Möglichkeit und Ziele einer neuen Architektur.
H7
in Verbindung zu setzen, auf die Folge der
Karaktere Bedacht zu nehmen und erst, wenn
das alles durchdacht ist — ich übergehe hier
Pavery-Medaille.
A. SCHARFF— WIEN.
alle technischen Fragen, die natürlich dabei
überall eine Rolle spielen — erst dann kann
an die Gestaltung der Fassade gedacht werden.
Die Fenster und sonstigen Oeffnungen sind
gegeben. Es kann sich jetzt nur darum
handeln dieselben zu verschieben, ohne den
Karakter der Innenräume zu verschlechtern,
bis man auch aussen eine karakteristische
Grossherzog Friedrich von Baden.
Professor RUDOLPH MAYER — KARLSRUHE.
Gesammtwirkung hat. Ich sehe hier von
aller Dekoration vorläufig ab. Es ist möglich
bei ganz einfachen Mauern allein durch die
nackten Fenster mit ihren Theilungen, durch
die Linien des Daches, der Schornsteine, von
jeder malerischen Anordnung abgesehen,
kurz nur durch die Linien des absolut Noth-
wendigen eine ästhetisch werthvolle Wirkung
zu erzielen, und zwar ohne Aermlichkeit.
Verschiedenartige Verhältnisse der Fenster
erlauben eine gewisse Abwechselung in der
Wirkung, und es kommt darauf an, diese
Wirkung zu steigern, einen Mittelpunkt zu
schaffen, in dem der Gesammteindruck seinen
Höhepunkt findet. Eine solche ganz nackte
Fassade wirksam zu gestalten, sie majestätisch
oder heiter, kraftvoll oder zart, reich oder
streng zu formen, das ist der wahre Prüf-
V
\
>St. Barbara*. Prof. RU». MAYER—KARLSRUHE.
stein des Architekten; wer das nicht kann,
mag die Unreifen durch Verzierungen über
die Hohlheit seiner Empfindungen weg-
täuschen, die stark Empfindenden wird er
nicht überzeugen.
Das Ornament gibt dem Architekten
die Möglichkeit grösseren Reichthums, die
Möglichkeit den Grundkarakter durch eine
Reihe von Nüancen zu beleben, aber es
setzt ihn auch in den Stand, Härten zu be-
seitigen und auf kleineren Flächen Wirkungen
zu erzielen, die ohne Ornament nur mit
grosser Raumverschwendung möglich sind.
Ein Beispiel. Ein schmaler Pfeiler, der
eine breite Oeffnung theilt, darüber ein
H7
in Verbindung zu setzen, auf die Folge der
Karaktere Bedacht zu nehmen und erst, wenn
das alles durchdacht ist — ich übergehe hier
Pavery-Medaille.
A. SCHARFF— WIEN.
alle technischen Fragen, die natürlich dabei
überall eine Rolle spielen — erst dann kann
an die Gestaltung der Fassade gedacht werden.
Die Fenster und sonstigen Oeffnungen sind
gegeben. Es kann sich jetzt nur darum
handeln dieselben zu verschieben, ohne den
Karakter der Innenräume zu verschlechtern,
bis man auch aussen eine karakteristische
Grossherzog Friedrich von Baden.
Professor RUDOLPH MAYER — KARLSRUHE.
Gesammtwirkung hat. Ich sehe hier von
aller Dekoration vorläufig ab. Es ist möglich
bei ganz einfachen Mauern allein durch die
nackten Fenster mit ihren Theilungen, durch
die Linien des Daches, der Schornsteine, von
jeder malerischen Anordnung abgesehen,
kurz nur durch die Linien des absolut Noth-
wendigen eine ästhetisch werthvolle Wirkung
zu erzielen, und zwar ohne Aermlichkeit.
Verschiedenartige Verhältnisse der Fenster
erlauben eine gewisse Abwechselung in der
Wirkung, und es kommt darauf an, diese
Wirkung zu steigern, einen Mittelpunkt zu
schaffen, in dem der Gesammteindruck seinen
Höhepunkt findet. Eine solche ganz nackte
Fassade wirksam zu gestalten, sie majestätisch
oder heiter, kraftvoll oder zart, reich oder
streng zu formen, das ist der wahre Prüf-
V
\
>St. Barbara*. Prof. RU». MAYER—KARLSRUHE.
stein des Architekten; wer das nicht kann,
mag die Unreifen durch Verzierungen über
die Hohlheit seiner Empfindungen weg-
täuschen, die stark Empfindenden wird er
nicht überzeugen.
Das Ornament gibt dem Architekten
die Möglichkeit grösseren Reichthums, die
Möglichkeit den Grundkarakter durch eine
Reihe von Nüancen zu beleben, aber es
setzt ihn auch in den Stand, Härten zu be-
seitigen und auf kleineren Flächen Wirkungen
zu erzielen, die ohne Ornament nur mit
grosser Raumverschwendung möglich sind.
Ein Beispiel. Ein schmaler Pfeiler, der
eine breite Oeffnung theilt, darüber ein