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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 1.1897-1898

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Atelier-Nachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.6384#0182
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A telier-Na chrich ten.

TT ANS SANDREUTER, der aus Anlass
* der Böcklin-Feier in Basel als Böcklin-
Schüler viel genannte Schweizer Künstler,
hat einen Studiengang durchgemacht, um den
ihn mancher Kunstjünger beneiden dürfte,
denn das nach dieser Ausbildung Gethätigte
steht in vollster Harmonie zu dieser und
sicher dürfen wir noch auf manches herrliche
Werk des Künstlers, der sich geradezu
universell bethätigt, in Zukunft hoffen.
Sandreuter studirte 1870—72 auf der Aka-
demie zu Neapel unter Professor Carillo
Landschaftsmalerei, 1870—72 auf der Aka-
demie zu München unter Prof. Barth Figuren-
malen nach dem Leben, 1873—77 bei Prof.
Böcklin in Florenz, 1877—80 Aufenthalt in
Paris zum Selbststudium, 1880—84 studien-
halber in Florenz, Rom, Neapel etc., von
1885 an in der .Schweiz, München — jetzt
in Basel lebend. Sandreuter, dem die hohe
Kunst schliesslich nicht höher steht als die
angewandte, es sei hier nur auf die beiden
Schränkchen und die Böcklin-Medaille in
diesem Hefte verwiesen, verdankt die Schweiz
bereits eine Fülle von Werken, denn sie sind
dadurch, dass sie Museums-Besitz wurden,
Nationalbesitz, d. h. Volksgut geworden und
das ist wieder ein vollgiltiger Werthmesser,
denn es sind Perlen, die dieser Ehrung
theilhaftig wurden. Es seien hier genannt
die Gemälde: »Himmelspforte« im Museum
zu Bern, »Jungbrunnen« im Museum zu
Basel, »Malerei und Inspiration« im Museum
zu Winterthur, »Sommertag« und »Sensen-
mann« in der Gallerie des Kunstvereins zu
Basel, mehrere seiner Landschaftsbilder be-
finden sich in den Museen zu Genf, Zürich,
Basel. Von grösseren dekorativen Arbeiten
seien genannt: Zwei Gemälde für den Kur-
saal in Baden (Aargau) bestimmt, Grisaille-
Malereien im Kloster zu Stein am Rhein,
Fresken-Cyclus im grossen Schmiedezunft-
Saal zu Basel und mehrere Fassaden in
Sgraffito-Technik in Basel. Die Malereien
des Schmiedezunft-Saales werden demnächst
von uns veröffentlicht werden.

RUDOLF BOSSELT, der in diesem
Heft mit mehreren sehr beachtens-
werthen Plaketten vertreten ist, zählt zu den

jüngeren Ziseleuren, die sich speziell das
auch in Deutschland wieder mit Erfolg be-
ackerte Feld der künstlerischen Medaillen-
und Plakettenarbeit für ihre Thätigkeit er-
wählt haben. Der jetzt 26jährige Künstler
genoss seine praktische Ausbildung als
Ziseleur in der Bronzewaaren - Fabrik von
Otto Schulz - Berlin. Hiernach arbeitete er
kurze Zeit in der Königl. Porzellan-Manu-
faktur Berlin-Charlottenburg, ging dann nach
Frankfurt a. M. zu dem bedeutenden Bild-
hauer und Metallkünstler Prof. Widemann
und studirte nach dessen Weggange nach
Berlin bei dem Nachfolger, dem aus Wien
berufenen Ziseleur J. Kowarzik weiter mit
ganz ausserordentlichem Erfolg. Zur Zeit
weilt Bosselt studienhalber in Paris, wo er
auch zu den Schülern der Akademie Julian
zählt. 1896 stellte er zum ersten Male und
zwar in München aus, wo seine Arbeiten
grossen Beifall fanden; eine Studie von ihm
nach einem Werke Anton Eisenhoit's kaufte
die Kaiserin Friedrich an. Wir sind in der
Lage, demnächst weitere Bosselt'sche Arbeiten
und Entwürfe veröffentlichen zu können.
*

TNGRAIN-TAPETEN VON FRANZ
A FISCHER & SOHN IN MÜNCHEN.
Diese in zahlreichen Mustern von der ge-
nannten Firma vor Jahresfrist in den Handel
gebrachten Ingrain-Tapeten mit seidenstoff-
artiger Wirkung, von denen hier mehrere
abbildlich wiedergegeben sind, haben in
massgebenden Kreisen eine ausserordentlich
günstige Aufnahme gefunden und sich schnell
Bahn gebrochen, besonders in solchen Fällen,
wo es sich um Ausstattung von Empfangs-
und Repräsentations-Räumen vornehmster
Art handelte und bei welchen es auf eine
zur übrigen Dekoration genau passende,
aufs feinste abgestimmte Farben-Nuance
ankam, die in ächten Seiden-Wandbe-
kleidungs-Stoffen nicht immer vorräthig sind
und das zu einer Extra-Anfertigung gehörige
grössere Quantum nicht immer bestellt werden
kann. Die Anfertigung der Fischer'schen
Ingrain-Tapeten geschieht zimmerweis nach
Angabe der Fensterlage, so dass eine fast
natürliche Lüstrirung des reliefartig gedachten
Flachdruckes in Licht u. Schatten erzielt wird.
 
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