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Nachwort.

m 6. Juli 1919 beendete em unerwartet rascher Tod das reiche
und fruchtbare Leben Paul Deussens. Sein Herzenswunsch
war ihm erfüllt; sein Lebenswerk war vollendet: am 11. Iuli 1917
wurden die letzten Seiten der „Philosophie der Eegenwart" in
Druck gegeben, am 10. November desselben Iahres hielt er das
fertige Werk in Händen.

„In den Sielen möchte ich sterben", hatte er früher einmal
zu mir geäutzert, sich mit einem Zugtiere vergleichend; auch dieser
Wunsch wurde ihm erfüllt.

Sein Leben flotz seit Abschlutz der Lebenserinnerungen in
ebenem Gleichmatz dahin. Grötzere Reisen verhinderte der Krieg,
den er zornig als „Torheit" bezeichnete und mehr vom Stand-
punkte des Weltbürgers als von dem des Patrioten betrachtete.

Die wesenklichsten Ereignisse waren ihm wohl in dieser Zeit
die Heirat der Tochter 1915 und die Gefangennahme des Sohnes
an der Westfront 1918. Das Blühen und Wachsen seines liebsten
Kindes, der Schopenhauergesellschaft, lag ihm sehr am Herzen;
einige Vortragsreisen, die seiner Lehre zur Verbreitung dientsn,
führten ihn nach Berlin, Wien und einigen andern Städten,
andere Reisen führtm ihn zum Besuch der Tochter nach Bayern,
wo er an seinen beiden Enkelkindern die Herzlichste Freude hatte.

Im Frühjahr 1919 bemerkten seine Freunde, datz sein bisher
so elastischer Gang etwas langsamer und die aufrechte Haltung
etwas gebeugter wurde. Er aber wutzte von keiner Ermüdung,
nichts hielt ihn ab, jeden Morgen seine Vorlesung mit gleicher
Lehrfreude zu halten.

Mitte Iuni fühlte er sich nicht ganz wohl: das Essen und
sogar die geliebte Zigarre wollten ihm nicht recht schmecken.
 
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