Kaiser Wilhelm-Denkmal.
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fabrikation vorherrscht, dass in der Mehrzahl
der halle die Wahl auf denjenigen Entwurf fiel,
der am wenigsten von der Schablone abwich,
dass alles irgendwie Originelle sorgfältig unter-
drückt wurde. — Ks erscheint schwer, fast
undenkbar, dass ein
grosses, eigenartiges,
wirklich originelles
Werk da zu Stande
kommt, wo nicht ein
Auftraggeber nach
eigenem Geschmack
wählt, sondern durch
Abstimmung die Ent-
scheidung fällt. Man
betrachte nur die
Zusammensetzung
solcher Komitees, in
denen die wirklich
Sach verständigen, die-
jenigen, die einen wei-
ten Ueberblick über
solche Dinge haben,
naturgemäss in der
Minderheit bleiben.
So darf man also
die Leistungsfähigkeit
der deutschen Bild-
hauer nicht an den
ausgeführten Denk-
malen messen. Das
Beste, was entstand,
blieb Entwurf und
leider damit meist un-
bekannt. Auch die
Stadt Aachen hat in
diesem Jahre eine
Konkurrenz für ein
KaiserWilhelm-Denk-
mal ausgeschrieben.
Eine Reihe guter
Entwürfe, die aber durchaus die bekannten
Schemata wiederholen, war das Resultat. Immer
wieder dieser anständig modellirte General zu
Pferde, au! bekanntem Sockel, dem je nach
Bedari und Kostenpreis mehr oder weniger
Sockelfiguren vorgelegt sind.
Nur Einer hat sich von dieser Schablone
befreit — Rudolf Maison. Er ist längst durch
prachtvollen dekorativen Rittergestalten auf dem
Berliner Reichstagsgebäude u. a. m. bekannt.
Er hatte überall bewiesen, dass er ein gross-
artiger Kenner und Nachbildner der exakten
Realität und doch ein gewaltiger Phantasie-
nHygieiav.) Relief in Silber getrieben.
OTTO ROHLOFF-Berlin.
künstlet ist. Sein Denkmals-Entwurf knüpft an
den Sagenschatz des Rheinlandes an, und ge-
staltet ihn frei, schön und malerisch aus.
Auf schlichten, nicht profilirten Sockel stellt
Maison die Reiterfigur. In dem Wasserbecken
vor diesem Sockel steht zur Linken auf einem
Felsblock die Heldengestalt Siegfried des Drachen-
töters, vor dem das überwundene Ungeheuer
seine polychromen Genrefiguren, durch seine seinen schuppigen Leib hinstreckt. Zur Rechten
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fabrikation vorherrscht, dass in der Mehrzahl
der halle die Wahl auf denjenigen Entwurf fiel,
der am wenigsten von der Schablone abwich,
dass alles irgendwie Originelle sorgfältig unter-
drückt wurde. — Ks erscheint schwer, fast
undenkbar, dass ein
grosses, eigenartiges,
wirklich originelles
Werk da zu Stande
kommt, wo nicht ein
Auftraggeber nach
eigenem Geschmack
wählt, sondern durch
Abstimmung die Ent-
scheidung fällt. Man
betrachte nur die
Zusammensetzung
solcher Komitees, in
denen die wirklich
Sach verständigen, die-
jenigen, die einen wei-
ten Ueberblick über
solche Dinge haben,
naturgemäss in der
Minderheit bleiben.
So darf man also
die Leistungsfähigkeit
der deutschen Bild-
hauer nicht an den
ausgeführten Denk-
malen messen. Das
Beste, was entstand,
blieb Entwurf und
leider damit meist un-
bekannt. Auch die
Stadt Aachen hat in
diesem Jahre eine
Konkurrenz für ein
KaiserWilhelm-Denk-
mal ausgeschrieben.
Eine Reihe guter
Entwürfe, die aber durchaus die bekannten
Schemata wiederholen, war das Resultat. Immer
wieder dieser anständig modellirte General zu
Pferde, au! bekanntem Sockel, dem je nach
Bedari und Kostenpreis mehr oder weniger
Sockelfiguren vorgelegt sind.
Nur Einer hat sich von dieser Schablone
befreit — Rudolf Maison. Er ist längst durch
prachtvollen dekorativen Rittergestalten auf dem
Berliner Reichstagsgebäude u. a. m. bekannt.
Er hatte überall bewiesen, dass er ein gross-
artiger Kenner und Nachbildner der exakten
Realität und doch ein gewaltiger Phantasie-
nHygieiav.) Relief in Silber getrieben.
OTTO ROHLOFF-Berlin.
künstlet ist. Sein Denkmals-Entwurf knüpft an
den Sagenschatz des Rheinlandes an, und ge-
staltet ihn frei, schön und malerisch aus.
Auf schlichten, nicht profilirten Sockel stellt
Maison die Reiterfigur. In dem Wasserbecken
vor diesem Sockel steht zur Linken auf einem
Felsblock die Heldengestalt Siegfried des Drachen-
töters, vor dem das überwundene Ungeheuer
seine polychromen Genrefiguren, durch seine seinen schuppigen Leib hinstreckt. Zur Rechten