Gymnasialzeit in Elberfeld.
1857—1859.
(^n den ersten Tagen des Oktober 1857 brachte nnser Vater
seme drei Ältesten nach Elberseld. Werner sollte dort die
Gewerbeschule besuchen und fand Aufnahme in Onkel Schnabels
Haus; Iohannes und ich gingen aufs Gymnasium und wohnten
in dem großen Hause der Materialwarenhandlung von Karl und
Wilhelm Altgelt in der belebtesten Gegend der Stadt am Wal!
gegenüber dem Rathaufe. Eine Tochter dieses Hauses, Iettchen
Altgelt, war in Oberdreis Pensionärin, und ihre Schwester Marie
sollte eben dahinkommen. So machte es sich von selbst, dah wir
öeiden Knaben im Austausch gegen die beiden Mädchen für ein
Iahr übernommen wurden, und für die folgenden Iahre den
mähigen Pensionspreis von 120 Talern, wie ihn die Mädchen
in Oberdreis zahlten, zu geben hatten. Dafür wurden uns zwei
kleine Zimmer zwei Treppen hoch nach dem Hofe eingeräumt,
und wir nahmen an den Mahlzeiten der Familie teil. Die Ver-
pflegung war nur nMig, aber von Oberdreis her waren wir
nicht verwohnt,- auch wurden wir zu Anfang zu sehr durch die
Fülle der neuen Eindrücke in Anspruch genommen, als datz wir
auf das Essen besonders geachtet hätten, und später nahmen wir
es als eine schon gewohnte Sache hin. Die Frau des Hauses war
lebhaft, energisch, aber nicht ohne Schärfe. Ihr Eemahl, Wilhelm
Altgelt, dessen höheres Alter nur dann in die Erscheinung trat,
wenn man ihn zufällig ohne seine sorgfältig gescheitelte, schwarze
Perücke sah, war ein frommer, bibel- und katechismusfester
Deussen, Mein Leben. 4
1857—1859.
(^n den ersten Tagen des Oktober 1857 brachte nnser Vater
seme drei Ältesten nach Elberseld. Werner sollte dort die
Gewerbeschule besuchen und fand Aufnahme in Onkel Schnabels
Haus; Iohannes und ich gingen aufs Gymnasium und wohnten
in dem großen Hause der Materialwarenhandlung von Karl und
Wilhelm Altgelt in der belebtesten Gegend der Stadt am Wal!
gegenüber dem Rathaufe. Eine Tochter dieses Hauses, Iettchen
Altgelt, war in Oberdreis Pensionärin, und ihre Schwester Marie
sollte eben dahinkommen. So machte es sich von selbst, dah wir
öeiden Knaben im Austausch gegen die beiden Mädchen für ein
Iahr übernommen wurden, und für die folgenden Iahre den
mähigen Pensionspreis von 120 Talern, wie ihn die Mädchen
in Oberdreis zahlten, zu geben hatten. Dafür wurden uns zwei
kleine Zimmer zwei Treppen hoch nach dem Hofe eingeräumt,
und wir nahmen an den Mahlzeiten der Familie teil. Die Ver-
pflegung war nur nMig, aber von Oberdreis her waren wir
nicht verwohnt,- auch wurden wir zu Anfang zu sehr durch die
Fülle der neuen Eindrücke in Anspruch genommen, als datz wir
auf das Essen besonders geachtet hätten, und später nahmen wir
es als eine schon gewohnte Sache hin. Die Frau des Hauses war
lebhaft, energisch, aber nicht ohne Schärfe. Ihr Eemahl, Wilhelm
Altgelt, dessen höheres Alter nur dann in die Erscheinung trat,
wenn man ihn zufällig ohne seine sorgfältig gescheitelte, schwarze
Perücke sah, war ein frommer, bibel- und katechismusfester
Deussen, Mein Leben. 4