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-Die letzten Tage des September brachten mir noch einen
angenehmen Besuch. Auf dem Orientalistenkongreh hatte ich mich
mit zwei dort anwesenden Indern, Dhruva aus Baroda und
Mansuklal Nasar, angefreundet und beide eingeladen, auf der
Durchreise durch Berlin mich zu besuchen. Sie waren gekommen,
ich hatte sie in meinem Hause bewirtet und ihnen von Berlin
gezeigt, was sie zu sehen begehrten. Diese Freundschaft sollte
noch sehr wichtige Folgen haben. Wiederholt, während der nächsten
Iahre, erfreuten mich beide durch Briefe und Sendungen, welche
im Drange der Geschäfte unbeantwortet blieben, bis ich ihnen
im Herbst 1892 durch eine einfache Postkarte die Mitteilung
machte, datz ich am 7. November in Vombay mit meiner Frau
eintveffen werde^ Sie waren dort die ersten, uns zu begrützen, und
haben durch Empfehlungen an ihre Kastengenossen in ganz Indien
wesentlich dazu beigetragen, unsern Aufenthalt in Indien zu ver-
schönern, wie dies in meinen Erinnerungen an Indien des näheren
nachgelesen werden kann.

Die letzten Tage in Berlin vergingen mit Abschiedsbesuchen
und Einpacken, und der 15. Oktober 1889 war der grotze Tag, wo
wir nicht ohne Schmerzen von dem geliebten Berlin Abschied
nahmen und in Kiel als unserer künftigen Heimat anlangten.

Es ist eine Eigenheit meines Charakters, datz, wo ich längere
oder Mrzere Zeit geweilt habe, ich ungern Abschied nehme, und
mag wohl als Beweis dafür gelten, datz ich mich überall in der
Welt leidlich wohlgefühlt habe. Dies gilt mehr als von irgend-
einem andern Orte von meinem zehnjährigen Aufenthalte in
Berlin, und könnte ich frei wählen, so wützte ich keinen Ort
innerhalb oder außerhalb Deutschlands zu nennen, dem ich vor
Verlin den Vorzug geben könnte.
 
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