dort
in kurzer Zeit geworden war, so scheiterten doch die einmütigen
Pitten der Gemeinde, ihn zum Pfarrer zu erhalten, an dem von
dem Fürsten zu Wied als Patronatsherrn festgehaltenen
Grundsatze, eine so einträgliche Stelle nur einem älteren Eeist
lichen seines Fürstentums zu verleihen. Endlich eröffnete sich eine
bescheidene Aussicht und im März 1840 wurde mein Vater zum
zweiten Pfarrer der Gemeinde Dierdorf ernannt, welcher gleich-
zeitig eine nur von wenigen Schülern besuchte Rektoratsschule zu
unterhalten verpflichtet war. Am 19. Iuni feierten meine Eltern
im Hause der Erotzmutter in Wevelinghoven ihre Hochzeit, und
als beide eine Woche später von Neuwied aus zu Futz kommend
in Dierdorf eintrafen, da wurden sie, nachdem ausgestellte Wacht-
posten ihr Herannahen gemeldet, vor dem bekränzten Pfarrhause
Hilfsprediger tätig gewesen war, 1831 nach Kamen und vertrat
dort sechs Jahre hindurch den altersschwachen Pastor in der sichem
Hoffnung, nach dessen Tode in seine Stelle einzurücken. Das
Leben verlief dort unter einer schwerfälligen, fast allein mate-
riellen Interessen hingegebenen Vevölkerung ohne alle geistige An-
regung, und eine innere Stagnation trat ein, deren Folgen nie
ganz überwunden wurden. Mit getäufchter Hoffnung kehrte er
1837 mutlos und gebrochen in die Heimat zurück, und hier war es,
wo ihn sein Iugendfreund Koch entdeckte und in sein Haus zog.
Das bescheidene, verständige und fromme Mädchen, welches in so
aufopfernder Weise seinen schweren Dienst versah, erweckte bald
seine Neigung. Sie aber fand an dem um zwölf Iahre älteren
und durch ein langes Junggesellenleben etwas verwahrlosten
Kandidaten kein sonderliches Wohlgefallen, und erst als Papa
eines Tages durch die Llüche ging, seine Pfeife am Herdfeuer
ansteckte und in die Worte ausbrach: „Mir muß aber auch alles
fehlschlagen!" da fühlte sie sich von tiefem Mitleid erfaßt, ohne
dah es fürs erste zu einer Aussprache gekommen wäre. Aber die
kluge Frau Lloch sah voraus, was kommen würde, und nahm
meiner Mutter das Versprechen ab, bei ihrem Sohne wenigstens
so lange auszuhalten.bisDeussen sie als Pfarrersfrau in sein Haus
einführen könne. Sie starb im Februar 1838, und einige Monate
darauf erfolgte die Verlobung. Nun ging mein Vater zur Aus-
hilfe näch Feldkirch bei Neuwied,- aber so beliebt er auch dort
in kurzer Zeit geworden war, so scheiterten doch die einmütigen
Pitten der Gemeinde, ihn zum Pfarrer zu erhalten, an dem von
dem Fürsten zu Wied als Patronatsherrn festgehaltenen
Grundsatze, eine so einträgliche Stelle nur einem älteren Eeist
lichen seines Fürstentums zu verleihen. Endlich eröffnete sich eine
bescheidene Aussicht und im März 1840 wurde mein Vater zum
zweiten Pfarrer der Gemeinde Dierdorf ernannt, welcher gleich-
zeitig eine nur von wenigen Schülern besuchte Rektoratsschule zu
unterhalten verpflichtet war. Am 19. Iuni feierten meine Eltern
im Hause der Erotzmutter in Wevelinghoven ihre Hochzeit, und
als beide eine Woche später von Neuwied aus zu Futz kommend
in Dierdorf eintrafen, da wurden sie, nachdem ausgestellte Wacht-
posten ihr Herannahen gemeldet, vor dem bekränzten Pfarrhause