Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 10.1893

DOI Artikel:
Litterarisches
DOI Artikel:
Miszellen
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.15868#0040

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
36

gemutet herein. Und solange wir wissen, ist !m Neckcirkreis die Ban-
thätigkeit, vor allem wieder in Stuttgart, noch niemals eine so starke
gewesen, und der Menge entspricht, wenn wir gerecht sein wollen, auch
die Schönheit nnd Größe, gesteigert durch das herrliche Steinmaterial,
das der Hauptstadt des Landes ans Norden nnd Westen ans den neuen
Verkehrswegen zngcfiihrt werden kann. Staat- und Privatban stellte
eine Reihe von Palästen ans, wie so viele der schwäbische Boden noch
nie getragen hat. Aber auch die kirchliche Kunst erhob sich, aus dem
deutschen Mittelalter schöpfend, zu mächtigen Werken in romanischer und
gotischer Stilweisc. Seit den Tagen Ulrichs des Vielgeliebten, in denen
die drei alten gotischen Kirchen gebaut worden, sind in «Stuttgart erst
jetzt wieder, neben verschiedenen kleineren, domartigc Kirchen, — Jo-
hanniskirche, Marienkirche, Garnisonskirche, Heslacher Kirche, Friedens-
kirche — erstanden, Stuttgart ist jetzt auch eine tnrmreiche Stadt ge-
worden- Möchte doch auch eine Renaissancekuppel im schönen Thale
sich answölbcn! — Den Anhang bildet ein. Artikel von Dekan Klemm
in Backnang über „Baumeister und Bildhauer im Neckarkreis bis 1750«',
illustriert durch viele Bildhauer- nnd Werkmeistcrzcichen; ein Aufsatz von
Bertold Pfeiffer über Bildhauer und Baumeister von Ludwigsbnrg nnd
Stuttgart im 18. Jahrhundert, sowie endlich vom selben Verfasser eine
umfangreiche Zusammenstellung aller Quellen. Der zum Werk gehörige
Bildcr-Atlas ist nun schon bis zur 28.Z29. Lieferung vorgeschritten und
gicbt bereits Darstellungen aus dem Schwarzwald- nnd Jagstkreis.
Wir erwähnen ans den letzten Lieferungen die Aufnahme der Wand-
gemälde von Pflugfelden durch Haaga, eine Reihe von Blättern über
Hirsau von Lösti, Ansichten aus Hall nud Kvmbnrg, sowie eine Anzahl
trefflicher Lichtdrucke von M. Rommel: die Kirche in Schorndorf, der
Altar in Adelbcrg, die Altarbilder in Blanbeuren, Lautern, Böttingen
nnd Hebsack. — 'In einem Aufsatz der Beilage der „Mg. Ztg." von
vr. Hugo Graf in München, der einen Uebcrblick über die nun in ganz
Deutschland in Angriff genommene Inventarisierung der Kunstaltertümer
gicbt , wird dem württcmbergischen Werke znerkannt, daß es sich an
künstlerischer Ausstattung und Reichhaltigkeit der Abbildungen vor alle»
andern auszeichne. Und doch kann das Werk weder in Wort noch in
Bild völlig erschöpfend sein; der Schatz, den uns unsere Vorfahren
hintcrlaffcn haben, ist trotz der Verstümmelung nnd Verschleuderung,
die er in Zeiten der Mißachtung erfuhr, viel zu groß, als daß er ganz
in Einem Werke beschrieben werden könnte. (Beil. „Staatsanz.")
Neue Wu srltem d er^isn bezw. Luevic er.
A. von Oechelhausen, „Phil. H ainho fers Bericht über
die Stuttgarter Kindstaufe im Jahre 1616" in den
„Neuen Heidelberger Jahrbüchern" von 1891, erster
Jahrgang, erstes Heft, Seite 254—335.
Hainhofcr, welcher aus Augsburg stammte, war (geboren 1578, ge-
storben 1647) politischer Agent und Korrespondent nnd berichtet hier an
Herzog Philipp II. von Pommern-Stettin über seine in dessen Anstrag
unternommene Reise zn den Tauffcstlichkciten des Prinzen Friedrich
von W ü rttembcrg - N cnstadt (st 1682) nach Stuttgart im April
1616. Interessant sind namentlich die Nachrichten, welche Hainhofer
von dem Verlaufe der Festlichkeiten und von den einzelnen, dabei an-
wesenden Persönlichkeiten gicbt.
Bolte, Eine Handschrift der Herzogin Magdalene
Sibylle vonWürtte m berg in der „Vierteljahres-
schrift für Literaturgeschichte", V, 2.
Merkle, I., Jngendjahre der Kaiserin Maria Feodo-
rowna von Rußland, geb. Prinzessin von Württemberg
(1769—1776). Stuttgart. IV n. 120 Seiten mit
36 Stammtafeln.
Die Kaiserin, von Geburt eine württembcrgische Prinzessin, Tochter
des Prinzen Friedrich Engen von Württemberg nnd der Friederike
Dorothen Sophia, Markgräfin von Brandenburg-Schwedt, erblickte nicht
im Schwabenlande das Licht der Welt, sondern im nordischen Stettin
am 25. Oktober 1759 und erhielt eine vorzügliche Erziehung. Ihre
hervorragenden Eigenschaften lenkten die Aufmerksamkeit der russischen
Kaiser!» auf sie, die dann ihre Verehelichung mit ihrem Sohne Paul I.
zuwege brachte. Durch diese Familicnverbiuduug wurde sie die Mutter
des allgewaltigen Zaren Nikolaus von Rußland nnd Großmutter der
Königin Olga von Württemberg. Im wesentlichen ist die Schrift eine
Verarbeitung der im russischen Archiv von Schnmigorsky veröffentlichten
Beiträge zur Biographie der genannten Fürstin.

