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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 10.1893

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Beck, Paul A.: Der Ulmer Meister Hans Multscher
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https://doi.org/10.11588/diglit.15868#0029

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! Erscheint monatlich zwei- s
4 mal als regelmäßige Bei- t
! läge zmn Pastoralblatt für j
» die Diözese Nottenburg und !
j ist durch die Post nur l
4 niit diesem zugleich zn !
! beziehen; halbjährlich in !
. Württemberg M. 3.15., im !
! Vestellbezirk Stuttgart M. !
l 3. —im Reiche M. 3. 30., !
! in Oesterreich fl. 1. 53 kr.
! ö.W., in der Schweiz Frcs. !
j 4. 80 Cts. :

lo;esan-Urchlv
von Schwaben
—^ zugleich Grgau für deutsche Lirchengeschichte —
mit periodischer kirchengeschichtlicher Weltschau.
Regelmäßige Beilage zum Pastoralblatt für die Diözese Nottenburg.


i Durch alle B uchhond- j
t l NN gen, sowie gegen Ein- j
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; scheu Volksblatts in j
! Stuttgart, Urbansstr. 94, »
! kann das Diözesan- »
Archiv allein zmn Preise j
; von M. 1. 60. halbjähr- ^
! lich, das P asto ralblat t *
! allein zum Preise von M. I
! 1. 60. halbjährlich bezogen ;
^ werden. j

Mit einem Vereine von Geistlichen und in Verbindung mit Geschichtögelehrten heransgegeben
von Or. Engelbert Hvselr, Pfarrer in Ummendorf.
Korrc sp oudcuzcu wollen gefl. direkt an vr. Engelbert Hvfete, Pfarrer in Ummcndorf b. Biberach, gerichtet werden.

Nr. 7. Stuttgart, den 1. April 1893. 10. Jahrgang«

Inhalt: Der lllmcr Meister Hans Mnltscher. Von Amtsrichter a. D. Beck. — Historienmaler Max Beutele. — Der Name Soeetbnin etc.
nochmals. Von Beck. — Zur Geschichte des Klcttgaues. (Ans dem Nachlaß des rastlosen Lokalgeschichtsforschers Pfarrer Joh. El>. Schüttle
in Seekirch.) (Fortsetzung.) — Miszellen. — Annoncen.

Drr Ulmer Meister Hans Mult sch re.
Bon Amtsrichter a. D. Beck.
Nach edlem kürzlich im „Archiv f. christliche Knust" von
1893, Nr. 4, Seite 37 erschienenen Artikel soll dieser ans
Neichenhofen im Allgäu, einem alt-Waldburgschen Pfarrdorfe,
stammende Meister (auch Mneltscher, Mutschcr, Mutscheb,
Mutschel, Mnutscheller? gen.) sich „anschicken, ans der bis-
herigen Umhüllung (!) hervorzutreten", was nicht anders zn
verstehen ist, als wäre man bislang über diesen Künstler im
unklaren und dunkeln gewesen und als ob sich jetzt erst all-
mählich die Hülle von dem bisher Verborgenen löse. Dem
ist ab e r m i t ni cht e n s o; vielmehr hat man gerade über diesen
Meister verhältnismäßig mehr Nachrichten, wie über manchen
seiner Ulmer Knustgeiiossen. Jedem, der sich mit historischen
Ulmer Persönlichkeiten, insbesondere mit Ulmer Kunst- und
Künstlcrgeschichte einigermaßen befaßt, ist das unter dem
Titel: „rc. Nachrichten von Ulmische» Gelehrten und Künstlern w."
in den Jahren 1798 und 1829 in der Stettinschen Buch-
handlung zn Ulm in zwei Bänden erschienene Wey er-
mann sehe Nachschlagebuch bekannt. Hier ist mm im zweiten
Bande Seite 350 und 351 wörtlich zu lesen: „. . . Im
alteil Bürgerbuche in Ulm steht: /umo XXVI1'"° (1427)
Vf SampStag nach vnserS Herrn Vfsarttag Empfiengcn wir zn
Burger Hansen Mutscher, den Bildhower, Also das er fur-
bas bei) v»s stüvrfry sitzen und snst alle ander gebot ge-
horsam und wärtig sin svl als ander vnser Burger vngeuärlich."
Er war geschworener Werkmann (Werk- und Baumeister),
aus Neichenhofcn gebürtig, baute den im Münster gestandenen
von Konrad Karg im Jahre 1430 gestifteteil Altar und ist
auch wahrscheinlich derjenige Künstler in Ulm, den von Stetten
(„Erläuterungen rc. ans der Geschichte der Stadt Augsburg",
S. 71, vgl. mit Khamm, UliernrLÜg. TVuZustemn, III, S. 75) an-
führt, der das künstliche hölzerne Bild des ans dem Esel reitenden
Heilands im St. Ulrichskloster in Augsburg verfertigt hat
(Münsterbeschreibung von 1777, S. 80). Fast ganz dieselbe
Auskunft giebt Karl Jäger in seinem bald darauf im Jahre
1831 (bei F. C. Löflund in Stuttgart und I. D. Claß in
Heilbroim) erschienenen Werke: „Ulms Verfassungs-bürgerliches
und kommerzielles Leben im Mittelalter", Seite 578 und 579,
wo es wörtlich heißt: „Hans Mutscher, oder wie auch sonst
sein Name geschrieben wird, Mutscheb, Mn lisch er, geb.

