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Eggers, Friedrich [Hrsg.]
Deutsches Kunstblatt <Stuttgart>: Zeitschrift für bildende Kunst, Baukunst und Kunsthandwerk ; Organ der deutschen Kunstvereine &. &. — 9.1858

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https://doi.org/10.11588/diglit.1202#0205
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18Ü

auf Malepartus, weder bei der Hasenschule, noch bei der dem
Schalke drohenden Exekution, der Bär in der Klemme, die Er-
mordung des Hasen, — in Allem findet man die von dem Bild-
ner des Thierepos gegebene Charakteristik der Thiere aufs ge-
naueste und wahrhaft überraschend wieder. Gerade hierin ist der
Nachbildner untadelhaft, wenn sich auch in untergeordneteren Din-
gen, z. B. in der Bildung der Beine, kleine Unvollkommenheiten
entdecken lassen. Da das Bild stets nur eine Ansicht gibt, so
ist noch hervorzuheben, daß der junge Künstler auch die Kehrseite
der Figuren, wofür kein Anhalt vorhanden war, trefflich und,
wie wir bemerkt haben, zur Zufriedenheit des Erfinders übersetzt
hat. Dies spricht für einige Sicherheit und Selbständigkeit in
der Technik. Es ward uns auch mitgetheilt, daß er diese, link-
händig, wie er ist, doch in dem Grade in seiner Gewalt habe,
daß er, ohne etwas zu punktiren und gleichwohl ohne je ein Stück
Bein zu verderben, gleich aufs Fleisch schneidet. Der Schau-
platz, auf dem sich diese zierlichen Figuren bewegen und welcher
ihr Piedeftal bildet, ist, wie gebräuchlich, von braunem Birn-
baumholz, und enthält, gleichfalls in treuester Nachbildung der
Zeichnungen, die nächsten zur jedesmaligen Handlung gehörigen
Gegenstände, wie Löwenthron, Baumast, Galgen u. s. w. Die
erwähnten sieben Gruppen sind in den Besitz des Hrn. Neichs-
raths von Niethammer übergegangen. Wir erfahren, daß der
junge Künstler auch besonders gewünschte Gruppen bereit ist an-
zufertigen. Der Preis wurde auf 12 —14 st. für die Gruppe
angegeben.
Auf der Akademie sind zum Besten der durch Erdbeben ge-
schädigten Korinther 15 Landschaften ausgestellt. Es sind Aquarell-
gemälde von verschiedener Größe und Ausführung, von dem Archi-
tekten L. Lange auf der Reise, welche er im Jahre 1834 mit Gärt-
ner durch Griechenland machte, entworfen, und zeigen besonders
Korinth und dessen Poseidontempel in verschiedenen Ansichten und
bei verschiedener Beleuchtung; dann Athen, die Akropolis, den
Parthenon, den Theseustempel; ferner Sikyon, Mykene und an-
dere klassische Gegenden, zum Theil rein landschaftlicher Natur.
Die Vorbereitungen für die historische Kunstausstellung im
Glaspalaste haben begonnen. Die Unternehmung scheint voll-
kommen zu glücken. Von allen Orten her sind umfassende Zu-
sicherungen eingelaufen. Wien allein hat für den österreichischen
Zuzug 66,000 i^Fuß Raum bestellt. Und gerade der Anfang
des Zeitraums, den man sich gesetzt hat, der uns die Werke aus
'der Morgenröthe der heutigen Kunstblüthe zu bringen hat, gerade
dieser wird sich reicher Vertretung erfreuen. Die Künstler wer-
den, wie bereits bekannt, ihren Tag vom 20. — 22. September
halten. An Festlichkeiten werden sich ein Kellerfest mit ländlichem
Ball, eine Ausfahrt nach dem Starnberger See u. dgl. mehr
anschließen; nach einigen Rasttagen beginnt sodann die Jubiläums-
feier der Stadt. Zunächst am Sonntag den 26. mit einer kirch-
lichen Feier. Ferner spricht man von Armenspeisungen, Grund-
steinlegung der Maximiliansbrücke, Preisaussetzung für die beste
Geschichte Münchens, endlich von einem großartigen historischen
Zuge, der die 7 Jahrhunderte vorführen soll und bereits von
den Künstlern in Angriff genommen ist. Ein Bankett im Odeon
wird die Theilnehmer an diesem Zuge vereinigen. Ohne Zweifel
wird München, Hauptstation und öfter auch Ziel der südwärts
Reisenden, viele Fremde bei sich sehen, denen es ja so viel zu
bieten vermag. In Bezug aber auf die gesuchte und gewährte
Kunstschau unterdrücken wir einen hieher gehörigen Stoßseufzer
nicht. Es gehört nämlich ein nicht geringer Grad von Muth dazu
— wir haben es wieder in den angenehmen, aber kalten Früh-
lingstagen empfunden —, in die Gallerien und Sammlungen zu
gehen, und man würde gar nicht dazu kommen, wenn man auf
die Warnungen der Münchner achten wollte, welche es geradezu

