Georg Fuchs:
in den anderen Künsten, wurde Lechter
dazu getrieben, sich mit besonderer Sorgfalt
Ampel für ein Schlafzimmer. MELCHIOR LECHTER.
des Buches anzunehmen. Er hat nicht nur
Umschläge für musikalische und poetische
Druckwerke entworfen, sondern sich mit
ebenso grosser Liebe der Verbesserung des
Druckes und des Innen-Dekors zugewendet.
Die Ziele, welche Lechter in der Buch-
ausstattung verfolgt, erkennen wir an dem
nach seinen Angaben dekorirten Buche
»Das Jahr der Seele« von Stefan George
selbst, welches kürzlich bei von Holten in
Berlin in sehr beschränkter Anzahl gedruckt
wurde. Die deutsche Druckerkunst hat seit
langer, langer Zeit nichts hervorgebracht,
was sich diesem Buche vergleichen liesse.
Lechter wünscht für das Buch ein zwar
reiches, aber dennoch durchaus struktives
Dekor. Das Nothivendige am Buche soll
so gearbeitet und zusammengestimmt werden,
dass das Buch an sich, ohne illustrative Bei-
gaben, ein Kunstwerk darstellt. So nimmt
er bereits bei der Wahl des Papieres Rück-
sicht darauf, »wie es sich anfühlt« und wie
es sich für das Gefühl wie für das Auge
zum Umschlage verhält. Die Folge von
Aussen- zu Innenseite des japanischen Um-
schlages und von da zum Textpapier ist
beim »Jahr der Seele« mit feinstem Ge-
schmacke gewählt. Der Umschlag allein
erhielt bildlichen Schmuck: einen Engel, der
auf einer kleinen Orgel spielt, dahinter in
schlichter Vereinfachung einen abschliessen-
den Hag von Laubwerk. Diese sanft und mit
stiller Anmuth dem weichen Papier ein-
geprägte Leiste wird gestützt von der Schrift,
die in kräftigen rothen und schwarzen Ver-
salien das ganze Blatt bis auf einen schmalen
Rand ausfüllt. Es ist richtige »Schrift«, der
Künstler wollte auf die Gelegenheit zu reiz-
vollen Abwechselungen, welche sich aus den
Unregelmässigkeiten der Schrift ergeben,
nicht verzichten, er wollte nicht den Druck
nachahmen. Im Texte sind für die
Strophen - Anfänge mennigrothe, für die
Vers-Anfänge blaue Versalien gewählt, die
auch in den fast pathetisch wirkenden Ueber-
schriften abwechseln. Die Verszeilen sind
tief schwarz. Die Seiten haben nur ganz
schmale Ränder: so wirkt das Ganze ge-
drungen, harmonisch geschlossen, künstlerisch
Blatt für Blatt, nur durch geschmackvolle
Behandlung des Nothwendigen, ohne Schnör-
kel, ohne Bild; ein neuer Meisterdruck.
Wir zeigen hier ferner eine Nach-
in den anderen Künsten, wurde Lechter
dazu getrieben, sich mit besonderer Sorgfalt
Ampel für ein Schlafzimmer. MELCHIOR LECHTER.
des Buches anzunehmen. Er hat nicht nur
Umschläge für musikalische und poetische
Druckwerke entworfen, sondern sich mit
ebenso grosser Liebe der Verbesserung des
Druckes und des Innen-Dekors zugewendet.
Die Ziele, welche Lechter in der Buch-
ausstattung verfolgt, erkennen wir an dem
nach seinen Angaben dekorirten Buche
»Das Jahr der Seele« von Stefan George
selbst, welches kürzlich bei von Holten in
Berlin in sehr beschränkter Anzahl gedruckt
wurde. Die deutsche Druckerkunst hat seit
langer, langer Zeit nichts hervorgebracht,
was sich diesem Buche vergleichen liesse.
Lechter wünscht für das Buch ein zwar
reiches, aber dennoch durchaus struktives
Dekor. Das Nothivendige am Buche soll
so gearbeitet und zusammengestimmt werden,
dass das Buch an sich, ohne illustrative Bei-
gaben, ein Kunstwerk darstellt. So nimmt
er bereits bei der Wahl des Papieres Rück-
sicht darauf, »wie es sich anfühlt« und wie
es sich für das Gefühl wie für das Auge
zum Umschlage verhält. Die Folge von
Aussen- zu Innenseite des japanischen Um-
schlages und von da zum Textpapier ist
beim »Jahr der Seele« mit feinstem Ge-
schmacke gewählt. Der Umschlag allein
erhielt bildlichen Schmuck: einen Engel, der
auf einer kleinen Orgel spielt, dahinter in
schlichter Vereinfachung einen abschliessen-
den Hag von Laubwerk. Diese sanft und mit
stiller Anmuth dem weichen Papier ein-
geprägte Leiste wird gestützt von der Schrift,
die in kräftigen rothen und schwarzen Ver-
salien das ganze Blatt bis auf einen schmalen
Rand ausfüllt. Es ist richtige »Schrift«, der
Künstler wollte auf die Gelegenheit zu reiz-
vollen Abwechselungen, welche sich aus den
Unregelmässigkeiten der Schrift ergeben,
nicht verzichten, er wollte nicht den Druck
nachahmen. Im Texte sind für die
Strophen - Anfänge mennigrothe, für die
Vers-Anfänge blaue Versalien gewählt, die
auch in den fast pathetisch wirkenden Ueber-
schriften abwechseln. Die Verszeilen sind
tief schwarz. Die Seiten haben nur ganz
schmale Ränder: so wirkt das Ganze ge-
drungen, harmonisch geschlossen, künstlerisch
Blatt für Blatt, nur durch geschmackvolle
Behandlung des Nothwendigen, ohne Schnör-
kel, ohne Bild; ein neuer Meisterdruck.
Wir zeigen hier ferner eine Nach-