zn Reichenhofen, ein Bildhauer. Dies ist der älteste
Bildhauer (!) vom Ulm, von dem man einige
urkundli ch e N a ch r i ch t e n best tz t. Seine Familie muß
schon früher UlmischeS Bürgerrecht gehabt haben. Schon
1356 kommt ein Berchtold der Muntscheller als Geschworener
beim Mühlenwerk, und 1386 den 7. März in einem Ver-
kaufsbriese ein Johann Mnutscheller vor. In einem
steueramtlichen Protokoll von 1431 heißt er Bildmacher und
geschworener Werkmann. Und in dem Bürgerbuche... (steht
die bereits oben angegebene Stelle). Es scheint also dem Rat
in Ulm an seiner Gewinnung für das Ulmische Bürgerrecht
viel gelegen gewesen zu sein, daß er ihm die Steuerfreiheit
znsicherte. Er hat laut einer Inschrift im Münster bei der
Sakristei in der Nähe der dortigen Fenster im Jahre 1433
den Kargschen Altar gebaut. (Nach den in gewöhnlicher
Minnskelschrift in zwei Reihen gehaltenen Worten: »ists. Inbor.
cpui . ncl instnncinm . perkicZi . nc . circumspecti. viri . cuon-
rncü . Oicwi . . ciue . ulmei . conlectus, est. est .
Unitus . ipsn . die . snncwi . iollnnnis . UnpUste . nnno .
nb incnrnnLionc: . Oomini . millesimo . csunärin^entesimo .
kriLesimo . cercio)« folgen in der dritten Reihe in
Majuskel- bezw. in Renaissanceschrift die Worte: ch per
me. iollnnnem . multscUeren . nncionis . Oe UiclreiUrolen .
eivem. ulme . et . mnnu . men . proprin . cormtructus.
Er ist wahrscheinlich derselbe, von dem als einem Ulmi-
schen Künstler behauptet wird: er habe 1446 das künst-
liche hölzerne Bild des auf einem Esel reitenden Heilandes
in das St. Ulrichskloster zn Augsburg geschnitzt. Von eben
diesem Johann Mnltscheren behauptet Graf v. Sternberg in
der Galerie des Grafen Truchseß von Waldburg mehrere
vortreffliche Gemälde gesehen zu haben. Sollte er wirklich
auch ein Maler gewesen sein, oder liegt hier vielleicht eine
Verwechslung mit einem andern Meister vor? Der Kargsche
Altar sonst auch „des von Hall, gen. des Kargen Altar" gen.
(s. über denselben meine Ulmer Münsterstndie in dieser Zeit-
schrift v. 1890, Nr. 15 und 16, S. 58, Ziff. 27), ist längst
nicht mehr erhalten und wohl dem berüchtigten Münsterbilder-
stnrm zum Opfer gefallen; einzig , hat sich von demselben an
seinem ehemaligen Standorte, rechts von dem Eingang der
Sakristei an der Ostwand des südlichen Seitenschiffes, in der
Nähe von einer Reihe Kargscher und anderer Denkmäler,
die breite schmale Altarnische und in deren beiden Ecken das
 
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