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Zehn Zahre in Berlin

1880-1889.

(<^ie nächste Aufgabe war, mich häuslich einzurichlen. Ich
durchwanderte die Stadt vom Ostbahnhof bis zum Pots-
damer Viertel. Nach langer Wanderung kam ich schliehlich
Körnerstrahe 14 an, wo eine Treppe hoch eine Frau Koppe
wohnte, welche zwei behagliche Zimmer für dreitzig Mark monat-
lich zu vermieten hatte. Ermüdet wie ich war, bat ich sie, mir
eine Tasse Kaffee zu bereiten; der Llaffee war gut, das gab den
Ausschlag; ich mietete die Zimmer, und bald war auch ein
Schustermeister namens Goethe zur Hand, welcher meine Kisten
öffnete, mir beim Einrichten half und die Reinigung von Kleidern
und Stiefeln für ein mäßiges Monatsgeld übernahm. Jch war
also eingerichtet. Sofort ging ich an die Arbeit. Ilngestört durch
irgendwelche andern Pflichten oder durch Vekanntschaften konnts
ich mich vom Morgen bis zum Abend der Veschäftigung hingeben,
alle wichtigeren Upanishads, vor allem also Brihadaranyaka und
Chandogya, zu lesen und Auszüge daraus anzufertigen. Im
übrigen verbrachte ich die nächsten Monate in einer Eingezogen-
heit, wie sie nur in einer Millionenstadt möglich ist. So vergingen
Wochen, in welchen ich außer den Weisungen an meine Hauswirtin
oder den Kellner des Restaurants vom Morgen bis zum Abend
kein Wort sprach. Eine Unterbrechung dieser Periode des Schwei-
gens machten nur die Vesuche bei Weber, der das Sanskrit, und
bei Zeller, der die Philosophie vertrat, sowie bei dem zeitweiligen
Dekan. Professor Hübner. Hierbei befolgte ich die Politik, bei
 
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