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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 1.1897-1898

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Schmid, Maximilian: Ueber deutsche Plakat-Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.6384#0088
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lieber Deutsche Plakat-Kunst.

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mehr zu sehen oder zu lesen ist. — Nur
Stuck's Minerva-Kopf, das Wahrzeichen der
Münchener Sezession, war einfach und präg-
nant genug, um als Plakat
sich einzuprägen. Das
waren bis vor wenigen
Jahren die vereinzelten
Versuche, künstlerische
Plakate zu schaffen. Seit
einigen Jahren ist ein
grosser Wandel bemerk-
bar. Die Museums-Vor-
stände in Berlin, Ham-
burg, Dresden u.s.w. ver-
anstalteten Ausstellungen
ausländischer Plakate.
Die hier gegebenen An-
regungen nahmen einige
unternehmende Firmen
auf, indem sie die Künstler-
schaft durch Konkurrenz -
Ausschreiben für die
neuen Aufgaben zu in-
teressiren suchten. *) So
entstammen unsere Abb.
S. 66 und 67 einer Kon-
kurrenz der Pianofabrik
Ibach—Barmen, das fa-
mose pikant gezeichnete Laferme-Plakat von
Fritz Rehrn einer Konkurrenz der Firma
Grimme & Hempel in Leipzig. Das war
praktisch von der grössten Bedeutung, da
hierdurch zwischen dem suchenden Publikum
und den schaffenslustigen Künstlern eine
Vermittelung sich ergab, die der Einbürgerung
des neuen Plakatstiles förderlich war. Stuck's
Minervakopf und L. v. Hoff mann's Aus-
stellungsplakat waren im Allgemeinen nur
höchster Verständnisslosigkeit begegnet. Das
gleiche Schicksal traf Sütterlin's Berliner Ge-
werbeausstellungsplakat 1896. Es erregte
Lachen und Zorn, aber es wirkte. Die
Nürnberger hatten für ihre Landesausstellung .,
1896 ein hübsches, buntes Plakat im Re-
naissancestil mit unlesbarer Inschrift von
H. Heim ausführen lassen. Nachdem man
es erfolglos überall angeschlagen, musste

*) Hierbei sei auch auf die Konkurrenz hingewiesen,
welche seitens der Leitung dieser Zeitschrift für Gewinnung
guter Plakate (vergl. Heft I S. VI) ausgeschrieben wird.

(Entw.: c. schnebel.)

Druck:
v. perbandt—berlin.

man schliesslich noch jenes zweite wirkungs-
volle Plakat mit den 12 Putti von Riemer-
schmid ausführen lassen, das, obwohl nicht
mustergültig, seinen Zweck erfüllte.

Zur Verbreitung des modernen Stiles
trugen dann vor Allem Zeitschriften, wie
»Pan«, »Jugend« und »Simplizissimus«, bei.
Ihre Plakate gingen natürlich in der neuen
Bahn. Sattler entwarf für den »Pan«, jenes
feinsymbolische kleine Blatt, das allerdings
kaum nach seinem Format als Plakat gelten
darf. Die »Jugend« benutzte einige ihrer
Titelblattmotive von Zumbusch, Dannenberg
und Jank. Der »Simplizissimus«-Verleger
besass im Illustrator Th. Th. Heine wohl
das bedeutendste Plakat-Talent der jungen
Schule. Seine Teufelsplakate, sein Bull-
doggenblatt sind mustergültig. Letzteres ist
von jener Einfachheit, jener charaktervollen
Bestimmtheit der Form, jener verblüffenden
Tollheit der Farbe, die den Erfolg eines
Plakates bestimmt. Auch Th. Th. Heine's

^acl}5./Hofbucl)dru(kerei
QQ^EINHOLDjj^ÖHNE

fEIHDKUCKEKElündZlHKÄTZANSTALT.

Entw.: herm. behrens—dresden.

Druck: c. c. meinhold & söhne—Dresden.

97. III. 1.
 
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