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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 1.1897-1898

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Habich, Georg: Über deutsche Medaillen und Plaketten
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https://doi.org/10.11588/diglit.6384#0162
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Georg Habich:

ist. (fanz modern — im guten Sinne dieses
Wortes - ist die Mache: geistreich und

Hamburger Bürgermeister-Medaille. J. LANGA&üUYl'KCKE.

flüchtig, fast wie ein Impromptu anmuthend,
dabei aber von einer Treffsicherheit und
einer Kenntniss der lebendigen Form, die
Bewunderung erregt. Der freien malerischen
Behandlung des Plastischen entspricht der
ganz nach Belieben, d. h. nach Massgabe
der Wirkung höher oder tiefer gehaltene
~Re\\eigrund. Eine stark eingetiefte Furche
umzieht den Kopf, die Konturlinie in weichen
Schatten auflösend. Geistreich andeutend ist
auch die Rückseite skizzirt. Gegen den Sinn
des Arrangements liesse sich freilich manches
einwenden; auch erscheint die Schrift auf
beiden Seiten im Verhältniss zu dem derben
Karakter des ganzen Stückes etwas zu regel-
mässig und zu schmächtig. Vortrefflich ist
der Guss an sich, und geschickt hat der
Giesser die höchste Stelle, wo der Abschnitt
des Brustbildes den Rand berührt, zum
»Einguss« benutzt.

Mit Genugthuung ist es zu begrüssen,
dass das Interesse für die Medaille in den
Kreisen der Künstler neuerdings reger zu
werden beginnt. Einige, wenn auch wenige
Maler und Bildhauer sind zu nennen, die
sich auf dem Gebiet der Medaille versucht
haben. So vor allem eine ausgezeichnete
Arbeit von Prof. Nie. Gysis, die Medaille

auf das Universitätsjubiläum von Athen.
Reizend ist die sitzende Figur der alten
Stadtgöttin, so frei von allem Konventionellen,
von solcher Eleganz der Linie und einem
Reiz der Details, dass man bedauern muss,
Gysis bedeutendes Talent für dekorative
Kunst nicht häufiger in Anspruch genommen
zu sehen. Wie elegant passt die Figur in
das Rund des Bildes und welche Tiefe hat
der Hintergrund! Zwei Künstleraxheiten
sind ferner die beiden jüngst erschienenen
Medaillen auf Arnold Bö'<cklin; die eine das
Werk eines Malers, die andere von der Hand
eines Bildhauers. Was die Gesammtanlage
anlangt, so übertrifft die Arbeit des Böcklin-
schülers Sandreuter (Abb. S. 135) die seines
Konkurrenten; sie wirkt als Medaille ent-
schieden günstiger. Was dagegen die künstle-
rischen Qualitäten der Modellirung betrillt,
verdient das interessante Stück von Bildhauer
Kail/manndenVorzug(Ahh.S. 134/5). Schade,
dass der Künstler an die Arbeit ging, ohne
sich die oben angedeuteten Bedingungen der
Medaillenarbeit zu eigen gemacht zu haben.
So hat seine Arbeit etwas steifiges be-
kommen : I )as Relief, namentlich das der
Rückseite, den grossen Pan darstellend, wie
er einen Kunstjünger im Malen unterweist,
wirkt plattgedrückt und entbehrt der räum-
lichen Wirkung. Eine überaus karakter-
volle Arbeit von grosser Originalität des
ornamentalen und entschiedener Kraft der

Hamburger Bürgermeister-Medaille. J. LANGA & DU YFFCKE.
 
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