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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 1.1897-1898

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Schumann, Paul: Die internationale Kunst-Ausstellung zu Dresden im Jahre 1897
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https://doi.org/10.11588/diglit.6384#0035
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Paul Schumann.

und zu bedeutsam, als dass er nicht sich all-
gemein Bahn brechen müsste. Dazu aber
kommt, dass die Heranziehung des Kunst-
gewerbes der Ausstellung eine Mannigfaltigkeit
und Abwechselung verleiht, die das Gesammt-
bild ausserordentlich belebt und zu der öden
Gleichförmigkeit tausender von aufgehängten
Gemälde im erfreulichen Gegensatze steht.

Zunächst ist da nun zu erwähnen, dass in
die Kunstausstellung fünf fertig eingerichtete
Zimmer eingereiht sind, die jeder Besucher der
Ausstellung bei einem Rundgange durchschreitet.

»Die Erinnerung«, Modell zu einem Grabdenkmal. PROF. HEINRICH WADERE-München

Sie stammen von Brüsseler Künstlern und zwar
die Möbel im engeren Sinne von van de Velde
Teppiche und Friese von einem Mitarbeiter
Lrnimen, die Kamine von Zysselberghe, ein
Zimmer mit gefärbten Stoffen von Isaac, ein
Zimmer mit dekorativen Malereien von Albert
Besnard in Paris. Zum Theil sind es dieselben
Zimmer, die im vorigen Jahre im L. Bing's
Kunstsalon L'art nouveau in Paris zum ersten
Male gezeigt wurden, zum Theil sind sie
für die Dresdener Ausstellung besonders her-
gestellt worden. Denkt man an die Zimmer-
Einrichtungen zurück,
die im vorigen Jahre

in den gleichen
Räumen gelegentlich
der sächsischen Hand-
werks- und Kunst-
gewerbe - Ausstellung
zu sehen waren, so
findet man nicht allzu-
viel Parallelen. Was
wir in diesem Jahre
sehen, unterscheidet
sich wesentlich von
dem Speisezimmer im

gothisehen, dem
Wohnzimmer im Em-
pire-, dem Boudoir im
Rokoko-, dem Schlaf-
zimmer im Tapezirer-
Stil usw., die man im
Vorjahre zumeist sah.
Die Aufgabe ist völlig
anders gestellt, nicht:
wie kann man irgend
einen der Stile, die
unsere Vorfahren für
ihre Bedürfnisse aus-
gestaltet haben,unseren
Bedürfnissen anpassen?
sondern: wie richte
ich ohne alle Rück-
sicht auf früher Ge-
wesenes meine Woh-
nung bequem, intim
und künstlerisch ein,
so dass ich mich darin
wohl fühlen kann,1 dass
sie den Bedürfnissen
 
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