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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 1.1897-1898

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Atelier-Nachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.6384#0220
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A telier-Nachrichien.

193

Wettbewerb IT.: Plakat-Entwurf. II. Preis, (Wird ausgeführt.)

WITZKI.— MINCIIKN.

ATEUER-NACti ROTEN.

/^EORG HULBE, unstreitig der be-
deutendste und leistungsfähigste Leder-
künstler der Jetztzeit, wurde 185j als Sohn
des Vergolders und Lackirers Chr. Hulbe
in Kiel geboren. Das Gewerbe des Vaters,
mit dem auch ein Ladengeschäft für den
Vertrieb der fertigen Erzeugnisse und der
einschlägige Kunsthandel verbunden war,
namentlich wirkten die Bilder des letzteren
äusserst anregend auf den Knaben, regten
den Sohn zur Bethätigung im Zeichnen
an und nährten damit in ihm den Wunsch:
Maler werden zu dürfen. Doch der Vater
wirkte dem entgegen und schickte seinen
Georg 1868 zu einem Buchbinder in die
Lehre. Daran schlössen sich von 1872 ab
lehrreiche und schöne Wanderjahre; da-
zwischen liegt die einjährige Dienstzeit im
Seebataillon; Hulbc arbeitete in Berlin,
Dresden, Weimar, Stuttgart, München und
Chur. Während dieser Lehr- und Wander-
jahre vergass Hulbc nie, sich, wo es nur
ging, im Zeichnen weiter zu bilden, oft

unter den schwierigsten Verhältnissen.
1876 etablirte sich Hülbe als Buchbinder in
Kiel nebenbei ein Ladengeschäft eröffnend
für dci Verkauf von Schreibutensilien. Da-
mals stand die Buchbinderei in künstlerischer
Hinsicht auf keiner hohen Stufe und Hulbe
fand wenig Befriedigung in der landläufigen
Arbeit. Er wendete sich speziell der Leder-
arbeit seines Handwerks zu, stellte sich selbst
Aufgaben, die ihn interessirten und reizten.
Die Landes-Gewerbe-Ausstellung 1878 zu
Flensburg bot ihm willkommene Gelegen-
heit, seine Erzeugnisse der Oeffentlichkeit
zu übergeben. Seine Erwartungen wurden
fast übertroffen: Hulbe erhielt die erste Aus-
zeichnung und einen Ehrenpreis von Mk. 200
von der Stadt Flensburg. So wuchs das
Können Hulbe's aus eigenem Verlangen, aus
eigenem Antrieb und strenger Selbstschulung
heraus, Erfolg reihte sich an Erfolg, immer
grössere Schwierigkeiten suchend und über-
windend, gelangte Hulbc zu der Meister-
schaft in technisch-künstlerischer Bearbeitung
und Verzierung des Leders, in der es ihm
nur wenige gleichthun. 1880 siedelte Hulbe

98. vi. 5.
 
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