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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 40.1917

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Volbehr, Theodor: Willi Geiger als Porträtist
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https://doi.org/10.11588/diglit.8539#0164

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Willi Geiger als Porträtist.

ganzen Körperhaltung, gegenüber den beiden
prachtvollen Knabentypen und sogar gegenüber
seinen eigenen Selbstporträts. Zumal dasSelbst-
porträt im Besitze des Kaiser Friedrich-Museum
der Stadt Magdeburg ist nicht mehr die Dar-
stellung eines Künstlers in feldgrauer Uniform,
sondern es ist Darstellung des geistigen Arbei-
ters als Glied des Volksheeres. Und man emp-
findet hier ganz unmittelbar die Ausdrucks-
fähigkeit der zuckenden Linien und Lichter des
Hintergrundes.

In seinen Anfängen hat Willi Geiger sich
manchmal bitter über die Verständnislosigkeit
der „kompakten Majorität der Masse" beklagt.
Die Vorreden zu seinen Veröffentlichungen
gaben ihm Gelegenheit dazu. Man wird auch
von seinen Porträts nicht erwarten dürfen, daß
sie auf die Masse wirken. Aber sie werden
den Kreis der Freunde seiner Kunst sicherlich
erweitern, denn sie bedeuten ein ruhig-sicheres
Wachsen seiner künstlerischen Kräfte. . . th. v.

KUNST, als rein persönliches, innerliches Gnaden-
erlebnis betrachtet, bedarf, um sich mitzuteilen,
der form. In der Welt der Form wird sie zum
schöpferischen Werk. Das Wesen der Kunstform ist
vorwiegend untypisch. Je mehr typische Elemente ein
künstlerisches Formgebilde enthält, desto mehr nähert
es sich dem gewerblichen Erzeugnis.

Der Widerstand, den der Stoff der Formwerdung
entgegenstellt, wird überwunden, durch die über-
ragende Gewalt und Nachhaltigkeit des ursprünglichen
Erlebens und durch Können.

Der Charakter des Werkes wird bestimmt durch
die Anteile, welche das ursprüngliche innere Erlebnis
und das Können an ihm haben.

Unmittelbar lehr- und lernbar ist nur das Können
— Kunst selbst bleibt Gnadenerlebnis.

Jede schöpferische Tat hat inneres, persönliches
Erleben zur Vorausse^ung. ledes schöpferische Tun ist
künstlerischesFormschaffen. Auf jedem Gebietmensch-
licher Tätigkeit gibt es begnadete Schöpfer — Künstler.

Nur das Verhältnis dieser auf ihren Gebieten
Schöpferischen zum fremden Kunstwerk hat Bedeutung.

Können und Wissen allein genügen weder zum
Schaffen noch Aufnehmen des Kunstwerks. Alfred Roller.
 
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