Zu Lnsse, stournnl ek sorresponZalise Zs In reine
Lntli erins Ze Wurtsmber§ (suite i8iz—1815)
in »revne Iiisboriczue«. 49. Band (Mai-Juni 1 892).
S. 58—69. S. 322—42. —
Die an letztgenannter Stelle veröffentlichten Abschnitte des Tage-
buchs umfassen die Zeit vom 1. August bis 21. September 18l4 (Reise
nach Triest nnd Ausenthalt daselbst). Daran reihen sich mehrere merk-
würdige Schreiben über die Ereignisse des Jahres 1815.
Zur Vermeidung von Mißverständnissen handelt cs hier nicht etwa
um die zweite Gemahlin des Königs Wilhelm I. von Württemberg, die
im Jahre 1819 verstorbene Königin Katharine, verwitwete Herzogin von
Oldenburg, sondern um die Tochter des Königs Friedrich 1. von Württem-
berg, die an den König Jerome von Westfalen verehelichte Prinzessin
Katharina von Württemberg („die schöne Catant"). — Schon früher
hatte der Verfasser in derselben Zeitschrift (36. nnd 38. Band, März-
April und November-Dezember 1888, Seite 323—335 nnd 346—365)
unter dem richtigeren Titel: LIslanZes et ckocumsnts, In reine Latlre-
rine cks bVestpbalie (!) svn jonrnal st sa csrresponcknnee, mehrere
Briefe, von welchen der erste über den Dresdener Kongreß im Jahre
1812 handelt, sowie ein Tagebuch dieser Fürstin aus dem Jahre 1812
veröffentlicht (zn vgl. auch Ang. Schloßberger, Briefwechsel der
Königin Katharina nud des Königs Jcrome von Westfalen re. Zwei
Bände, Stuttgart bei Kvhlhammer, 1886 ff., sowie die „Nemoires et
eorresponckance cku roi sterorns et cle Io reine Latllerine").
Holtz, M. G. F. v., Generalfeldzeugmeister Georg Fried-
rich vom Holtz auf Alfdorf, Hvhcmiiüringen, Aichel-
berg re., ein Lebensbild aus dem 17. Jahrhundert
(1597—1666), Stuttgart bei Lindemann, 40, XI und
1.56 S., 3 M.
Eine der zahlreichen verdienstlichen Biographien noch weniger be-
kannter bedeutender Schwabcnsöhne, wie solche die zurzeit ziemlich pro-
duktive Lokalgcschichtc hervorbringt.
O. Aufleger, Architekt, Süddeutsche Architektur und Orna-
mentik im 18. Jahrhundert. Bd. I: Die Klosterkirche
in Ott ob euren (Rokoko), photographisch ausgenommen
und herausgeqeben. Dritte, vermehrte und verbesserte
Ausl. 30 Bl? Lichtdruck, gr. Fol. In Mappe 30 M.
Bd. II, 2. Serie (Details), 25 Bl. Lichtdruck, gr. Fol.
In Mappe 25 M.
Derselbe, Bd. VI: Altäre und Skulpturen des Münsters
zu Salem (Stil Ludwigs XVI.). 20 Bl. Lichtdruck,
gr. Fol- In Mappe 20 M. München, Verlag von
L. Werner, Nesidenzstr. 17, 1892, mit leider bloß 2
Seiten Text.
Laut Kritik und nach rückhaltlosem Urteil von Fachleuten 'zählt
obiges Werk zu den bedeutenderen Publikationen des Rokokvstils. —
Das interessante, reiche Innere dieser noch ans der besten Zeit der
Gotik stammenden großartigen Klosterkirche ist weniger bekannt, wurde
unter den Prälaten Anselm Schwab (1746—88) nnd Rupert Schlecht
(1778—1802) geschaffen. Altäre, Kanzel, Gestühl re. sind Meisterwerke
der sonst übel berufenen klassizistischen Stilrichtung. Die Hauptmeister
dieser Kunstwerke waren die beiden Bildhauer Joh. Gg. Dürr aus
Weilheim in Bayern (st 1779) und sein Schwiegersohn, welche sich hier
als ganz hervorragende Künstler erweisen; und wäre es der Mühe
wert, dem Bildungsgang dieser Männer und welche Schule sie gemacht,
näher nachzngehen. L. Lecke.

Miszellen.
Alte Na 1 nral i en s am m ln n g in Essend 0 rf. Der (zu F-rei-
bnrg i. B. 1741 geborene und 1814 auf seiner Pfründe gestorbene)
vr. tlreol. Joh. Bapt. Will, Pfarrer zn Untcressendorf, vornials zu
Ncuburg bei Marchthal, besaß gegen Ende des vorigen Jahrhunderts
nach Friede. Karl Gottlob Hirschings Nachrichten von sehenswürdigen
Sammlungen ic. III. Bd., 1789, S. 31 eine daselbst erwähnte gute
Naturaliensammlung. Was ans derselben geworden sein mag?
Lecke.

Stuttgart, Bnchdruckerci der Aktiengesellschaft „Deutsches Volksblatt".
 
Annotationen