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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 10.1893

DOI Artikel:
Schöttle, Johann Evang.: Zur Geschichte des Klettgaues, [17]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15868#0035

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31

ja gänzlich ausgetrieben hatte. In, Jahre 1548 wurde zwar
der Abt wieder eingesezt und der Prädikant wieder verjagt;
als dieser jedoch wiederum mit 12 lutherischen Schülern dem
Kloster aufgedrängt wurde, zog sich der Abt nach Villingen
zurück. Durch Trübsal und Alter gebeugt starb er daselbst
s.1566; um die Seinigen hat er sich wohl verdient gemacht.
I» St. Jörgen wurden auf Befehl des Herzogs von Wirten-
berg 3. 1565 das bl. Fronleichnamsfest und die „päbstlicheu
Feiertage" abgeschafft.
Sein Nachfolger ward als
36. Abt Nieodemus Leupolt, 1566—1585; le-
gitim zu Villingen gewählt; aber Herzog Christoph sezte mit
bewaffneter Hand ihm einen lutherischen Prälaten entgegen.
Nieodemus verfocht die Angelegenheit seines Klosters, so lange
er lebte, bei dem kaiserlichen Kammergerichte zu Speier, mit
allem Ernste. Er starb 3. 1585, wegen seiner Sittenreinheit
und Heiligkeit des Wandels von den Akatholischen sehr hoch
geschätzt. Sein Nachfolger wurde nun als
37. Abt Blasius Schönlin, 3. 1585—1595.
Nach 10 Jahren nahm er die Pfarrei Andlau im Elsaß
an, resignirte die Abtswürde an den
38. Abt Michael I-, Geister genannt, von 1595—1607.
Abt Michael war zu Rheinau mit Abt Jodok von Muri
zugegen, als Gerold I. Zurlauben de Thnrn und Gestellem-
burg gewählt wurde. Er war der eifrigste Vorkämpfer für
die Rechte seines Klosters und ein ausgezeichneter Oekvnvm.
Dieser gab dem Kloster Urspring heilsame Verordnungen, nach
dem Muster seiner Vorgänger 3. 1506 ec.
In diesem 16. Jahrhunderte hat St. Georg vielfache
Vertauschungen von Leibeigenen vorgenommen, so 3. 1506,
wo Graf Wolfgang v. Fürstenberg, kaiserl. Hofmarschall und
Statthalter im Elsaß und in der Ortenau, Leibeigene ver-
tauschte an Abt Eberhard, welchen er seinen geistlichen Vater
und geliebten Herrn nannte. Unter vielen anderen Adelichen
nahm auch Johannes v. Rechberg zu Hohenrechberg in
Schrammberg 3. 1516 solche Vertauschungen stör, in Villingen
mit dem Spitalhof, dessen Lehenlente zu St. Georg gehört
hatten. So hat auch Abt Johannes Kern mit Einwilligung
seines Kapitels das Patronatrecht über Kleinenkembs an
St. Blasien gegeben, aber im 18. Jahrhundert ging es wieder
mit allen Gütern an St. Georg zurück.
St. Georgien hatte 3 Aebte aus Einer und derselben
Familie und aus demselben Orte, nämlich die Geister aus
Jngoldingen, Oberamts Waldsee, 3 Schwaben, von denen der
eine trefflicher war, als der andere. Der erste war unser
Abt Michael I., welcher auf den Villinger Schönlin folgte.
Seine Bemühungen um die Rechte seines Klosters waren nicht
vergeblich. Nach 2 Jahren erwirkte er einen definitiven Ent-
scheid und Herzog Maximilian von Oestreich wurde durch
den Bischof von Speier zur beschleunigten Ausführung der
Sache beauftragt 3. 1603. Auch 3. 1607 erhielt der Nach-
folger Michaels solchen Schutzbrief, und dieser war als
39. Abt Martin Starck, der 3. 1607—1615 den
Abtsstab führte. In diesem Jahre resignirte Marlin die
Abtswürde und ihm folgte der
40. Abt Melchior Hang, von 1615—1627.
Auch ihm stellte Erzherzog Leopold vorläufige Mahnungs-
briefe aus, welchen sodann auf Intervention Bischofs Jakob
von Constanz hin König Ferdinand der II. die seinigen bei-
fügte, welche am 10. Merz 1627 vor vollem Kammergerichte
verlesen wurden. Im folgenden Jahre wiederholte auch Bi-
schof Johannes von Constanz an den Kaiser dieselbe Mah-
nung, ja Pabst Urban VIII. selber hatte das Kammergericht

