A telier-Nachrichten.
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Natureindrücke wie seelisches Erleben zu
goldener Schönheit ausprägt. Das war die Art
der Hellenen des edelsten Zeitalters, das sei
Glas in Bronze. ERSNT RIEGEL-München.
auch wieder unsere Art! Möge es dem greisen
Meister noch lange vergönnt sein, in allen
Künsten, zumal im Kunstgewerbe, viele und
grosse Zeugen seines Geistes wirken und
schaffen zu sehen! Von eingefleischten
Skeptikern wird behauptet: aus einer deutschen
Kunst wird nie etwas werden, am wenigsten
ein Stil. Wir aber blicken zu der greisen
Gestalt Böcklins auf. Er war doch auch
möglich und neben ihm jetzt ein frischer Nach-
wuchs eigenartig persönlich schaffender
deutscher Künstler! Er ist uns ein Zeuge
grösster künstlerischer Energie des ganzen
Volkes und der ganzen Rasse, und damit
rechtfertigt er vollauf unsere Anschauungen und
Hoffnungen für unsere Zeitschrift als Sammel-
punkt für deutsche, d. h. mir deutsche an-
gewandte Kunst im besten Sinne des Wortes!
*
/^TTO ECKMANN, welchem wir den
Umschlags-Titel, sowie einige Vignetten
für unsere Zeitschrift verdanken, hat die auf
Seite 2, 3 und 4 abgebildeten, sowie in der
mehrfarbigen Beilage wiedergegebenen Webe-
reien entworfen. Er gelangte durch seine
überragende Begabung rasch in die Reihe der
»führenden Geister«. Er ist geboren zu Ham-
burg 1865, absolvirte die Realschule und sollte
dann auf Wunsch des Vaters Kaufmann werden.
Erst nach ernsten Kämpfen errang er sich die
Erlaubniss, die Gewerbeschule seiner Heimath-
stadt besuchen zu dürfen. Danach bezog er
die Baugewerbeschule und lk Jahr später die
Kunstgewerbeschule zu Nürnberg. Hier ent-
deckte er in sich den »Maler«. So setzte er
den Wanderstab weiter und kam nach München,
wo er bald in der Malklasse Prof. A. Wagner's
Aufnahme fand. »In der Schule«, so erzählt
uns Eckmann weiter, »waren zwei Abtheilungen,
die »Alten«, welche schauderhafte, aber grosse
Studien malten, die »Jungen«, welche schauder-
hafte kleine Studien malten. Ich malte in der
letzten Reihe die grossen Studien mit. Diese
ganze Zeit war ich der verlorene Sohn für
meine Familie, bis mir für meine schlechtesten
grossen Studien aus unbekannten Gründen die
silberne Medaille gegeben wurde. Das bewirkte
einen erheblichen Umschwung in der Achtung
meiner Person. Es folgte jetzt eine glückliche
Zeit der Selbstüberhebung, wie es diese Jahre
mit sich bringen. Nach 1 '/a Jahren Malschule
Tischlampe in Bronze. ERNST RIEGEL-MUnclien.
49
Natureindrücke wie seelisches Erleben zu
goldener Schönheit ausprägt. Das war die Art
der Hellenen des edelsten Zeitalters, das sei
Glas in Bronze. ERSNT RIEGEL-München.
auch wieder unsere Art! Möge es dem greisen
Meister noch lange vergönnt sein, in allen
Künsten, zumal im Kunstgewerbe, viele und
grosse Zeugen seines Geistes wirken und
schaffen zu sehen! Von eingefleischten
Skeptikern wird behauptet: aus einer deutschen
Kunst wird nie etwas werden, am wenigsten
ein Stil. Wir aber blicken zu der greisen
Gestalt Böcklins auf. Er war doch auch
möglich und neben ihm jetzt ein frischer Nach-
wuchs eigenartig persönlich schaffender
deutscher Künstler! Er ist uns ein Zeuge
grösster künstlerischer Energie des ganzen
Volkes und der ganzen Rasse, und damit
rechtfertigt er vollauf unsere Anschauungen und
Hoffnungen für unsere Zeitschrift als Sammel-
punkt für deutsche, d. h. mir deutsche an-
gewandte Kunst im besten Sinne des Wortes!
*
/^TTO ECKMANN, welchem wir den
Umschlags-Titel, sowie einige Vignetten
für unsere Zeitschrift verdanken, hat die auf
Seite 2, 3 und 4 abgebildeten, sowie in der
mehrfarbigen Beilage wiedergegebenen Webe-
reien entworfen. Er gelangte durch seine
überragende Begabung rasch in die Reihe der
»führenden Geister«. Er ist geboren zu Ham-
burg 1865, absolvirte die Realschule und sollte
dann auf Wunsch des Vaters Kaufmann werden.
Erst nach ernsten Kämpfen errang er sich die
Erlaubniss, die Gewerbeschule seiner Heimath-
stadt besuchen zu dürfen. Danach bezog er
die Baugewerbeschule und lk Jahr später die
Kunstgewerbeschule zu Nürnberg. Hier ent-
deckte er in sich den »Maler«. So setzte er
den Wanderstab weiter und kam nach München,
wo er bald in der Malklasse Prof. A. Wagner's
Aufnahme fand. »In der Schule«, so erzählt
uns Eckmann weiter, »waren zwei Abtheilungen,
die »Alten«, welche schauderhafte, aber grosse
Studien malten, die »Jungen«, welche schauder-
hafte kleine Studien malten. Ich malte in der
letzten Reihe die grossen Studien mit. Diese
ganze Zeit war ich der verlorene Sohn für
meine Familie, bis mir für meine schlechtesten
grossen Studien aus unbekannten Gründen die
silberne Medaille gegeben wurde. Das bewirkte
einen erheblichen Umschwung in der Achtung
meiner Person. Es folgte jetzt eine glückliche
Zeit der Selbstüberhebung, wie es diese Jahre
mit sich bringen. Nach 1 '/a Jahren Malschule
Tischlampe in Bronze. ERNST RIEGEL-MUnclien.