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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 10.1893

DOI Artikel:
Beck, Paul A.: Die frühere Kloster- und jetzige Pfarrkirche zu Schussenried
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https://doi.org/10.11588/diglit.15868#0005

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! Erscheint monatlich zwet-
! mal als regelmäßige Bci-
! läge zni» Pastoralblatt stir
! die Diözese Rotienlmrg und
! ist durch die Post nur
! mit diesem z n gleich zu
! beziehen; halbjährlich in
>' Württemberg M, 3.15., im
l Bestellbezirk Stuttgart M.
! 3. —im Reiche M. 8. 30.,
! in Oesterreich fl. 1. 53 kr.
! ö. W.. in der Schweiz Frcs.
§ 4. 80 Cts.




von Schwaben

— zugleich Organ für deutsche Aircheugeschichte —
mit periodischer kirchengeschichtlicher Weltschau.
Regelmäßige Beilage zum Pastoralblatt für die Diözese Nvttenburg.

! Durch allcBuchhaud' !
I luugen, sowie gegen Ein- ;
! fcndnng d. Betrags direkt j
! v.d.ExV e di tio n d.De» t° !
! scheu" Volksblatts in !
! Stuttgart. Urbausstr. St, !
! kann das Diözesau- !
! Archiv allein zum Preise !
! von M. 1. S0. halbjähr- ;
s lich, das Pastoralblatt!
! allein zum Preise von M. !
! 1. S0. halbjährlich bezogen
i werden.

Mit einem Vereine von Geistlichen und in Verbindung mit Geschichtsgelehvten herausgegeben
von vr. Engelbert Hofele, Pfarrer in Ummcndorf.
Korrespondenzen wollen gefl. direkt an vr. Engelbert Hofele, Pfarrer in Uinnu-ndorf b. Biberach, gerichtet werden.
Mg. 1. Stuttgart, den 1. Januar 1893. 10. Jahrgang.

Inhalt: Die frühere Kloster- nnd-jetzige Pfarrkirche zu Schussenried. Kurze Beschreibung des Merk- und Sehenswürdigsten derselben. Von
Amtsrichter a. D. P. Beck. (Schluß.) — Die neue Pfarr- und Wallfahrtskirche zu Steinhaufen nnd die Gnadcnbildiibertragung von
Schussenried dahin im Jahr 1735, zugleich eine kurze Ortsgeschichtc von Steinhaufen. Von Amtsrichter a. D. Beck.

Die frühere Kloster- und jetzige Pfarrkirche zu
Schussenried.
Kurze Beschreibung des Merk- und Sehenswür-
digsten derselben.
Bon Amtsrichter a. D. P. Beck.
(Schluß.)
Anzuführen wären dann etwa noch die zwölf lebens-
großen ans Gips gearbeiteten Heiligenstatnen (Apostelbilder),
welche zu beiden Seiten des Langhauses hoch oben aufgestellt
sind.-— Ein paar Altarbilder von Joh. Esperlin (geb.
1707, f 1775) aus Degernau bei Jngoldingen (nicht aus
Biberach), einem Schüler von Franz Trevisani, auf den Seiten-
altären bieten nichts Besonderes?) Auf einem der Neben-
altäre hat sich aber noch aus altgotischer Zeit eine Madonna-
skulptur in Lebensgröße erhalten. Außerdem sind noch schöne
Sakramentsschränke und Beichtstühle mit Intarsien erwähnens-
wert. (lieber den Kirchen sch atz s. Keppler, „Archiv für-
christliche Kunst" von 1891, Nr. 8, S. 79 nnd 80.)
Unter den historischen Denkmälern sind hervorznheben:
Am südlichen Seitenschiffe (zwischen zwei Beichtstühlen) ein in
die Wand eingelassenes, aus Kupfer gepreßtes Allianzwappen
(wohl Grabdenkzeichen) des Joseph v. Hornstein zu Göffingen
und der Dorothea v. Stuben aus dem Jahre 1524; dann
über dem steinernen Thürgerüst der alten eisernen zum „Chörle"
oder Oratorium, der früheren Bibliothek, und nachmaligen
Archiv führenden Thüre das in Stein ausgehauene, von einer
Engelshalbfigur gehaltene Wappen des Prälaten Heinrich
Oesterreicher, nämlich ein über einem grünen Dreiberge aus-
gehender goldener Stern in blauem Felde nebst dem Konvents-
u Die bereits erwähnte Privatchronik spricht zwar von „2 unver-
gleichlichen Altarblättchen", die Esperlin, damals in Basel, 1745/46 nach
Schussenried geliefert. Unter dem 25. März 1753 erscheint Esperlin
wieder in Schussenried, „um ei» Bild auf unsere philosophische Disputa-
tion anstatt der Thesen zu malen, welches nunmehr in der ober» neuen
Abtei rangiert ist." Im allgemeinen gilt Esperlin als ein tüchtiger
Maler der Zopfzeit; seine Zeichnung ist richtig; sein Kolvrit läßt hin
und wieder etwas zu wünschen übrig; namentlich fällt das Fleisch seiner
männlichen Figuren zu sehr ins Braunrot.'; auch dunkeln seine Gemälde
etwas nach. Esperlin malte eben sehr viel — so auch nach Oberschma-
ben, als Schcer, Steinhaufen. Mnttensweiler, Gntenzell, Bnrgricden rc.
— nnd infolge dessen auch sehr verschieden und scheint seine künstlerischen
Erzeugnisse nach der Anlage des Preises gerichtet zu haben.

