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Julius Faulwasser:
aber nicht immer ganz der Malerei entrathen
und in welcher Art sich in dieser Beziehung
beides vereinigen lässt, zeigt unsere farbige
Beilage S. 133 in dem schönen Entwurf von
Cr/asma/erei.
Entw.: ernst jordan—Hannover.
Bernh. Wenig in Berchtesgaden. Auch hier
ist die breite, hauptsächlich durch Konturen
wirkende Auffassung der Landschaft an-
gestrebt und der Farbeneffekt durch einzelne
helle Stücke, z. B. die Blumen, die Aepfel
u. a. m. erreicht. Die Figuren selbst aber
sind durch Aufsetzung der Schattenpartien
mittels Schraffirung in Schwarzloth aus-
geführt und ebenso sind die einzelnen
Blätter und Gräser durchweg
ganz nach Art der alten Glas-
malereien auf Kathedralglas
nur mit dem Pinsel gebildet
Handelt es sich um Dar-
stellung ganzer historischer
Scenen innerhalb verhältniss-
mässig kleiner Bildflächen,
so wird man nach wie vor
auch gegenwärtig die Glas-
malerei ebenso behandeln
müssen, wie schon unsere
Altvorderen dies bei allen
ihren Kirchenfenstern gethan
haben, d.h. die Farben werden
in das Glas eingebrannt. Als
Beispiel geben wir die drei
Fenster, die der Maler Ernst
Jordan in Hannover zu dem
Wettbewerb für den Bürger-
schaftssaal des neuen Rath-
hauses in Hamburg geliefert
hat. Als Hauptmotive sollten
dominiren der Kaiser Fried-
rich Barbarossa, wie er den
Hamburgern 1189 den folgen-
reichen Freiheitsbrief ertheilt,
Bugenhagen, wie er 1529 die
Reformation in Hamburg ein-
führt und in der Mitte Ham-
monia, umgeben von den
Portraits einiger berühmter
Hamburger. Zur Ausführung
dieser grossartigen, von der
patriotischen Gesellschaft ge-
schenkten Fenster wurde da-
mals der Entwurf des Malers
Carl Gehrts in Düsseldorf
gewählt und hiernach sind
die Fenster aus der Tiroler
Glasmalerei-Anstalt in Inns-
bruck hervorgegangen und gereichen der-
selben gewiss in allen Theilen zur Ehre.
Völlig unabhängig von allen bisher be-
schriebenen Arten in der Glasmalerei bleibt
endlich noch die Luce floreo, oder Freilicht-
Julius Faulwasser:
aber nicht immer ganz der Malerei entrathen
und in welcher Art sich in dieser Beziehung
beides vereinigen lässt, zeigt unsere farbige
Beilage S. 133 in dem schönen Entwurf von
Cr/asma/erei.
Entw.: ernst jordan—Hannover.
Bernh. Wenig in Berchtesgaden. Auch hier
ist die breite, hauptsächlich durch Konturen
wirkende Auffassung der Landschaft an-
gestrebt und der Farbeneffekt durch einzelne
helle Stücke, z. B. die Blumen, die Aepfel
u. a. m. erreicht. Die Figuren selbst aber
sind durch Aufsetzung der Schattenpartien
mittels Schraffirung in Schwarzloth aus-
geführt und ebenso sind die einzelnen
Blätter und Gräser durchweg
ganz nach Art der alten Glas-
malereien auf Kathedralglas
nur mit dem Pinsel gebildet
Handelt es sich um Dar-
stellung ganzer historischer
Scenen innerhalb verhältniss-
mässig kleiner Bildflächen,
so wird man nach wie vor
auch gegenwärtig die Glas-
malerei ebenso behandeln
müssen, wie schon unsere
Altvorderen dies bei allen
ihren Kirchenfenstern gethan
haben, d.h. die Farben werden
in das Glas eingebrannt. Als
Beispiel geben wir die drei
Fenster, die der Maler Ernst
Jordan in Hannover zu dem
Wettbewerb für den Bürger-
schaftssaal des neuen Rath-
hauses in Hamburg geliefert
hat. Als Hauptmotive sollten
dominiren der Kaiser Fried-
rich Barbarossa, wie er den
Hamburgern 1189 den folgen-
reichen Freiheitsbrief ertheilt,
Bugenhagen, wie er 1529 die
Reformation in Hamburg ein-
führt und in der Mitte Ham-
monia, umgeben von den
Portraits einiger berühmter
Hamburger. Zur Ausführung
dieser grossartigen, von der
patriotischen Gesellschaft ge-
schenkten Fenster wurde da-
mals der Entwurf des Malers
Carl Gehrts in Düsseldorf
gewählt und hiernach sind
die Fenster aus der Tiroler
Glasmalerei-Anstalt in Inns-
bruck hervorgegangen und gereichen der-
selben gewiss in allen Theilen zur Ehre.
Völlig unabhängig von allen bisher be-
schriebenen Arten in der Glasmalerei bleibt
endlich noch die Luce floreo, oder Freilicht-