als ein unverantwortliches Spiel mit der Gesundheit bezeichnen,
sich der Eisluft auszusetzen, die unbeweglich in den Bilder- und
Statuenräumen liegt. Ueberall Einrichtungen zum Heizen und
nirgend Feuer; man muß Alles aus eignen Mitteln theils der
Begeisterung, theils der Mäntel und doppelten Schuhe bestreiten,
und dennoch ist Beides vergeblich; diese schleichend harte Kälte
dringt doch tief in die Glieder. Welch' eine Unnatur, mit klap-
pernden Zähnen vor einer nackten Venus zu stehn. Und dennoch
ist man gezwungen, stundenlang zu verharren, weil sich der Tem-
pel nur einmal alle Wochen öffnet; man kann also nicht abbre-
chen, wenn man an gefroren ist, man muß ausharren, bis man
durchgefroren ist; denn man kann nicht alle Tage auf eine
halbe oder eine Stunde wiederkommen. Freilich ist die Pina-
kothek alle Tage offen, löblicherweise auch Sonntags; freilich
kann man auch auf besondere Karten die Glyptothek an noch zwei
andern Tagen besuchen, und wir sind sogar überzeugt, daß es
nur der leichtesten Bemühung bedürfte, um dem Kunstfreunde,
dem es um ernste, eingehende Studien zu thun ist, alle Samm-
lungen zu jeder Zeit in liberalster Weise zu erschließen p aber
nicht für uns wollten wir sprechen, sondern für das Volk, für
Jedermann. Daß Erleichterung der Kunstschau nothwendig ist,
— wie sollten wir dazu kommen, dies noch erst beweisen zu
wollen? daß es dankbar ist, — wie ausreichend kann dies wahr-
genommen werden, wenn man die Landleute unaufhörlich vor den
geschichtlichen und landschaftlichen Fresken des Hofgartens stehen
sieht, nicht gaffend in blöder Ver Wunderung, sondern lesend, er-
klärend, b e wundernd. — '
Jetzt ist die Zeit nahe, wo uns der oft schmerzlich empfun-
dene Mangel jeder Annehmlichkeit in der unmittelbaren Umge-
bung der Pinakothek wieder fühlbarer werden wird. Man über-
steht es schon, über den kahlen Platz in das Innere zu kommen;
dennoch aber begreift man nicht, warum auf dem großen Raum
vor dem Gebäude noch immer nicht die Gebüsche, Blumen, Spring-
brunnen und Schattengänge angelegt, die Vasen, Statuen hin-
gestellt sind,-welche der Baumeister doch ohne Zweifel dahinge-
dacht hat, und welche geeignet sind, einen angenehmen Aufenthalt
zu schaffen, der zum Verweilen und zum Ausruhn in den Pausen
der Kunstschau einladet.

Kunllvereine.

Verbindung für historische Kunst.
Auf den Antrag des Comits's des allgemeinen deutschen Künstler-
vereins hat der Vorstand der Verbindung für historische Kunst beschlossen,
die diesjährige Generalversammlung, welche nach dem Beschlüsse der vor-
jährigen Generalversammlung in diesem Jahre gegen Ende September
nach Wim berufen werden sollte, gleichzeitig mit der Kunstversammlung
zu München und zwar
am 20., 21. und 22. September
abzuhalten. Indem ich die geehrten Mitglieder der Verbindung vorläufig
hiervon benachrichtige, bitte ich, etwaige Anträge, welche in der General-
versammlung verhandelt werden sollen, behufs der Aufnahme in das
Einladungsprogramm mir bis zum 8. August zu übersenden. Zugleich
ersuche ich diejenigen Herren Künstler, welche der Versammlung Skizzen
oder Zeichnungen vorlegen oder Anerbietungen behufs auszuführender
Kunstwerke machen wollen, mir ebenfalls bis zum 8. August die nöthige
Mittheilung zu machen.
Gotha, den 8. Mai 1858.
Der Geschäftsführer der Verbindung für historische Kunst.
Loofs.

Verlag von Ebner L Seubert in Stuttgart. — Druck der I. G. Sprandel'schen Buchdruckerei daselbst.
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