zur definitiven Entscheidung der Sache aufgefordert. In,
Jahre 1629 wurde endlich durch das Restitutions-Edikt
Ferdinands II. eine Sentenz gegen den Herzog Ludwig
Friederich von Wirtenberg erlassen. Zur Wiederherstellung
der Klöster in Wirtemberg hat Kaiser Ferdinand der II. de»
Bischof Johannes von Constanz, den Abt von Kempten Johann
Euchar, Grafen Karl Ludwig Ernest von Sulz und Hippolit
von Stotzingen delegirt. Sie beschlossen in Villingen zusam-
menzukommen, wohin auch andere Prälaten sich begaben. Abt
Bartholomäus von Ochsenhausen, ?. Maurus Waldung von
Weingarten, Maximilian Müller und Andere reisten am
19. August von Ochsenhansen ab und kamen am 21. Nach-
mittags 2 Uhr in Villingen an. Als die hier Anwesenden
vernahmen, daß die Commissäre herankommen, gingen sie,
darunter auch der Abt von St. Blasien, der von St. Georg,
der edle Herr von Stotzingen, diesen Commissären entgegen,
der Abt von St. Georg sogar 1^2 Stunden weit. In Vil-
lingen wurden diese 2 Fürsten, nämlich der Bischof von
Constanz und der Fürstabt von Kempten, vom Klerus und
Stadt-Magistrat in feierlichem Geleite in den Chor des Münsters
geführt, wo das De Osum abgesnngen wurde. Am 21. August
kamen auch die wirtembergischen Abgesandten an, nämlich der
edle Herr v. Helmstetten und Dr. Jäger. Sie verlangten
Aufschub auf den anderen Tag und als sie diesen erlangt
hatten, kehrten sie zu ihrem Herzog zurück. Am anderen
Tage kam ein Schreiben aus St. Georg von den Wirten-
bergern, daß die kaiserlichen Commissäre nicht Eintritt ins
Kloster erhalten werden, folglich werde auch das Nestilntions-
geschäft der Klöster keinen Erfolg haben. Nichts destoweniger
verlangten die Wirtemberger einen neuen Aufschub bis zum
27. August. Dieser ward ihnen unter der Bedingniß gewährt,
daß sie die in dieser auwachsenden Unkosten bezahlen. Am
27. August reisten die Commissäre mit den Anwesenden,
Prälaten und Herren mit 180 Pferden von Villingen ab nach
St. Georg. Da aber die Thore von der wirtembergischen
Besatzung verriegelt waren, so fanden diese langsamen Herren
keinen Eingang ins Kloster. So wurde das Restitutions-
geschäft verschleppt. Der Bischof von Co»sta)iz zog ab nach
Rvsenegg, der Graf von Sulz zu den Seinigen und so ging
nach und nach jeder wieder nach Hause. Der Amtmann des
Grafen von Sulz wurde aber zum Kaiser geschickt, um ihm
über die Sachlage Bericht zu erstatten. Erst 3 1630 wurde
der Abt von St. Georg durch die kaiserliche Commissäre am
2. September in sein Kloster eingeführt und am folgenden
Tage leisteten die Unterthanen den Hvmagialeid. Als aber
3. 1632 die Würtemberger die Abwesenheit des Abtes aus-
kuudschafteten, besezten sie wieder das Kloster und verjagte»
die Mönche. Nachher aber, 3. 1633, wurde das Kloster von
Villinger Truppen unter dem Hauptmann Auscher verbrannt,
nach der Schlacht von Nördlingen, Septbr. 1634, wieder
hergestellt. Das Alles geschah unter Abt Georg, der 3. 1640
von Kaiser Ferdinand III. zum Reichstag nach Regeusbnrg
geladen war, dort erschien und unter Zurückweisung der
Wirtembergischen Protestatio» ward ihm sein Sitz auf der
Prälaten-Bank eingeränmt. Aber in Folge des westphälischen
Friedensschlusses ward der Abt auf immer proskribirt, 3. 1649,
begab sich in sein Exil nach Villingen und starb daselbst 3. 1655.
Er war gefolgt auf Melchior Hang als
41. Abt unter dem Namen Georg II., Geisser, von
3. 1627—1655. Seine nächsten Nachfolger gingen izt von
Villingen aus, und zwar als
42. Abt Michael Kederer, von 1655—1661. Auf
diesen folgte als
 
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