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H. E. \. Berlepsch:
er gemacht hat; Keiner aber ist im Stande
zu sagen: »Das wird er machen«. Bei einer
stark empfindenden, feinfühligen Natur ist
das Umschlagen oft von heute auf morgen
Btidniss des Bruders des Künstlers.
fertig. Wer hätte im Dichter der »Weber«, der
»Einsamen Menschen« den Verfasser eines
Werkes wie der »Versunkenen Glocke»
voraussetzen können? Sie sind übrigens
Landsleute, Erler und Hauptmann; beide
sind Schlesier, beide aus dem Lande, in dem
Rübezahl seinen Schatten weit hinauswirft
vom Gebirge ins Hügel- und Flachland. In
Erler's, Adern rollt ausserdem Wielandisch
Blut. Seine Grossmutter war eine Tochter
des' Dichters des »Oberon« und wenn heute
schon, ehe ein abschliessendes Urtheil sich
bilden kann, eines feststeht, so ist es das
Faktum, dass Erler, mag er sich nun weiter
entwickeln wie er
will, nie jene künst-
lerische Blutleere als
Charakteristikum an
sich tragen wird, die
bereits als Lehrsatz
vom Wesen des Zu-
kunftskünstlers in die
Welt hinaus verbreitet
wird. Wir haben mit
dem Wesenlosen der
orientalischen Kunst
nichts zu thun; wir
negiren nicht, was
war, ob dem, was als
Evangelium einer
neuanbrechenden
Periode, bevor der
Vulkan unserer Zeit
seine volle Kraft ent-
wickelt hat, in Lehr
und Regel eingetheilt
wird. Sollen wir ver-
lernen deutsch zu
reden ? Fort, fort mit
dem künstlerischen
Volapük! Was Rasse
hat, wird immer den
Stempel der Scholle
tragen, auf der es
geboren. Der Fluch
der künstlerischen wie
politischen Zentrali-
sation, die aufgeräumt
hat mit allem was
Lokalfarbe heisst, do-
kumentirt sich deutlich genug im Nieder-
gange der Kunst eines in diesen Dingen
früher führenden Nachbarstaates. Schafft
allen Menschen ein Normal-Maass, aber ein
gutes im polykletischen Sinne an, färbt ihre
Haare mit einer internationalen Tinktur,
schafft Palmen nach dem Nordpol und
isländisch Moos nach dem Aequator, dann
habt ihr die Gleichheit und — die unsterb-
lichste Langeweile, verbannt, was die Völker
FR. ERLER — MÜNCHEN.
H. E. \. Berlepsch:
er gemacht hat; Keiner aber ist im Stande
zu sagen: »Das wird er machen«. Bei einer
stark empfindenden, feinfühligen Natur ist
das Umschlagen oft von heute auf morgen
Btidniss des Bruders des Künstlers.
fertig. Wer hätte im Dichter der »Weber«, der
»Einsamen Menschen« den Verfasser eines
Werkes wie der »Versunkenen Glocke»
voraussetzen können? Sie sind übrigens
Landsleute, Erler und Hauptmann; beide
sind Schlesier, beide aus dem Lande, in dem
Rübezahl seinen Schatten weit hinauswirft
vom Gebirge ins Hügel- und Flachland. In
Erler's, Adern rollt ausserdem Wielandisch
Blut. Seine Grossmutter war eine Tochter
des' Dichters des »Oberon« und wenn heute
schon, ehe ein abschliessendes Urtheil sich
bilden kann, eines feststeht, so ist es das
Faktum, dass Erler, mag er sich nun weiter
entwickeln wie er
will, nie jene künst-
lerische Blutleere als
Charakteristikum an
sich tragen wird, die
bereits als Lehrsatz
vom Wesen des Zu-
kunftskünstlers in die
Welt hinaus verbreitet
wird. Wir haben mit
dem Wesenlosen der
orientalischen Kunst
nichts zu thun; wir
negiren nicht, was
war, ob dem, was als
Evangelium einer
neuanbrechenden
Periode, bevor der
Vulkan unserer Zeit
seine volle Kraft ent-
wickelt hat, in Lehr
und Regel eingetheilt
wird. Sollen wir ver-
lernen deutsch zu
reden ? Fort, fort mit
dem künstlerischen
Volapük! Was Rasse
hat, wird immer den
Stempel der Scholle
tragen, auf der es
geboren. Der Fluch
der künstlerischen wie
politischen Zentrali-
sation, die aufgeräumt
hat mit allem was
Lokalfarbe heisst, do-
kumentirt sich deutlich genug im Nieder-
gange der Kunst eines in diesen Dingen
früher führenden Nachbarstaates. Schafft
allen Menschen ein Normal-Maass, aber ein
gutes im polykletischen Sinne an, färbt ihre
Haare mit einer internationalen Tinktur,
schafft Palmen nach dem Nordpol und
isländisch Moos nach dem Aequator, dann
habt ihr die Gleichheit und — die unsterb-
lichste Langeweile, verbannt, was die Völker
FR. ERLER — MÜNCHEN.