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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 1.1897-1898

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Schmid, Maximilian: Ueber deutsche Plakat-Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.6384#0084
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Ueber Deutsche Plakat-Kunst.

6i

Entw.: hans unuer—Dresden.
Druck:

WILH. HOFFMANN—DRESDEN.

Plakatbogen in bestimmter Reihenfolge
auf sämmtliche Steine abgedruckt und auf
diese Weise das vielfarbige Bild hergestellt.

Mischfarben u.

Schattirung
werden dabei
durch Ueberein-
anderdruckcn
zweier oder
mehrerer Far-
ben gewonnen.
Je grösser, rei-
ner oder durch
das Mitwirken
des darunter lie-
genden Papi eres

transparenter
die Farben-
flächen sind, um
so kräftiger ist
ihre Wirkung.
1 n Beschrän-
kung der Zahl
der Farben zeigt sich auch hier der Meister.
Ueberdies verringern sich dadurch die Her-
stellungskosten wesentlich. Aeltere deutsche
Plakate sind meist mit 7—10, oft auch mit
13 und mehr Farbenplatten gedruckt. Die
moderne vereinfachte Farbengebung kommt
daher dem an die alten, bunten Bildchen
gewöhnten Auge zunächst seltsam, ja un-
natürlich vor. Sie ist aber nicht nur durch
das Wesen des Plakates bedingt, sondern
der Erreichung einer guten künstlerischen
Wirkung förderlich.

Leider entwerfen noch immer viele
deutsche Maler ihre Plakate in Oelfarbe oder
bildmässig behandelten Deckfarben und die
Lithographen bemühen sich, die pastose,
körperhafte Farbe dieser Entwürfe mit Licht-
und Schattentönen lithographisch wieder-
zugeben. Da die Wirkung stets unzulänglich,
die Kosten aber um so höhere sind, wird
diese kunstvolle aber unfruchtbare Bemühung
wohl mit der Zeit verschwinden. Statt andere
Techniken im Steindruck nachzuahmen, muss,
wie in Frankreich, die Entwickelung der
lithographischen Technik mit ihren eigen-
thümlichen Mitteln angestrebt werden.

Der Stolz des deutschen Lithographen

der alten Schule besteht in möglichst penibler,
gleichmässiger und sauberer Durchbildung
der feinen Punkte und Linien, aus denen
die Farbentöne sich zusammensetzen. Je
sauberer das durchgeführt wird, um so glatter,
polirter, kleinlicher wirkt der betreffende Ton.
Ein künstlerisch schaffender Lithograph wird
sich mit dieser kleinlichen Art nicht ver-
gnügen. Er wird mit flotten, starken Kon-
turen begrenzen, die Töne nicht mühsam
auspunktiren, sondern flott aufspritzen, oder
weich und duftig wischen, und somit malerisch
und reizvoll, bald hart und energisch, bald
zart und tonig wirken.

Andere bevorzugen grosse, zusammen-
hängende ruhige Flächen, streng konturirt
und fein gegen einander gestimmt. Die
englischen Plakatkünstler gehen meist diesen
Weg. Soll hierbei etwas Vollendetes erzielt
werden, so wird der Künstler selbst litho-

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Druck: WILH. hoffmann—Dresden.

Entw.: OTTO FISCHER—DRESDEN.
 
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