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Müller-Wulckow, Walter: Bedruckte Stoffe der oberrheinischen Leinenindustrie: Max & Kleinberger, Frankfurt a. M. und Schlitz (Oberhessen)
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.8539#0264
Bedruckte Sto/fe der Oberhessischen Leinenindustrie.
gonal gereihten Blumensträußen zeigen den
festen Rückhalt, den ein breit gestreifter Unter-
grund solchem mehr oder weniger lockeren
Muster verleiht, gerade wenn das ziemlich straff
geordnete Streifenmuster der Frau v. Kardorff
dem noch leise schwingenden und pendelnden
von Karl Walser gegenüber steht, das geist-
reich die Rechts- und Linkswendung mit der
Reihung undVersetzung kombiniert. Nur scheint
in diesem Fall eine Gefahr nicht ganz vermieden,
der so viele Stoffdrucker unterliegen, ihrer
Zeichnung nämlich den Schein desWebemusters
zu geben, und dadurch ihrer Drucktechnik das
Odium des Surrogats zu belassen. Zweifellos
ist Stoffdruck ein nachgeborenes Verfahren,
dem aber der Eigenwert unbestritten bleiben
muß, so lange es sich von der Imitation der
Weberei oder Stickerei fern hält. Von stärkster
Wirkung kann es immer nur sein, wenn es die
in ihm selbst angelegten Reize entwickelt und
nicht um fremde buhlt, die es doch nie ganz
erreichen kann. Vermeidet es dieses aber, dann
fallen ihm auch die Früchte all seiner Vorzüge
zu, als deren letzter vielleicht noch erwähnt
werden mag, daß das Muster von der Art des
Stoffes unabhängig ist. Ob die hier abge-
bildeten Muster auf Baumwollstoffen, oder
auf Leinen oder Seide gedruckt werden, das
ist, bis zu einem gewissen, dem besonderen
Feingefühl vorbehaltenen Grade gleichgültig. —
Es bekundet sich auch darin der gletchmache-
rische Zug der Zeit. Multipliziert man aber
die zahlreichen Variationsmöglichkeiten in der
Farbstellung mit der allen Gebrauchszwecken
sich anpassenden Stoffzahl, so ahnt man wohl,
wie sehr dieses Stoffdruckverfahren der Mannig-
faltigkeit der Bedürfnisse und der Geschmacks-
verschiedenheit sich anpaßt. Seine glückliche,
verhältnismäßig rasche Entwicklung durch die
Oberhessische Leinenindustrie ist daher nicht
vom Zufall, sondern von einer hervorragenden
Zeitgemäßheit getragen, dr. w. müller-wulckow.
deckchen in druckstoff. entvv: prof. h. christiansen. ausführung: marx & kle1nbergek.
gonal gereihten Blumensträußen zeigen den
festen Rückhalt, den ein breit gestreifter Unter-
grund solchem mehr oder weniger lockeren
Muster verleiht, gerade wenn das ziemlich straff
geordnete Streifenmuster der Frau v. Kardorff
dem noch leise schwingenden und pendelnden
von Karl Walser gegenüber steht, das geist-
reich die Rechts- und Linkswendung mit der
Reihung undVersetzung kombiniert. Nur scheint
in diesem Fall eine Gefahr nicht ganz vermieden,
der so viele Stoffdrucker unterliegen, ihrer
Zeichnung nämlich den Schein desWebemusters
zu geben, und dadurch ihrer Drucktechnik das
Odium des Surrogats zu belassen. Zweifellos
ist Stoffdruck ein nachgeborenes Verfahren,
dem aber der Eigenwert unbestritten bleiben
muß, so lange es sich von der Imitation der
Weberei oder Stickerei fern hält. Von stärkster
Wirkung kann es immer nur sein, wenn es die
in ihm selbst angelegten Reize entwickelt und
nicht um fremde buhlt, die es doch nie ganz
erreichen kann. Vermeidet es dieses aber, dann
fallen ihm auch die Früchte all seiner Vorzüge
zu, als deren letzter vielleicht noch erwähnt
werden mag, daß das Muster von der Art des
Stoffes unabhängig ist. Ob die hier abge-
bildeten Muster auf Baumwollstoffen, oder
auf Leinen oder Seide gedruckt werden, das
ist, bis zu einem gewissen, dem besonderen
Feingefühl vorbehaltenen Grade gleichgültig. —
Es bekundet sich auch darin der gletchmache-
rische Zug der Zeit. Multipliziert man aber
die zahlreichen Variationsmöglichkeiten in der
Farbstellung mit der allen Gebrauchszwecken
sich anpassenden Stoffzahl, so ahnt man wohl,
wie sehr dieses Stoffdruckverfahren der Mannig-
faltigkeit der Bedürfnisse und der Geschmacks-
verschiedenheit sich anpaßt. Seine glückliche,
verhältnismäßig rasche Entwicklung durch die
Oberhessische Leinenindustrie ist daher nicht
vom Zufall, sondern von einer hervorragenden
Zeitgemäßheit getragen, dr. w. müller-wulckow.
deckchen in druckstoff. entvv: prof. h. christiansen. ausführung: marx & kle1nbergek.