Wappen, d. i. einem roten halbaufstehendeu Löwen H mit der
Aufschrifl: „1486. Heiirricus Oestreicber, Iiunc T^bbas,
clecretorurn 6ockor banc primus erexit Libliokbecam," so-
wie vor allem das inmitten des Langhauses liegende, oben den
heraldischen, halbaufstehendeu Löwen zeigende steinerne, der
Erhaltung sehr würdige und zu empfehlende Grabmonumeut
der beiden Klosterstifter mit folgender Inschrift:
NE El
17. LermAer et Lonraclus
H. LL. 6e Lcbusseurieclt
Uumlatores
et
UriOericus Uraepositus buius
rnonaskerii
Ue^uiescant
in
Uace.
Unter diesem Grabsteine ruhen nämlich die beiden Kloster-
gründer und Herren von Schussenried, Beringer (f 1188?),
der Priester geworden und ins Kloster getreten, und Konrad
(ch 1191?), der Laie geblieben, die letzten ihres Stammes,
sowie der erste von Weißenau aus gesetzte Propst Friederich
(f 1191 ?), welche bald nacheinander starben und in ein Grab
gelegt wurden. Schon der alte Crusius fand dieses Er-
eignis so bedeutsam, daß er in seiner großen „Schwäbischen
Chronik" (tom. I, 2. Teil, 11. Buch, 16. Kap.) hiezu die An-
spielung machte:
»Unrnus erneruit, Lalabris in monkibus ortus,
Loirti§uus poni, Zcipio iVla§lie, tibi.«
Unter dem Langhaus so ll sich die Gruft der alten 22 (alias
24) Pröpste, sowie von Klosterwohlthätern (so der von Stuben,
von Essendorf, von Winaden (Wielin), v. Molbertshans ?c.,
welche im Kloster ihr Erbbegräbnis gehabt zu haben scheinen)
hinziehen, welche seit undenklicher Zeit nicht mehr geöffnet worden
ist, aber wohl einmal untersucht werden dürfte. Nach andern
unverbürgten Nachrichten habe sich die Gruft unter dem Chor,
nach wieder andern Angaben unter dem „Kapitelhaus" be-
funden. In dem noch erhaltenen, entlang dem südlichen Seiten-

tz Das alte Klvsterwappen war das der alten Herren von Schusscn-
ricd: ein roter halbaufstehendcr Löwe mit goldener Krone in silbernem
Felde, welches Wappen die jeweiligen Aebtc nicht selten mit ihrem eige-
nen vereinigten.
 
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