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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 1.1897-1898

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Schmid, Maximilian: Ueber deutsche Plakat-Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.6384#0080
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Max Schmie/

und Widerspruch. Dennoch hat die deutsche
Plakatkunst in kürzester Zeit sich kräftig
entwickelt, und sie durfte sich übrigens

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I Grosse Berliner!

KUNST-
AUSSTELLUNG

Entwurf: c. (röchling—berlin.

Druck: alb. frisch—Berlin.

damit trösten, dass, je mehr Lärm und
Philisterzorn sie ,erregt, um so mehr ihr
nächster praktischer Zweck erfüllt, d. h.
Reklame gemacht wird.

Hoffentlich erfüUt sie nebenbei auch die
zweite, idealere Aufgabe, unser Publikum
an den Anblick moderner Kunst langsam
zu gewöhnen, damit wir nicht nur schaffende
Künstler, sondern auch ein Volk haben, das
dieselben würdigt und fördert.

Die Plakatkunst ist ein echtes Kind
unserer Zeit. Der gesteigerte industrielle
Wettbewerb verlangt nach stärkeren Lock-
mitteln, die Technik der reproduzirenden
Künste ist so weit vorgeschritten, um diesem
Bedürfniss dienen zu können und die Malerei
hat Ausdrucksformen gewonnen, die einer
solchen Reklamekunst direkt entgegen kom-
men. Denn die Malerei geht jetzt in erster
Linie auf dekorative Wirkung aus. Es scheint
fast selbstverständlich, dass die Plakatkunst
das gleiche Ziel verfolgen muss. Und doch
sind die älteren Plakate alles andere eher

als dekorativ. Es war den Franzosen, ins-
besondere Chiret vorbehalten, die dekorative
Wirkung als Grundgesetz der Plakatkunst
zu proklamiren. Gewissenhafte Forscher
haben bereits die »Geschichte des Plakates«
geschrieben, und bei Aegyptern, Griechen
und Römern Analoga gefunden. Schade,
dass sie nicht auch die bekannten Knochen-
zeichnungen von Höhlenbewohnern der Stein-
zeit darauf geprüft haben, wieweit dieselben
etwa zu Reklamezwecken dienten. Für die
Geschichte des modernen Plakates sind diese
Vorläufer belanglos, selbst die japanischen
und chinesischen Plakate hatten keinen
direkten Einfluss. Höchstens einen indirekten,
insofern die ostasiatische Kunst unserer
heutigen dekorativen Manier Führer gewesen
ist. Das Plakat wurde auf den Pariser Boule-
vards geboren, in den sechziger und siebziger
Jahren wuchs es hier heran. Dann fand es
Aufnahme in England und Amerika, seit
einigen Jahren auch in Deutschland, den

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Entwurf: fritz rehm—München.

Druck: grimme Si hempel—leipzig.
 
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