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IL E. v. Berlepsch.
Förderung zu erhoffen sei, hängt einzig und
allein von den beizuziehenden Beratherr] ab.
Neuerungen bedeutsamer Art werden ja immer
erst beobachtet, dann vielleicht anerkannt, allen-
falls unterstüzt und schliesslich in das offizielle
Programm aufgenommen. Dass Amerika ein
hoch ausgebildetes Kunstgewerbe besitzt, ist
vielleicht in erster Linie dem Umstände zu
verdanken, dass der Staat sich überhaupt nicht
darum bekümmerte, mithin auch keine Einfluss
beanspruchenden Sinecuren schuf.
Die Sache hängt bei uns aber noch an einem
andern Umstände. Zweifelsohne werden nicht
wenige, die als Maler ihre Rechnung nicht
fanden, es nun mit der angewandten Kunst
»probiren«, so etwa, wie wenn man einen
Anzug mit einem andern vertauscht. Nun,
schlechte Maler werden auch auf diesem Felde
sich keine Lorbeeren holen, um so mehr als
bei Bemeisterung der Materie auch noch allerlei
Dinge des Wissens und der praktischen Erfahrung
in Betracht zu ziehen sind, die man als Vertreter
der »hohen« Kunst oft glücklich umgehen kann.
An Leuten aber, die mit handwerklichem
Können ausgestattet das künstlerische Element
heben, durch künstlerisches Empfinden aber
anderseits dem handwerklichen Theile die rechte
Seele einzuhauchen wissen, fehlt es uns bis
jetzt. Die Kunstgezverbe-Schulen in aller erster
Linie ziehen, bei uns wenigstens, dergleichen
Kräfte nicht heran, weil man zuviel mit aka-
demischer Kunst liebäugelt, statt dass mit prak-
tischer Schulung ein richtiges Fundament gelegt
wird. Die jungen Leute »komponiren« und
»konkurriren« bevor sie das Einfachste vom
Handwerk gelernt und begriffen haben. Ver-
gleiche man damit einmal die Schulung die ein
»dessinateur« in Paris durchmachen muss! Auf
einzelne eigentliche Fachschulen wie sie z. B.
für Textil - Industrie existiren, hat dies keinen
Bezug, weil diese von Anfang an die Heran-
ziehung von Spezialisten zum Programme
haben, künstlerische Ausbildung in umfassendem
Sinne also nicht bezwecken. Von künstlerisch-
praktischer Schulung aber hängt die Zukunft
der Bewegung ab, die, das steht zu hoffen,
vorerst ohne die Einmischung bureaukratischer
Weisheit sich weiter entwickelt. In England,
in Amerika vor allem ist man uns weit über-
legen und das sicherlich nicht zum Mindesten
aus dem Grunde, weil das motorische Moment
nicht bereits in den Fächern und Schubladen
von Kanzleien untergebracht ist und von da
aus dosenweise abgegeben wird.
An originaler Kraft, das hat sich oft
genug gezeigt (man denke nur an die glänzen-
Eichene Truhe, Beschläge Schmiedeeisen.
Miinchener Ausstellung 1897.
Em«. HERM. OBRIST, Ausfuhr, von R. KIRSCH und J. ZUGSCHWERDT.
IL E. v. Berlepsch.
Förderung zu erhoffen sei, hängt einzig und
allein von den beizuziehenden Beratherr] ab.
Neuerungen bedeutsamer Art werden ja immer
erst beobachtet, dann vielleicht anerkannt, allen-
falls unterstüzt und schliesslich in das offizielle
Programm aufgenommen. Dass Amerika ein
hoch ausgebildetes Kunstgewerbe besitzt, ist
vielleicht in erster Linie dem Umstände zu
verdanken, dass der Staat sich überhaupt nicht
darum bekümmerte, mithin auch keine Einfluss
beanspruchenden Sinecuren schuf.
Die Sache hängt bei uns aber noch an einem
andern Umstände. Zweifelsohne werden nicht
wenige, die als Maler ihre Rechnung nicht
fanden, es nun mit der angewandten Kunst
»probiren«, so etwa, wie wenn man einen
Anzug mit einem andern vertauscht. Nun,
schlechte Maler werden auch auf diesem Felde
sich keine Lorbeeren holen, um so mehr als
bei Bemeisterung der Materie auch noch allerlei
Dinge des Wissens und der praktischen Erfahrung
in Betracht zu ziehen sind, die man als Vertreter
der »hohen« Kunst oft glücklich umgehen kann.
An Leuten aber, die mit handwerklichem
Können ausgestattet das künstlerische Element
heben, durch künstlerisches Empfinden aber
anderseits dem handwerklichen Theile die rechte
Seele einzuhauchen wissen, fehlt es uns bis
jetzt. Die Kunstgezverbe-Schulen in aller erster
Linie ziehen, bei uns wenigstens, dergleichen
Kräfte nicht heran, weil man zuviel mit aka-
demischer Kunst liebäugelt, statt dass mit prak-
tischer Schulung ein richtiges Fundament gelegt
wird. Die jungen Leute »komponiren« und
»konkurriren« bevor sie das Einfachste vom
Handwerk gelernt und begriffen haben. Ver-
gleiche man damit einmal die Schulung die ein
»dessinateur« in Paris durchmachen muss! Auf
einzelne eigentliche Fachschulen wie sie z. B.
für Textil - Industrie existiren, hat dies keinen
Bezug, weil diese von Anfang an die Heran-
ziehung von Spezialisten zum Programme
haben, künstlerische Ausbildung in umfassendem
Sinne also nicht bezwecken. Von künstlerisch-
praktischer Schulung aber hängt die Zukunft
der Bewegung ab, die, das steht zu hoffen,
vorerst ohne die Einmischung bureaukratischer
Weisheit sich weiter entwickelt. In England,
in Amerika vor allem ist man uns weit über-
legen und das sicherlich nicht zum Mindesten
aus dem Grunde, weil das motorische Moment
nicht bereits in den Fächern und Schubladen
von Kanzleien untergebracht ist und von da
aus dosenweise abgegeben wird.
An originaler Kraft, das hat sich oft
genug gezeigt (man denke nur an die glänzen-
Eichene Truhe, Beschläge Schmiedeeisen.
Miinchener Ausstellung 1897.
Em«. HERM. OBRIST, Ausfuhr, von R. KIRSCH und J. ZUGSCHWERDT.