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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 1.1897-1898

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Schmid, Maximilian: Ueber deutsche Plakat-Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.6384#0079
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Deutsche Kunst und Dekoration.*

UEBER PEÜISCHE PIAKAT-KUNST.

Vignette von M. SCHMIDT.

JE TIEFER DIE
KUNST ihre
Wurzeln in ein
Volk herabsenkt, je
kräftiger sich der
Baum entfaltet, um
so mehr wird er aus
einem Zierstrauch
eine Nutz-Pflanze.

Kunst ist nicht nur Luxussache. Sobald sie das
gesammte gewerbliche Schaffen eines Volkes
durchdringt, so dass es den Wettkampf mit
dem Auslande bestehen kann, wird sie zu
einer Quelle des Volkswohlstandes.

Um eine derartige Entwickelung zu
erreichen, sind nicht nur schaffende Künstler,
sondern gleichermassen ein mit Verständniss
konsumirendes Publikum nöthig. Unser
deutsches Publikum ist leider dank seiner
schulmässigen und pedantischen Denkweise
in Kunstdingen entsetzlich schwerfällig. Mit
erschreckender Zähigkeit hängt es an der
greisenhaft gewordenen Akanthusranken-
kunst, die in verschiedenen Spielarten, als
Hellenismus, italienische oder deutsche Re-
naissance bei uns herrschte.

Der neuen Kunstweise, die nach Be-
freiung von der Schulmeisterei ringt, steht
es fremd, ja feindlich gegenüber. Das

Volk liebt eben die Kunst, die es begreift,
das Bunte, das Niedliche, das Unterhaltende!
Man beachte
nur den unge-
heueren Erfolg,
den die Liebig-
bildergehabtha-
ben. Diese papa-
geienhaft bun-
ten, schlecht ge-
zeichneten, pup-
penhaften Fi-
guren werden
als »künstlerisch
ausgeführte«

Reklamebilder
gerühmt, emsig
gesammelt und
sogar weit über
ihren Werth be-
zahlt. Wo aber
die Reklame mit

künstlerischen
Arbeiten wir-
ken will, wie es
die moderne Pla-
katkunst ver-
sucht, findet Sie Druck: TH. BEYER—DRESDEN,
eitel Spott, HaSS Entwurf: J. (JOLLER—DRESDEN,

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