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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 1.1897-1898

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Schmid, Maximilian: Ueber deutsche Plakat-Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.6384#0089
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Max Schmie/

Plakat für die Zeitschrift »Gesellschaft«
hat, trotz seines tiefsymbolischen Inhaltes.
Einfachheit der Form, und eine trotz des

II. Preis. (Nicht vervielfältigt.)

Entw.: PROF. M. LÄUGER—KARLSRUHE

Bizarren geschmackvolle Farbe. Vor Allem
aber besitzt Th. Th. Heine kräftigen, gesunden
Humor, der leider im deutschen Plakate
so selten zu finden ist.

Allmählich bilden sich unter den deutschen
Plakatkünstlern Individualitäten aus. Da ist
Fritz Rehm. Er hat ein scharfes Auge für
Typen aus der modernen Lebewelt, für jene
tadellos nachlässig gekleideten Junggesellen
mit den ausgemergelten Zügen, den saloppen

Bewegungen und dem nervösen Behagen,
an ganz unscheinbaren intimen narkotischen
Genüssen, einer duftigen Cigarette (Abb.

S. 58), einem pechschwarzen
Mocca, der im Cafe Luit-
pold direkt im Kochapparat
servirt und vom wahren
Gourmand nur so genossen
wird. Die einfache Be-
handlung der Farben-
flächen, der strenge weisse
Kontur sind bei diesen
Arbeiten der Fernwirkung
ebenso günstig, wie die
delikate Zeichnung und
physiognomische Beob-
achtung bei näherer Be-
trachtung erfreuen.

Da ist Hans Unger in
Dresden. Er liebt Frauen-
köpfe, deren Augen eine
weiche Seele spiegeln, deren
Mund von feinster Sinn-
lichkeit redet, deren aus-
drucksvolle Formen das
I laar in dimkeler Fluth um-
spielt. Neben den albernen
Puppenköpfen der ge-
meinen Wald- und Wiesen-
plakate thut das ausser-
ordentlich wohl.

Da ist ferner Otto
Fischer in Dresden, dessen
Plakat »Die alte Stadt«
durch Frische und Reiz
der Farbe ebenso fesselt,
wie durch das schlichte
Bildniss des deutschen
Weibes im Renaissance-
kostüm. Otto Fischer ist
modern ohne Uebertreibung. Er hat Ge-
schmack und Energie in der Farbe. Ihm
ähnlich flott, sicher und farbig arbeitet
H. Behrens-Dresden (vgl. S. 65).

M. Länger in Karlsruhe hält mehr an
plastischer Durchbildung der Formen fest,
als die Anderen. Seine Plakate sind immer
noch Gemälde mit Licht, Schatten und Mittel-
tönen. Aber seine Farben sind von feinstem
dekorativen Reize und er ordnet das Ganze
 
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